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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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der Nächste. Ohne zu zögern stieg er auf den Stuhl, nahm das Glas entgegen und kippte sich den Inhalt furchtlos hinter die Binde. Ich konnte nur beten, genauso cool zu sein, als sie schließlich mich über ihre Köpfe hoben. Ich nahm das Glas, lächelte tapfer und betrachtete die Flamme. Hutch gab mir einen aufmunternden Klaps auf die Schulter, und in einer einzigen Bewegung warf ich den Kopf zurück und goss mir die brennende Flüssigkeit in den Mund. Zuerst war es heiß, und ich hatte Visionen von Flammen, die in meinem Gesicht loderten, doch nach wenigen Sekunden spürte ich die Wärme, die das Getränk in meinem Mund, meiner Kehle und schließlich in der Speiseröhre hervorrief. Die Tücher fuhren über mein Gesicht, und ich stieß einen Schrei aus, mehr aus Erleichterung denn als Showeffekt. Gesänge mit meinem Namen hallten von den Wänden, und ich warf die Arme in Siegerpose hoch.
    Parkhurst war der Nächste auf dem Stuhl. Sein Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass er nicht gerade begeistert war, das Blut seiner Brüder zu trinken. Er nahm das Glas entgegen, starrte ausdruckslos in die Flamme, und hob es an den Mund. Er goss die zischende Flüssigkeit aus, aber statt in seinem Mund zu landen, floss das Meiste seitlich an seinem Gesicht herunter und sorgte für Flammenzungen, die von den Mundwinkeln bis zu seinem Kinn reichten. Für einen kurzen Augenblick trug er einen flammenden Kinnbart, und es wurde still, als er wild in seinem Gesicht herumschlug und die Flammen zu löschen versuchte. Die beiden Mitglieder, die hinter ihm standen, schritten zur Tat und begruben sein Gesicht unter Tüchern, wobei sie gleichzeitig seine Schreie dämpften. Ich war überzeugt, dass er Verbrennungen erlitten hatte, doch nur Sekunden später kam sein Gesicht unversehrt wieder zum Vorschein. Bloß sein Kragen war leicht verkohlt. Donnernder Applaus und Hochrufe brachen aus, als offensichtlich wurde, dass er unverletzt war. Parkhurst brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass er der Gefahr entronnen war; dann umarmte er Hutch so wild, dass beide von ihren Stühlen fielen, nur um von den Umstehenden aufgefangen zu werden.
    Nachdem die Ordnung wiederhergestellt war, teilten sie uns in Dreiergruppen auf, legten uns erneut Augenbinden an und stellten uns in einer Reihe vor der Tür auf. Im Abstand von wenigen Minuten wurden die Dreiergruppen aus dem Raum geführt und durch den Flur geleitet. Die anderen harrten geduldig eines unbekannten Schicksals. Ich befand mich in der dritten Gruppe. Als wir in Marsch gesetzt wurden, fürchtete ich, dass wir wieder nach draußen gebracht würden.
    »Hier kommt eine schmale Treppe«, ließ eine Stimme uns wissen, nachdem wir durch eine weitere Kellertür geführt worden waren. »Ihr müsst auf allen Vieren hinaufkriechen. Aufstehen ist nicht gestattet. Nach zehn Stufen geht’s scharf nach rechts, seid darauf vorbereitet.«
    Das bedeutete, dass wir nicht nach draußen gingen, sondern endlich unterwegs nach oben ins Clubhaus waren. Ich wusste nicht, wer sonst noch in meiner Gruppe war, aber wir krochen vorsichtig die Stufen hinauf. Nachdem wir die zehnte Stufe erreicht hatten, ließen sie uns aufstehen, damit wir um die scharfe Kurve kamen, und führten uns ein paar Schritte weit, bevor wir wieder auf die Knie mussten, um die nächsten Stufen hinaufzuklettern. Aus den Zimmern über uns drangen Gelächter und entfernter Applaus herunter. Nachdem wir die oberste Stufe erreicht hatten, stellten sie uns in einer Reihe auf und nahmen den ersten aus unserer Gruppe mit. Ein paar Minuten später griff jemand nach meinem Arm.
    »Keine Sorge«, flüsterte Dukes Stimme. »Halt dich an mich, und alles wird gut.«
    Die Stimmen wurden jetzt lauter. Verschiedene Leute brüllten Befehle. Es gab viel gedämpftes Gelächter, und ich konnte nur Bruchstücke dessen verstehen, was gesagt wurde. »Du musst nur einen Schritt vorwärts tun und dann still stehen bleiben«, sagte Duke. »Es ist äußerst wichtig, dass du dich nicht von der Stelle rührst. Bleib einfach nur stehen.«
    Nachdem eine Tür geöffnet worden war, folgte ich Dukes Anweisungen. Ich fühlte mich, als wäre ich in einen Backofen getreten. Nachdem die Tür hinter mir ins Schloss gefallen war, setzte schlagartig Stille ein, und plötzlich lief mir der Schweiß den Rücken hinunter. Ich war wie gelähmt und voller Angst, etwas zu berühren, von dem diese ungeheure Hitze ausging, sobald ich mich bewegte. Das Atmen fiel mir immer schwerer, und

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