Der Geheime Orden
stimmt. Aber mein Onkel Randolph ist ein Delphic-Mann.«
»Haben Sie ihm dieselben Fragen gestellt wie mir?«
»Ein paar davon. Aber wie schon gesagt, es geht ihm nicht gut. Er wird immer wieder bewusstlos. Das Beste, was ich aus ihm herausbekomme, ist ein Nicken.«
»Zu schade. Er hätte verdammt viel mehr darüber erzählen können als ich. Alle Mitglieder haben zu Randolph aufgeschaut.«
»Aber er weiß nichts über die Nacht, in der Abbott verschwand«, sagte ich. »Nur Sie waren dabei.«
»Ja.« Dunhill lehnte sich zurück, und seine breiten Schultern sanken ein wenig herab. Er paffte an der Zigarre und stieß eine dicke Rauchwolke aus. »Ich bin zusammen mit Ras vom Abendessen aufgebrochen. Zuerst gingen wir in sein Zimmer und unterhielten uns eine Weile, dann zog er sich ein schwarzes Hemd und eine schwarze Hose an. Er war davon überzeugt, dass er Schwarz tragen müsse, damit sein Einbruch ein Erfolg wird. Er hatte es in irgendeinem Film gesehen. Dann gingen wir die Linden Street hinauf zum Clubhaus. Die Lichter im Gas waren normalerweise an, aber in jener Nacht waren sie aus irgendwelchen Gründen ausgeschaltet. Umso besser, dann würde uns niemand sehen. Aber selbst zu dem Zeitpunkt glaubte ich noch nicht, dass Ras es wirklich durchziehen wollte. Wir warteten, bis die Straße sich geleert hatte, bevor wir über das Gitter an der Seite des Hauses stiegen und uns in den Hof hinunterließen.« Dunhill hielt inne und schüttelte den Kopf.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte Dalton.
»Bei all seiner Unbeholfenheit war Ras in jener Nacht so beweglich und geschickt wie ein Balletttänzer. Er war eine vollkommen andere Person. Endlich war seine Chance gekommen, sich zu beweisen, und ich war sein Publikum. Er ging zu einem der hinteren Fenster, öffnete seine Werkzeugtasche und bearbeitete das Schloss. Er muss mindestens zwanzig Minuten daran herumgewerkelt haben, konnte das verdammte Ding aber nicht knacken. Ich sagte ihm, er solle abbrechen. Er hatte genug bewiesen, und wir mussten verdammt schnell von dort verschwinden, bevor jemand uns hörte. Aber Ras konnte stur sein wie ein mexikanisches Maultier im Hochsommer. Er ließ von dem Fenster ab und ging zur Hintertür, die in die Küche führte, zog ein anderes Werkzeug hervor und begann an dem Schloss herumzuwerkeln. Und der Teufel soll mich holen, wenn er’s nicht nach ein paar Minuten geöffnet hatte!«
Die Kellner kamen, um unsere Teller abzuräumen und unsere Gläser wieder zu füllen. Die Sonne stand noch immer hoch am Himmel, doch wie aus dem Nichts regnete es plötzlich in Strömen. Unter unserem Säulengang aber blieb es trocken, und wir bestellten Eiskrem und Kuchen zum Nachtisch. Sobald die Kellner wieder auf dem Weg zum Hauptgebäude waren, setzte Dunhill seine Geschichte fort.
»Abbott drehte sich zu mir um, als er die Tür geöffnet hatte. Ich werde niemals seinen Gesichtsausdruck vergessen. Es war eine Mischung aus Verwunderung und überschäumender Freude. Er konnte nicht fassen, dass er die Tür tatsächlich geöffnet hatte, und ich auch nicht.« Dunhills dröhnende Stimme wurde fast zu einem Flüstern, während der Regen auf das Dach des Säulengangs prasselte. Der Wind frischte auf und blies ihm das Haar aus dem Gesicht. Ich betrachtete die schweren Tränensäcke unter seinen Augen. Sie wirkten zornig und gequält. Tiefe Furchen waren in seine Stirn geschnitten. Er schaute auf die Bucht hinaus. Die Wellen brachen sich an der felsigen Küste. Ein großes Boot tanzte auf den Wellen wie eine Gummiente in der Badewanne.
»Dann winkte er mir, dass ich ihm folgen sollte«, sagte Dunhill. »Ich stand immer noch mitten auf dem Hof, schüttelte den Kopf und sagte ihm, er solle zurückkommen. Aber er war wild entschlossen, diesen Raum zu finden.«
»Warum sind Sie nicht mitgegangen?«, fragte Dal ton.
»Weil ich die Hosen gestrichen voll hatte«, sagte Dunhill. »Ich wusste, dass sie uns kriegen würden. Es gab einen neuen Verwalter, der dort wohnte, ein großer Schwarzer namens Moss Sampson. Sie hatten ihn eingestellt, nachdem dieser Ire im Charles gefunden worden war. Es hieß, dass er in Mississippi im Gefängnis gesessen hatte, wegen Mordes an zwei Männern. Ein großer, hässlicher, schwarzer Mann mit Händen, die aussahen, als könnten sie Eisen verbiegen. Ich hatte ihn einmal dabei beobachtet, wie er Feuerholz ins Haus trug. Er war einer dieser Männer, die dich nur anzuschauen brauchten, um dir Schmerzen zuzufügen. Aber abgesehen davon,
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