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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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könnten, was in jener Nacht passiert ist.«
    Dunhill warf mir einen fragenden Blick zu. Ich nickte. Er köpfte seine Zigarre, zündete sie an und ließ sich entspannt im Stuhl zurücksinken.
    »Die meisten Leute erinnern sich nicht mal mehr an Ras«, sagte er. »Wir waren damals fast noch Kinder. Die meisten von uns, die ihn kannten, sind tot oder senil. Ich habe mit ein bisschen Glück meine fünf Sinne beisammen halten können. Mein Gedächtnis lässt langsam nach, aber den Großteil meines Lebens hab ich noch parat.«
    »Sie erinnern sich also daran, dass Abbott versucht hatte, in den geheimen Raum des Delphic Clubs einzubrechen?«, fragte Dalton.
    »Stand das so in dem Artikel?«
    »Zumindest in einem davon«, sagte ich.
    Dunhill nickte langsam. »Er war wie besessen von diesem verdammten Raum«, sagte er. »Er hat von nichts anderem gesprochen.«
    Der Ober kehrte zurück, füllte unsere Gläser nach und nahm unsere Bestellungen entgegen. Ich war nicht überrascht, als Dunhill sein Steak englisch bestellte. Als der Ober ihn fragte, wie er es zubereitet haben wollte, antwortete er: »Ich möchte das Blut sehen.« Nachdem wir bestellt hatten und der Ober den Säulengang verlassen hatte, legte Dunhill den Kopf in den Nacken, blies eine Rauchwolke in die Luft und sagte: »Weiß Aurelius, dass Sie hier sind, Winthrop?«
    »Nein, Sir«, sagte Dalton. »Es ist eine Exkursion, die nichts mit ihm zu tun hat. Sie kennen meinen Vater?«
    »Nicht persönlich, aber jeder weiß, wer er ist. Soviel ich gehört habe, ist er ein kaltherziger Mistkerl. Nichts für ungut.«
    »Kein Problem«, sagte Dalton. »Ganz meine Meinung.«
    »Aber mit seinem Onkel Randolph ist das eine ganz andere Sache«, sagte Dunhill. »Ich bin ihm auf einigen Ehemaligentreffen begegnet. Er war ein Gentleman der alten Schule, großzügig und bescheiden. Lebt er noch?«
    »Noch«, sagte Dalton. »Er hat eine Lungenkrankheit, die ihn langsam umbringt. Aber er weilt noch unter uns.«
    »Tut mir Leid, dass es ihm nicht gut geht. All die Jahre hat er Ihre Familie mit Würde vertreten.«
    Ich wartete, bis Dunhill von seinem Tee getrunken hatte, und fragte dann: »Was genau ist 1927 in jener Nacht passiert?«
    Dunhill setzte sein Glas ab, drehte die Zigarre zwischen den Lippen, nahm sie schließlich heraus und legte sie auf der Tischkante ab. Er verschränkte die Hände auf dem Bauch und schaute aufs Meer hinaus. Seine Augen waren Lichtjahre entfernt.
    »Es war der Abend vor Halloween, und unsere übliche Runde hatte sich zum Abendessen versammelt. Wir waren fünf. Benny Shelton aus Philadelphia, Jasper Cummings aus New York und Thaddeus Arrington aus Boston. Und natürlich Erasmus und ich. Wir aßen an den meisten Abenden gemeinsam. Eine tolle Truppe.« Dunhill lächelte milde, als er sich zurückerinnerte. »Wir verbrachten eine schöne Zeit zusammen. Wie dem auch sei, an jenem Abend sprach Erasmus ununterbrochen davon, in den Delphic einzubrechen. Wir nahmen ihn nie besonders ernst, weil er sich die ganze Zeit mit der Frage beschäftigte, wie er in das Haus hineinkommen und bis zu dem geheimen Raum vordringen könne. Aus irgendeinem Grund glaubte ich ihm an jenem Abend. Er hatte einen Ausdruck in den Augen, den ich nie zuvor bei ihm gesehen hatte.«
    »Warum war er so besessen vom Delphic?«
    »Ras wollte immer beweisen, dass er dazugehörte. Er war kein Sportler wie wir anderen, also fühlte er sich stets ein bisschen unterlegen. Jeder hatte schon von der geheimen Schatzkammer des Delphic gehört. Wahrscheinlich glaubte Ras, wenn er dort einbrechen würde, könnte er damit beweisen, dass er mehr war als einer dieser reichen Sprösslinge, die nur darauf warteten, dass ihnen ihr Erbe zufiel.«
    »Glauben Sie, dass es diesen geheimen Raum wirklich gab?«, fragte ich.
    »Jedenfalls haben alle Leute jahrelang darüber getuschelt«, sagte Dunhill. »Viele glaubten, dass JP Morgan ihn heimlich in den zweiten Stock des Hauses einbauen ließ und ihn mit einem Haufen teurer Gemälde und Kunstgegenstände füllte, die er in Europa erworben hatte. Es gab auch Gerüchte, dass sie Seancen abhielten und mit den Toten kommunizierten. Damals wurde so viel erzählt, dass es kaum möglich war, Wirklichkeit und Legende auseinanderzuhalten.«
    »Was haben Sie denn geglaubt?«, fragte Dalton.
    Dunhill paffte eine Weile an seiner Zigarre. Als sein Gesicht in Rauch gehüllt war, sagte er: »Ich habe geglaubt, dass in dem alten Haus definitiv etwas vor sich ging. Die Mitglieder

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