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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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ein Gaspedal trat, das einen hungrigen Motor fütterte, der ihn daraufhin auf eine Geschwindigkeit beschleunigte, die schlichtweg elektrisierend war. Ich war ein genauso großer Verfechter der Freiheit wie er, aber ich pflegte in anderen Dingen Trost zu finden als in todesverachtenden Manövern mit einem Auto, das kaum groß genug für ihn selbst war und erst recht nicht für uns beide. Doch ich hatte schon vor langer Zeit aufgehört, mich zu beschweren, da ich begriffen hatte, dass Dalton genauso stur war wie ich, und je mehr man versuchte, ihn zu etwas zu bewegen, desto heftiger strebte er in die entgegengesetzte Richtung. Vor der jährlichen Pilgerfahrt zum Winthropschen Familiensitz sprach ich also still meine Gebete und legte es in Gottes Hand, ob ich heil und unversehrt auf dem Beacon Hill und zurück nach Harvard kam, bevor ich mich im Aston Martin anschnallte.
    Wir gingen durch das offene Tor und an der Westseite des Hauses entlang und betraten es durch eine Seitentür, was den Imperator immer besonders störte. Es war der Dienstboteneingang, der direkt in die hintere Küche führte. Der Imperator pflegte Dalton immer wieder daran zu erinnern, diesen Eingang nicht zu benutzen, weil er der Ansicht war, dass er ein falsches Signal aussendete, wenn er nicht die Vordertür benutzte. Also bestand Dalton darauf, durch die Küche hineinzukommen, was den Imperator in den Wahnsinn trieb. Es gab zwei Küchen im Winthrop-Haus: die hintere Küche, in der die Bediensteten den größten Teil der Küchenarbeit erledigten, und die vordere Küche, wo die Familie für sich selbst kochen konnte, wenn dieser Gedanke sie anwandelte. Die hintere Küche stand unter dem Befehl von Erma Tillman, einer riesigen Schwarzen mit silbernem Haar und einer Stimme, die tief genug war, um die Toten zu wecken. Sie war einer der glücklichsten Menschen, denen ich je begegnet war, stets mit einem Lächeln und einer guten Geschichte auf den Lippen, so man denn Zeit hatte, ihr zuzuhören.
    Dalton liebte Erma mehr als seine Eltern. Man konnte es an ihren Augen ablesen, wenn sie sich anschauten und einander neckten. Erma hatte zur Erbmasse des Hauses gehört, genau wie die Monets und die Renoirs, und wie bei den Bildern auch schien ihr Wert für das Haus mit der Zeit immer mehr zu steigen. Sie stand vor dem Ofen, als wir eintraten, und hatte die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Ich habe euch schon gehört, als ihr durch die Acorn Street gefahren seid«, sagte Erma, als Dalton auf sie zukam und ihr einen lauten Kuss auf die Wange drückte. »Weiß Gott, wie sehr würde ich mir wünschen, dass du endlich anfängst, wie ein vernünftiger Mensch zu fahren. Eines Tages wirst du dieses Auto in einen Haufen Schrott verwandeln. Die Geschwindigkeit wird dich noch umbringen.«
    »Da irrst du dich, Erma«, sagte Dalton. »Nicht die Geschwindigkeit bringt einen um, sondern schlechte Autofahrer. Ich bin ein großartiger Fahrer, stimmt’s, Spence?«
    Erma sah mich streng an, und ich winkte ab, ging auf sie zu und küsste sie auf die andere Wange.
    »Guten Abend, Spencer«, sagte Erma mit einem Lächeln. »Wenn er nicht vernünftig genug ist, den Fuß vom Gas zu nehmen, solltest du wenigstens so vernünftig sein, nicht in diese Todesfalle zu steigen.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Sorge, Erma, er hat sich schon gebessert«, sagte ich. »Wenigstens hält er mittlerweile an roten Ampeln.«
    »Finger weg von meinem Ofen!«, schrie Erma. Dalton hatte die Klappe geöffnet und suchte nach unserem üblichen Willkommensschmaus. Erma backte uns immer ein Blech mit selbstgemachten, butterigen Keksen, die sie, ich schwöre, sofort zur Millionärin gemacht hätten, wenn sie das Rezept verkauft hätte. »Du weißt genau, dass du dir die Hände waschen sollst, bevor du an meine Bleche gehst«, sagte sie.
    Während Dalton und ich uns die Hände im Spülbecken wuschen, stellte Erma die heißen Kekse neben zwei Gläser kalten Ciders auf die Küchenplatte.
    »Wen haben sie heute Abend zum Essen angeschleppt?«, fragte Dalton, wobei er sich einen halben Keks in seinen Mund steckte.
    »Ich habe sie noch nie gesehen«, sagte Erma und setzte sich auf einen Hocker. »Vielleicht haben sie geschäftlich mit deinem Vater zu tun.«
    »Großartig, eine weitere Galavorstellung am alten Familiensitz«, sagte Dalton.
    »Du solltest dich heute Abend benehmen«, sagte Erma. »Deinem Vater geht es nicht gut. Er plagt sich seit fast zwei Wochen mit einer Erkältung herum.«
    Die Tür

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