Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
Vom Netzwerk:
mit einem Fuß berührte. Hatte man diese Aufgabe erfüllt, galt es, bis ans andere Ende des Spielfelds zu rennen, die Stöckchen einzusammeln, sie in den Boden zu stecken, seine Hände auf die Stöckchen zu legen und anschließend die Stirn auf die Hände zu drücken. Wenn wir zehn Runden um das Stöckchen geschafft hatten, mussten wir zurück und an den nächsten Läufer übergeben.
    Nachdem jede Mannschaft sich ihre Startreihenfolge überlegt hatte, eröffnete Milgorn das Rennen mit einem Schuss aus der Schrotflinte. Die ersten drei Starter stürzten ihr Bier hinunter und rannten zu den Stöckchen. Sie alle fielen hin, weil sie das Gleichgewicht nicht halten konnten, während sie um die Stöckchen herumwankten. Als sie schließlich fertig waren, rannte jeder in eine andere Richtung auf der Suche nach dem Weg zurück zur Mannschaft. Unser Startläufer stieß mit dem des roten Teams zusammen, und beide fielen zu Boden. Der Läufer der weißen Mannschaft wankte in die genau entgegengesetzte Richtung, und seine Kameraden brüllten ihm nach, er solle umkehren, was er schließlich auch tat, nachdem er sich noch dreißig Meter weiter entfernt hatte.
    Es fiel schwer, nicht über die Jungs zu lachen, wie sie zu den Startlinien zurücktorkelten und zusammenbrachen. Und so ging es weiter, inmitten Betrunkener, die schnarchend auf dem Spielfeld lagen, Grasflecken in Hemden und Gesichtern. Mir erging es ein bisschen besser, da ich dem Alkohol nicht so sehr zugesprochen hatte, doch die zehn Runden um das Stöckchen machten mich fertig. Für kurze Zeit lief ich noch; dann kam plötzlich der Boden auf mich zu, und ich schlug mit dem Gesicht auf. Nach wenigen Sekunden schmeckte ich Gras, und ich brauchte mehrere Versuche, um wieder auf die Beine zu kommen und den Weg zu meiner Mannschaft zu finden. Nachdem ich die Ziellinie überschritten hatte, kippte ich in Dukes Arme. Wir fielen gemeinsam zu Boden und lachten.
    Wir gewannen das Spiel nur, weil der letzte Starter der roten Mannschaft disqualifiziert wurde, nachdem er nur neun statt zehn Runden um das Stöckchen gedreht hatte. Seine Kameraden legten umgehend Protest ein und forderten eine Wiederholung des Spiels, aber Duke und die anderen Mitglieder unseres Teams wollten nichts davon wissen. Doch die Verlierer hörten nicht auf, und aus Gründen, die ich bis heute nicht begreife, begannen sie sich ihrer Kleidung zu entledigen. Sie knöpften und zogen und zerrten, bis sie splitterfasernackt dastanden. Dann stellten sie sich nebeneinander vor uns auf und begannen, uns zu verhöhnen und sich unter stürmischen Schreien zu drehen, wobei sie verlangten, dass wir ihnen eine Revanche gewähren oder unsere männliche Ehre auf Dauer verlieren sollten.
    Duke und die anderen Mitglieder weigerten sich, uns den Sieg wieder abzuerkennen, und brachten uns vor den nackten Protesten in Sicherheit. Sie stellten uns hinter der Scheune auf, spritzten uns mit Schläuchen ab und streiften uns frische Klamotten über. Nachdem alle gesäubert und neu eingekleidet waren, begaben wir uns in den hinteren Bereich des Anwesens. Nach ein paar Minuten konnte ich das Steinhaus auf der anderen Seite des Hügels erkennen. Der Rauch quoll immer noch aus dem Schornstein, und hinter den Fenstern waren schnelle Bewegungen zu sehen. Aus unerfindlichen Gründen musste ich an den Dekan denken und die Wut auf seinem Gesicht, wenn er jemals davon hören sollte, dass seine »Besten und Klügsten« in engen Baumwollshorts und weiten T-Shirts durch hügeliges Gelände zogen, um nach einem alkoholisierten Stöckchenspiel ihren weiblichen Hauptgewinn einzufordern. Die Vorstellung von seinem verzerrten, rot angelaufenen Gesicht und der anschwellenden Halsadern zauberte ein Lächeln in mein Gesicht.
    Als wir den Punkt auf dem Hügel erreicht hatten, von dem aus wir das Steinhaus und die nackten Schönheiten auf der breiten Veranda sehen konnten, brach Jubelgeschrei aus und schallte gen Himmel. Wir liefen die restlichen Meter, um unsere Belohnung zu kassieren.
     
    Als der letzte Mann zum Feld zurückgekehrt war, waren alle anderen schon wieder betrunken, und die Sonne näherte sich dem westlichen Horizont. Ich war völlig erschöpft, und Visionen von meinem kuscheligen Bett schlichen sich in meinen Kopf. Brimmer verkündete, dass die Zeit für die Rückkehr nach Cambridge gekommen sei. Jeder von uns gab Milgorn die Hand und bedankte sich für seine Gastfreundschaft. Wir stiegen in unsere Mannschaftsbusse, und ich warf noch einen

Weitere Kostenlose Bücher