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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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Leben den Diensten für eine der prominentesten Familien Bostons verschrieben hatten. Aber daneben gab es ständig wechselnde junge Mädchen im Haus, und jede Neuerwerbung war hübscher als die vorhergehende. Dalton nannte es die hormonellen Gezeiten des Imperators. Wenn er von einem Mädchen genug hatte, zahlte er sie aus und ließ eine andere ihren Platz einnehmen. Das Verrückte daran war, dass der Imperator bei all seiner Vornehmheit und seiner besessenen Fixierung auf den gesellschaftlichen Status immer nur kesse junge Mädels anschleppte, wenig ausgebildet, ziemlich eingebildet und aus der untersten Schicht. Daltons größte Rache war es immer gewesen, mit ihnen zu flirten und zu schlafen, da er wusste, dass es den Imperator zur Weißglut trieb, zumal er nichts tun oder sagen konnte, ohne sich bloßzustellen.
    Als wir angekleidet waren und, nach ein paar Spritzern Kölnisch Wasser, präsentabel rochen, begaben wir uns über die Haupttreppe hinunter. Die Treppe war eine dieser raumgreifenden, spiralförmigen Konstruktionen, die einen schwindelig werden ließen, wenn man sie zu lange betrachtete. Das Abendessen wurde stets im großen Speisezimmer serviert, aber es gab noch zwei andere Speisebereiche in diesem gigantischen Haus, die bei anderen Gelegenheiten Verwendung fanden. Der Abend begann üblicherweise im vorderen Salon, einem kalten Raum mit ausgestopften Tierköpfen an den Wänden und steifen Holzmöbeln, die knarzten, wenn man sich darauf setzte. Dort wurden massenhaft die erlesensten Vorspeisen serviert, die weit weniger sättigend waren als Ermas Kekse, und wir durften Cocktails trinken, was mir stets ein bisschen seltsam anmutete, da wir noch keine einundzwanzig waren. Aber Dalton konnte nichts Merkwürdiges daran entdecken. Er hatte Wein zum Essen getrunken, seit er dreizehn war.
    Sobald wir den Salon betreten hatten, war offensichtlich, warum diese andere Familie zum Essen eingeladen worden war. Das Mädchen, das vor dem Kamin stand, war die perfekteste Country-Club-Blondine, die man sich vorstellen konnte. Eins musste man den Winthrops lassen: Sie hatten ein Auge für solche Dinge. Es konnte keinen Zweifel daran geben, dass sie ein hübsches Mädchen war, aber sie war das genaue Gegenteil von Daltons Typ. Groß und schlank mit hohen Wangenknochen, einer zierlichen Nase und einer Porzellanhaut, wie man sie an einer skandinavischen Puppe erwarten würde. Sie trug ein langes Abendkleid mit einem rot karierten Rock und einem samtenen Oberteil mit einer großen Satinschleife im Nacken. Als ich sie sah, wusste ich sofort, dass Dalton am liebsten aus dem Zimmer rennen würde. Er stieß mir seine Faust in die Seite und flüsterte: »Ach du Scheiße.«
    »Guten Abend, meine Herren«, sagte der Imperator. Er saß in seinem Lieblingssessel, der irgendwann einmal im Oval Office gestanden hatte und seinem Großvater von einem Präsidenten geschenkt worden war. Das verdammte Ding sah wie ein Thron aus, wuchtig und hölzern und mit einem dicken Lederbezug, der ihn mehrere Zentimeter über uns andere erhob. Er trug seine üblichen weißen Leinenhosen, das marineblaue Jackett und eine perfekt gebundene, hellgelbe Krawatte um seinen dauergebräunten Hals. Er trug niemals Socken, und seine Füße steckten in einem Paar mädchenhafter kleiner Samtslipper, an deren Spitze das komplizierte Wappen der Winthrops eingestickt war. Ich vergaß zu erwähnen, dass die Winthrops ihr eigenes Wappen besaßen, zwei gekreuzte Schwerter über einem geviertelten Schild mit lateinischen Buchstaben und einem Hahnenkopf. Das verdammte Wappen war überall, von den Handtüchern im Badezimmer bis zum Meißener Porzellan. Es war sogar in die Griffe des Tafelsilbers eingraviert.
    Die Schläfen des Imperators wurden grau, doch sein straff frisiertes Haar war immer noch schwarz. Ich hatte zwar nicht die Angewohnheit, die Schönheit anderer Männer zu begutachten, aber der Imperator war ein extrem gut aussehender Mann. Keine Frage, von wem Dalton sein Aussehen geerbt hatte.
    »Guten Abend, Sir«, sagten Dalton und ich im Chor. Wir waren erst eine Minute im Zimmer, da hielt uns eines der Dienstmädchen schon ein Tablett mit kaviargefüllten Pasteten unter die Nase, und wir hatten ein Glas Rotwein in der Hand.
    Ich hasste Wein, aber er war eines der vielen Dinge, die ich in Kauf nahm, wenn ich bei den Winthrops war.
    »Ihr seid beide gut angekommen?«, fragte Mrs. Winthrop. Sie stellte immer dieselbe verdammte Frage, wenn wir den Raum betraten,

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