Der Geheime Orden
Wanderungen durch den Himalaja und Schlauchbootfahrten in Nepal, die nur durch die Berichte über nächtliche Eskapaden in den Schlafsälen des Wellesley College übertroffen wurden. Die Kameraden des Delphic Clubs waren Männer von Welt, deren körperliche und geistige Leistungsfähigkeit nur von ihrem enormen sexuellen Appetit übertroffen wurde.
Als ich am selben Nachmittag die Sporthalle betrat, konnte ich die Spannung förmlich spüren. Die Frühaufsteher trainierten bereits Freiwürfe oder machten Lockerungsübungen. In Trainer Beasleys Büro war alles dunkel, und auch die Assistenztrainer waren nicht draußen in der Halle und plauderten wie sonst immer vor dem Training. Unser kleiner Fanclub der vier alten Männer, die normalerweise auf den Tribünen neben dem Vordereingang saßen, fehlte bereits das zweite Mal hintereinander, das Blut war weggewischt und der Hallenboden gewachst und gebohnert worden. Ich ging in den Umkleideraum und sah Mitch in Straßenkleidung vor seinem Spind sitzen und mit Gielen reden. Es war offensichtlich, dass er heute nicht mit uns trainieren würde.
»Ich hab schon mit meinem Vater darüber gesprochen«, sagte Mitch gerade. »Er hat sich darüber aufgeregt, dass ich nicht die Chance hatte, ihn mehr als einmal zu schlagen.«
»Beim Trainer ist der Stolz mehr verletzt als alles andere«, sagte Gielen. »Wenn ein bisschen Zeit vergangen ist, wird sicher Gras darüber wachsen.«
»Jemand meinte, dass ich vor den Verwaltungsrat musste.«
Der Verwaltungsrat war Harvards Disziplinarge richt, das sich mit allen möglichen Delikten beschäftigte, von Verstößen gegen die akademischen Standesregeln bis hin zu Anklagen wegen sexueller Belästigung. Er spricht eine Empfehlung an das Dekanat aus, welche Strafe für das jeweilige Vergehen verhängt werden soll.
»Darüber würde ich mir keine Sorgen machen«, sagte ich. »Der Trainer hat dich zuerst gestoßen. Ich glaube nicht, dass er den Vorfall an die große Glocke hängen wird. Im Grunde hat er dich angegriffen und nicht umgekehrt.«
»Genau das stößt meinem Vater ja so sauer auf«, sagte Mitch. »Er wollte den nächsten Flieger nehmen und mit Präsident Rudenstine sprechen, aber ich konnte ihn überreden, noch eine Weile stillzuhalten.«
»Gute Idee«, sagte ich. »Die Wogen sollten sich erst einmal glätten. Wer leitet heute das Training?«
»Zimowski«, sagte Gielen. »Der Trainer war heute Vormittag beim Zahnarzt und ist noch ein bisschen high von den Betäubungsspritzen.«
Mitch griff seine Sporttasche und wandte sich zum Gehen.
»Was haben sie gesagt? Wann darfst du wieder trainieren?«, fragte ich.
»Ich bin morgen früh mit ihm verabredet«, sagte Mitch.
»He, betrachte einfach mal die gute Seite«, sagte ich. »Wenn es mit dem Basketball nichts mehr wird, kannst du jederzeit im Boxteam anfangen.«
Es war wahrscheinlich das erste Mal seit dem Faustschlag, dass Mitch lächelte.
Das Training verlief relativ ereignislos, und alle taten ihr Möglichstes, nicht zu erwähnen, was zwischen Mitch und dem Trainer vorgefallen war. Zimowski ließ es locker angehen, indem er uns die meiste Zeit spielen ließ und uns fünfzehn Minuten früher nach Hause schickte. Ich kam rechtzeitig in den Speisesaal, bevor die Küche schloss, und hoffte, dass ich Ashley sehen würde, hatte aber kein Glück. Also holte ich mir einen Teller Truthahn mit Makkaroni und Käse und kehrte in mein Zimmer zurück.
Percy hatte die Tür geschlossen, aber ich hörte ihn und Hartmann die Tonleiter rauf und runter trällern und dann eine ihrer Melodien singen. Ich konnte im Leben nicht verstehen, warum zwei Studenten Lieder sangen, die selbst unsere Eltern nicht mehr hören konnten. Ich stellte mein Abendessen in die Mikrowelle, schenkte mir ein großes Glas gesüßten Eistee ein, den ich aus dem Speisesaal herausgeschmuggelt hatte, und lümmelte mich auf die Couch. Gerade als ich den Fernseher eingeschaltet hatte, klingelte das Telefon.
Es war Dalton. »Wir haben ein Problem«, sagte er.
»Was ist los?«
»Ich habe gerade einen Anruf von Onkel Randolphs Sekretärin bekommen. Er wollte wissen, ob ich etwas mitgenommen habe, als ich das letzte Mal bei ihm war, und wenn ja, dass ich es sofort zurückbringen müsse. Onkel Randolph war äußerst erregt, weil etwas Wichtiges aus seinem Büro verschwunden war.«
»Hattest du nicht gesagt, dein Onkel weiß kaum noch seinen eigenen Namen?«, sagte ich. »Wie konnte er da bemerken, dass du die Kiste
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