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Der Geheime Orden

Der Geheime Orden

Titel: Der Geheime Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Smith
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Danach verlief alles wie in Zeitlupe. Zuerst sah ich, wie Mitch seine rechte Hand zur Faust ballte.
    Dann sah ich Gielen und Malcolm, die in dem Augenblick Mitch am nächsten standen und nun vorwärtsstürzten, um ihn festzuhalten. Der Trainer drehte den Kopf leicht zur Seite, um uns anderen etwas zu sagen; als er sich dann wieder Mitch zuwandte, traf ihn der Schlag direkt von der Seite im Gesicht.
    Haben Sie schon einmal diese Zeitlupenwiederholungen von Knockoutschlägen beim Boxen gesehen, wo der eine Typ einen direkten Treffer landet und sich das Gesicht des anderen um seinen Handschuh zu wickeln scheint, bevor der Mundschutz herausfliegt und die Lippen zu flattern beginnen? Nun, genau das passierte mit unserem Trainer, nur dass ihm statt des Mundschutzes die Pfeife herausflog, und dazu ein dicker Blutstrahl mit ein paar Zähnen dabei. Seine Knie wurden weich, und bevor jemand ihm zu Hilfe eilen konnte, sank er zu Boden, und um sein Gesicht herum bildete sich eine Lache aus hellrotem Blut.
    Danach war die Hölle los. Malcolm und Gielen bekamen Mitch zu fassen und hielten ihn davon ab, seinen Feldzug fortzusetzen. Die Assistenztrainer fielen auf die Knie, um ihrem Chef zu helfen, und irgendjemand rief nach einem Sanitäter. Ich stand wie versteinert da, fragte mich, ob der Trainer bewusstlos war, und fürchtete, dass Mitch sich soeben um einen Harvardabschluss gebracht hatte. Die halbe Mannschaft hatte sich über den Trainer gebeugt, die andere Hälfte war um Mitch versammelt. Die Türen flogen auf, und zwei Sanitäter kamen mit ihren Verbandskoffern und Eisbeuteln in die Sporthalle gerannt.
    Nachdem sie den Trainer eine halbe Stunde lang notversorgt hatten, beförderten sie ihn in den Behandlungsraum, und wir anderen begleiteten Mitch in den Umkleideraum. Es wurde nicht viel gesprochen, auch nicht von Mitch, dem allmählich klar wurde, in was für eine gefährliche Lage er sich gebracht hatte. Alle duschten sich schweigend und zogen sich an, und statt mit dem Rest der Mannschaft zum Kirkland House zu ziehen, fuhr ich zurück nach Lowell zum Abendessen, immer noch unter Schock. Ich erreichte gerade noch den Speisesaal, bevor die Küche geschlossen wurde.
    »Wir haben zu«, ertönte eine Stimme von der anderen Seite der Essensausgabe.
    Ich blickte auf, sah in das Gesicht von Ashley Garrett und lächelte.
    »Wer konnte es anders sein«, sagte sie.
    »Heute ist mein Glückstag«, sagte ich.
    »Und warum kommst du erst eine Minute, bevor die Küche schließt?«
    »Das Basketballtraining hat heute länger gedauert.«
    »Du spielst Basketball? Das würde ich gerne sehen.«
    »Klar spiele ich Basketball. Tu nicht so überrascht.«
    »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie du nach herrenlosen Bällen über den Boden hechtest.«
    »Was weißt du denn von Basketball?«, fragte ich.
    »Mein Bruder war Mannschaftsführer an der Rindge and Latin. Er spielt jetzt für Memphis.«
    Die Cambridge Rindge and Latin High School war die frühere Schule von Patrick Ewing und besaß eines der besten Basketballteams an der Ostküste. Schon mehrere ihrer Schüler hatten den Sprung in die NBA geschafft, und ihr Coach war zu einem Star geworden und mittlerweile ein renommierter Trainer an der St. John’s University. Ashleys Bruder befand sich also ganz offensichtlich in guter Gesellschaft.
    »Kannst du spielen?«, fragte ich.
    »Zweite Mannschaft der Landesauswahl in meinem letzten Schuljahr«, sagte sie. »Wenn ich mir nach der halben Saison nicht den Knöchel vermurkst hätte, wäre ich in die erste Mannschaft gekommen.«
    »Lass uns zumachen, Ashley«, rief ein Mann hinten aus der Küche. »Ich möchte heute Abend mal zu einer anständigen Zeit nach Hause kommen.«
    »Also, was darf’s jetzt sein?«, fragte sie mich. »Hackbraten oder Pizza?«
    Ich sah mir beides an und sagte: »Eine richtige Pizza bei Tommy’s und für die Nachspeise ins Emack and Bolio’s. Ich lade dich ein.«
    »Du fragst mich, ob ich mit dir ausgehe?«
    »Genau.«
    »Dann muss ich ablehnen.«
    »Warum?«
    »Weil ich mir fünf Minuten, nachdem ich einen Fuß auf diesen Campus gesetzt hatte, geschworen habe, niemals mit einem Harvard-Mann auszugehen.«
    »Na gut. Hast du schon gegessen?«
    »Wir essen, nachdem wir die Küche geschlossen haben.«
    »Willst du wirklich die Reste aus diesen Kübeln essen?«
    Sie sah auf die trockenen Pizzen hinunter und die hart gewordenen Kanten des klumpigen Hackbratens. »Nicht unbedingt.«
    »Nun, da wir beide etwas essen

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