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Der geheime Stern

Der geheime Stern

Titel: Der geheime Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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loyale Freundinnen”, bemerkte er. “Ich mache mich jetzt mal auf die Suche nach der Kundenliste.”
    “Sie kennen ja den Weg.” Bailey schloss die Schachtel und trug sie zurück zum Tresor.
    Grace war ganz in Schwarz gekleidet. Es war sechs Uhr abends, und es begann zu nieseln, was nicht für Abkühlung sorgte, sondern die ganze Stadt in ein riesiges Dampfbad verwandelte. Die Schmerzen, die schon seit Stunden irgendwo ganz hinten in ihrem Kopf lauerten, brachen mit voller Wucht durch.
    Sie hatte noch eine Stunde Zeit, ehe die Totenwache begann, die sie selbst sehr kurzfristig auf Wunsch ihrer Tante arrangiert hatte. Helen Fontaine hatte ihre eigene Art zu trauern – wie sie überhaupt für alles ihre eigene Art hatte. Sie hatte Grace mit kalter Verachtung gestraft, jede Form von Anteilnahme abgewehrt und auf einer umgehenden Bestattung bestanden. Zudem hatte sie verlangt, dass Grace sämtliche Vorbereitungen allein traf und die Kosten übernahm.
    Grace lief durch den großen Raum mit den üppigen Blumengestecken, den roten Vorhängen und dem dicken Teppich. Etwas Luxus wurde erwartet, schließlich würde über die Trauerfeier in den Zeitungen berichtet werden, und die Fontaines wollten keinen Anlass zur Kritik geben.
    Es war nicht schwer gewesen, die Beerdigung zu organisieren – die Musik, die Blumen, die Kanapees. Ein paar Telefonate und die Erwähnung des Namens Fontaine hatten genügt. Das Bild von Melissa, ein großes Farbfoto in einem glänzenden Silberrahmen, stand zwischen zwei schweren Silbervasen mit roten Rosen.
    Allerdings gab es keine aufgebahrte Leiche.
    Grace hatte dafür gesorgt, dass Melissas Leiche von der Polizei freigegeben wurde. Dann hatte sie den Scheck für die Einäscherung ausgeschrieben, auf die ihre Tante bestand. Bedankt hatte die sich allerdings mit keinem Wort.
    So war es schon damals gewesen, als Grace nach dem Tod ihrer Eltern von ihrer Tante aufgenommen worden war. Man hatte ihr alles gegeben, was ein Kind zum Leben brauchte – und noch viel mehr. Sie war in wunderschönen Häusern in verschiedenen Ländern aufgewachsen, hatte teure Kleidung getragen und eine exzellente Ausbildung genossen. Dabei war ihr ständig vorgeschrieben worden, was und wie sie zu essen hatte, wie sie sich benehmen und kleiden sollte, mit wem sie befreundet sein durfte und mit wem nicht. Und immer wieder war sie daran erinnert worden, wie dankbar sie für all das zu sein hatte. Irgendwann hatte sie aufbegehrt, hatte gegen die Erwartungen und Anforderungen rebelliert. Sie war nicht mehr fügsam gewesen, nicht mehr formbar, nicht vorhersehbar. Irgendwann war der Schmerz über den Verlust ihrer Eltern schwächer geworden und damit auch die kindliche Sehnsucht danach, geliebt und akzeptiert zu werden.
    Sie hatte den Medien jede Menge Anlass geboten, über sie zu berichten. Wilde Partys, unkluge Affären, maßlose Geldverschwendung.
    Als auch das nicht half, hatte sie begonnen, nach etwas anderem zu suchen, um sich endlich zu spüren.
    Und dabei hatte sie sich selbst gefunden.
    Heute Abend würde sie so sein, wie ihre Familie es von ihr erwartete. Sie würde die nächsten endlosen Stunden durchstehen, ohne sich ihren Schmerz anmerken zu lassen.
    Sie ließ sich schwer auf das Sofa mit den dicken Samtkissen fallen. Ihr Kopf schmerzte, ihr Magen zog sich zusammen. Mit geschlossenen Augen versuchte sie sich zu entspannen. Sie hatte noch eine Stunde allein für sich. Gerade als sie einen zweiten tiefen Atemzug nahm, hörte sie gedämpfte Schritte auf dem dicken Teppich. Ihre Schultern versteiften sich, hastig richtete sie sich auf und öffnete die Augen.
    Bailey und M.J.
    Voller Dankbarkeit schloss sie die Augen wieder. “Ich habe doch gesagt, dass ihr nicht kommen sollt.”
    “Als ob wir darauf hören würden.” M.J. ergriff ihre Hand.
    “Cade und Jack parken den Wagen.” Bailey setzte sich neben sie und ergriff die andere Hand. “Wie geht es dir?”
    “Besser.” Tränen brannten in Graces Augen. “Viel besser jetzt.”
    Auf einem Anwesen nicht sehr weit entfernt starrte ein Mann in den Nieselregen hinaus.
    Jeder Einzelne hat versagt, dachte er. Viele hatten für ihr Versagen bezahlt. Doch Vergeltung war nur ein armseliger Ersatz für die Sterne von Mithra.
    Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass es sich nur um eine kleine Verzögerung handelte. Die drei Sterne gehörten ihm, sie waren ihm bestimmt. Er hatte von ihnen geträumt, hatte sie in seinen Träumen in den Händen gehalten. Manchmal waren

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