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Der geheime Stern

Der geheime Stern

Titel: Der geheime Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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diese Hände menschlich gewesen, manchmal nicht, aber immer hatte es sich um seine Hände gehandelt.
    Er nippte an seinem Wein, schaute in den Regen und dachte über die nächsten Schritte nach.
    Drei Frauen hatten seinen Plan vereitelt. Das war erniedrigend, und dafür würden sie bezahlen.
    Die Salvinis waren tot – Bailey James.
    Die Idioten, die er angeheuert hatte, um ihm den zweiten Stern zu besorgen, waren tot – M.J. O’Leary.
    Der Mann, den er wegen des dritten Sterns losgeschickt hatte, war definitiv tot – Grace Fontaine.
    Er lächelte. Diesen albernen Versager hatte er höchstpersönlich zur Strecke gebracht. Wie konnte er es auch wagen zu erklären, die Frau hätte sich gewehrt, wäre weggerannt und dann in den Tod gestürzt? Zu erklären, dass er erfolglos nach dem Stein gesucht hätte?
    Dieser Misserfolg war ärgerlich genug gewesen, doch dann stellte sich auch noch heraus, dass die falsche Frau tot war und dieser Idiot Geld und Schmuck hatte mitgehen lassen, ohne ihm etwas davon zu sagen! Nun, eine solche Untreue konnte er beim besten Willen nicht durchgehen lassen.
    Verträumt in sich hineinlächelnd nahm er einen glitzernden Diamantohrring aus der Jackentasche. Grace Fontaine hatte ihn an ihrem reizenden Ohr getragen. Jetzt diente er ihm als Glücksbringer.
    Er hatte nur noch wenige Tage Zeit, bevor die drei Sterne zurück ins Museum gebracht wurden, und es würde monatelanger, wenn nicht jahrelanger Planung bedürfen, sie wieder aus den heiligen Hallen zu entfernen. Und er hatte nicht vor, so lange zu warten.
    Vielleicht war er bislang einfach zu zögerlich vorgegangen. Womöglich verlangten die Götter ja mehr Einsatz von ihm, wollten, dass er ein größeres persönliches Risiko einging.
    Er entschied, dass es an der Zeit war, aus dem Schatten zu treten und sich den Frauen zu stellen, die ihm sein Eigentum vorenthielten. Die Vorstellung erregte ihn, mit einem Mal war er begeistert von all den Möglichkeiten, die sich ihm boten.
    Es klopfte an der Tür. “Herein!”
    Der Butler blieb respektvoll auf der Türschwelle stehen, seine Stimme war tonlos. “Verzeihen Sie, Sir. Ihre Gäste sind eingetroffen.”
    “Sehr schön.” Er trank den Wein aus und stellte die leere Kristallflöte auf den Tisch. “Ich komme.”
    Nachdem sich die Tür wieder geschlossen hatte, trat er vor den Spiegel, musterte seinen tadellosen Smoking, die diamantenen Manschettenknöpfe und die goldene Uhr am Handgelenk. Dann studierte er sein Gesicht – die weichen Konturen, die gepflegte, blassgoldene Haut, die aristokratische Nase und den festen, wenn auch ein wenig schmalen Mund. Dann strich er sich über das perfekt geschnittene grau melierte Haar.
    Schließlich blickte er sich lächelnd in die Augen. Helles, fast durchsichtiges Blau lächelte zurück. Seine Gäste würden einen gepflegten zweiundfünfzigjährigen Mann zu sehen bekommen, gebildet und belesen, höflich und unterhaltsam. Sie wussten nichts von den Plänen und Ideen, die er im Herzen trug. Sie konnten nicht das Blut an seinen Händen sehen, mit denen er vor vierundzwanzig Stunden einen Mann getötet hatte.
    Bei der Erinnerung daran empfand er nichts als reine Freude. Gleich würde er mit den einflussreichsten Menschen der Stadt zu Abend essen und dabei die ganze Zeit über wissen, dass er sie mit bloßen Händen umbringen konnte. Wenn er es wollte.
    Er lachte in sich hinein, steckte den Ohrring zurück in die Tasche und ging aus dem Zimmer.

5. KAPITEL
    A ls Seth das Beerdigungsinstitut betrat, war sein erster Gedanke, dass er versehentlich auf einer Cocktailparty gelandet war. Leute standen oder saßen in kleinen Gruppen zusammen, knabberten an Kanapees und tranken Wein. Zu den Klängen von Chopin hörte man gedämpftes Gemurmel, hin und wieder erklang ein leises Lachen.
    Schluchzen, gar Weinen hörte man nicht.
    Die Lichter waren gedimmt, der Duft der Blumen mischte sich mit den Parfumnoten der Frauen wie der Männer. Seth sah vornehme und gelangweilte Gesichter.
    Trauer sah er nicht.
    Aber er sah Grace. Sie schaute gerade in das Gesicht eines großen, schlanken Mannes hinauf, dessen goldener Teint die strahlend blauen Augen betonte. Er hielt ihre Hand fest umschlossen und lächelte gewinnend, während er eifrig auf sie einredete. Sie schüttelte einmal den Kopf, legte eine Hand an seine Brust, ließ es dann zu, dass er sie in ein Nebenzimmer schob.
    Seth verzog verächtlich die Lippen. Eine Beerdigung war offenbar ein großartiger Anlass zum

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