Der geheime Stern
traf sie mitten ins Herz, dass er verstand. “Das alles hat überhaupt nichts mit dem Mordfall zu tun. Warum fragst du mich so aus?”
“Weil es mich interessiert. Weil du mich interessierst.”
Sie schenkte ihm ein Lächeln – halb einladend, halb ironisch. “Ach ja? Das sah gestern, als ich mit dir ins Bett wollte, ganz anders aus. Aber kaum siehst du mich mit einem kranken Baby auf dem Arm, änderst du deine Meinung?” Sie ging langsam auf ihn zu, strich mit den Fingerspitzen über sein Hemd. “Nun, wenn es das ist, was dich anmacht, Lieutenant …”
“Tu das nicht.” Er hielt ihre Hand fest. “Das ist dumm. Und ärgerlich. Da drinnen treibst du keine Spielchen.”
“Nein, weil es mir enorm wichtig ist. Aber das macht keine Heldin aus mir. Ich bin immer noch dieselbe Frau wie gestern Abend.” Sie entzog ihm ihre Hand. “Ich will dich. Ich will mit dir schlafen. Das irritiert dich, Seth. Nicht die Tatsache, dass ich Lust auf dich habe, sondern dass ich es dir so direkt zeige. Würdest du es vorziehen, dass ich die Unsichere spiele und mich von dir erobern lasse?”
Er wünschte, sein Problem wäre so gewöhnlich. “Vielleicht will ich erst wissen, wer du bist, bevor ich mit dir schlafe. Ich habe viel Zeit damit zugebracht, mir dein Gesicht einzuprägen – auf dem Porträt in deinem Haus. Und dabei habe ich mir Fragen gestellt. Jetzt begehre ich dich. Aber ich möchte, dass erst alle Puzzleteile zusammenpassen.”
“Möglicherweise wird dir das Ergebnis nicht sonderlich gefallen.”
“Möglicherweise nicht.”
Nachdenklich neigte sie den Kopf zur Seite. “Ich muss heute Abend zu einer Veranstaltung. Eine Cocktailparty von einem unserer wichtigsten Stiftungsförderer. Ich kann es mir nicht leisten, nicht hinzugehen. Warum gehen wir nicht zusammen und schauen, was danach geschieht?”
Ihm war klar, dass ein solcher Schritt weitreichende Konsequenzen hatte. Sie war nicht einfach nur eine Frau, er war nicht einfach nur ein Mann. Was auch immer sich zwischen ihnen abspielte, war schon jetzt unvernünftig.
“Denkst du immer so sorgfältig nach?”, fragte sie lächelnd.
“Ja.” Doch er musste feststellen, dass seine Überlegungen zu keinem Ergebnis führten. “Ich kann nicht garantieren, dass ich heute Abend Zeit habe. Nicht solange der Fall nicht gelöst ist.” Er begann bereits, Termine und Schreibarbeit im Geiste zu verschieben. “Aber wenn ich es schaffe, hole ich dich ab.”
“Um zwanzig Uhr reicht. Wenn du um viertel nach acht nicht da bist, gehe ich davon aus, dass du zu tun hast.”
Keine Beschwerden, dachte er verwundert. Keine Forderungen. Die meisten Frauen, die er kannte, begannen automatisch zu schmollen, wenn seine Arbeit vorging. “Ich rufe an, falls ich es nicht schaffe.”
“Wie auch immer.” Sie setzte sich wieder. “Ich glaube kaum, dass du vorbeigekommen bist, um etwas über mein zweites Leben herauszufinden oder um dich mit mir zu einer Cocktailparty zu verabreden.” Sie setzte ihre Sonnenbrille wieder auf. “Wieso bist du hier?”
Er griff in seine Jackentasche und zog das Foto hervor. Grace erhaschte einen kurzen Blick auf das Pistolenhalfter und fragte sich, ob er jemals in die Verlegenheit gekommen war, die Waffe zu benutzen.
“Ich vermute, du hast die meiste Zeit mit Verwaltungsaufgaben zu tun.” Sie nahm das Foto entgegen, betrachtete aber weiter Seths Gesicht. “Bestimmt nimmst du selbst nicht viele Verhaftungen vor, oder?”
Sie glaubte, einen Anflug von Belustigung in seinem Blick zu entdecken, doch seine Mimik blieb ernst. “Ich ziehe es vor, in Übung zu bleiben.”
“Klar”, murmelte sie. “Hab ich mir schon gedacht.”
Jetzt senkte sie den Blick auf das Foto. “Ah, Joe Cool. Oder eher Don Juan? Jean-Paul Cool?”
“Du kennst ihn?”
“Quatsch. Aber ich kenne diesen Typ Mann. Vermutlich kann er die richtigen Worte in drei Sprachen sagen, spielt Bakkarat, trinkt Brandy und trägt schwarze Seidenunterwäsche. Die Rolex, die Manschettenknöpfe und der Diamantring am kleinen Finger sind selbstverständlich Geschenke von seinen Verehrerinnen.”
Beeindruckt setzte Seth sich neben sie. “Und wie lauten die richtigen Worte?”
“Du bist die schönste Frau in diesem Raum. Ich bete dich an. Mein Herz schlägt schneller, wenn ich in deine Augen sehe. Dein Ehemann ist ein Idiot. Und: Darling, du darfst mir nicht so viele Geschenke machen.”
“Selbst erlebt?”
“In Variationen. Nur war ich nie verheiratet. Und ich verschenke aus
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