Der geheime Stern
die Schreibtischkante und erzählte, woran sie sich erinnern konnte.
“Ich hatte auch solche Träume”, murmelte Bailey. “Und ich habe sie immer noch. Genau wie M.J.”
Grace verlagerte unbehaglich ihr Gewicht. “So wie mein Traum?”
“Zumindest sehr ähnlich. Das kann kein Zufall sein.” Sie streckte Grace ihre Hand hin. “Gut, werfen wir einen Blick auf die Diamanten.”
“Damit brichst du doch nicht irgendwelche Gesetze, oder?”
Bailey warf ihr einen amüsierten Blick zu. “Ich denke, nach allem, was ich bereits angestellt habe, können wir dies hier vernachlässigen.” Gemeinsam liefen sie die Treppe hinunter. Auf den letzten Stufen konnte Bailey einen Schauer nicht unterdrücken, schließlich hatte sie sich hier vor einem Mörder versteckt.
Grace legte einen Arm um ihre Schulter. “Geht es? Ich will mir gar nicht vorstellen, was genau passiert ist. Und trotzdem arbeitest du nach wie vor hier und wirst immer wieder daran erinnert.”
“Es wird schon besser. Gace, ich habe meine Stiefbrüder einäschern lassen. Besser gesagt, Cade hat alles arrangiert. Er will nicht, dass ich mich darum kümmere.”
“Er hat recht. Du schuldest deinen Brüdern nichts, Bailey. Hast du nie. Wir sind deine Familie, und wir werden es immer bleiben.”
“Ich weiß.”
Sie standen vor der dicken Stahltür, das Alarmsystem war außerordentlich kompliziert, und Bailey brauchte trotz der langjährigen Übung volle drei Minuten, um es abzustellen.
“Vielleicht sollte ich so was in meinem Haus installieren lassen”, murmelte Grace. “Dieser Bastard hat den Safe geknackt wie einen Kaugummiautomaten. Er hat den Schmuck sicher schon weiterverkauft. Es ist furchtbar, dass darunter auch der Schmuck ist, den du für mich entworfen hast.”
“Du bekommst neuen. Um genau zu sein”, Bailey drückte ihr eine Samtschachtel in die Hand, “möchte ich jetzt gleich damit anfangen.”
Gespannt öffnete Grace die Schachtel, in der schwere goldene Ohrringe lagen. Der matte goldene Halbmond war mit dunklen Smaragden, Saphiren und Rubinen besetzt.
“Bailey, die sind wunderschön.”
“Ich habe sie entworfen, bevor … nun ja, vorher eben. Und als sie fertig waren, wusste ich sofort, dass sie dir gehören.”
“Ich habe aber gar nicht Geburtstag.”
“Ich dachte, du wärst tot.” Baileys Stimme zitterte. “Ich dachte, ich würde dich nie mehr wiedersehen. Feiern wir, dass ich mich geirrt habe.”
Grace zog ihre schlichten Clips von den Ohren und legte Baileys Geschenk an. “Wenn ich sie nicht trage, werde ich sie zusammen mit dem Schmuck meiner Mutter aufbewahren. Mit dem Schmuck, der mir am meisten bedeutet.”
“Sie stehen dir fantastisch. Das wusste ich gleich.” Bailey drehte sich wieder um, nahm eine größere Schachtel aus dem Regal und hob den Deckel ab.
Grace streckte die Hand nach einem Stein aus – nach ihrem Stein. “Ich habe ihn im Traum genauso in meiner Hand gespürt. Er pulsierte wie ein … wie ein Herz.” Sie lachte kurz, doch das Lachen klang unsicher. “Mein Herz. Mir wird erst jetzt klar, dass es sich so anfühlte. Es war, als ob ich mein eigenes Herz in den Händen hielte.”
“Es gibt eine Verbindung.” Ein wenig blass geworden nahm Bailey einen zweiten Diamanten aus der Schachtel. “Ich verstehe es zwar nicht, aber ich weiß es. Das ist der Stern, den ich bei mir hatte. Und wenn M.J. jetzt hier wäre, hätte sie ihren Diamanten ausgewählt.”
“Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich mal an so etwas glauben würde.” Grace wog den Stein in ihrer Hand. “Ich habe mich geirrt. Es ist sogar sehr leicht, es zu glauben. Es zu wissen. Wir beschützen sie, Bailey. Oder beschützen sie uns?”
“Ich denke, beides ist richtig. Sie haben mir Cade geschenkt.” Zärtlich legte sie ihren Stein wieder in die Schachtel und berührte mit der Fingerspitze den daneben. “Und M.J. haben sie Jack geschenkt.” Ihr Gesicht wurde weich. “Ich habe vorhin kurz den Laden für sie aufgeschlossen”, fuhr sie fort. “Jack hat M.J. hineingezerrt und ihr einen Ring geschenkt.”
“Einen Ring?” Grace schlug eine Hand vor die Brust. “Einen Verlobungsring?”
“Einen Verlobungsring. Sie hat die ganze Zeit herumdiskutiert, Jack immer wieder gesagt, er solle sich nicht wie ein Trottel aufführen. Sie bräuchte keinen Ring. Aber er hat sie einfach ignoriert und diesen wunderschönen Turmalin ausgesucht – eckiger Schliff, von Diamanten eingefasst. Den habe ich vor ein paar Monaten
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