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Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)

Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)

Titel: Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lear
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bequemes Abteil. Er klagte über Kopfschmerzen – die Soldaten hätten ihn mit Whiskey gefügig gemacht, aber fürs Erste wollte er nicht mehr über sein ›Martyrium‹ erzählen –, und auch mein Kopf platzte, aber aus anderen Gründen. Ich begriff einfach nicht, was hier vor sich ging, direkt vor meiner Nase, in diesem Zug. Ich war verwirrt und stand wohl auch unter einem leichten Schock. Die Entdeckung der Leiche, Andrews’ Kummer, das Versteckspiel und vor allem die brutalen Methoden von Kommissar Dickinson – all das war zu viel für mich. Halbherzig plauderten wir noch ein wenig, dann fielen wir beide zu meiner Schande in Schlaf.
    Ich wurde wach, als Bertrand an meinem Ärmel zupfte.
    »Wir haben wieder angehalten, Mitch!«
    Meine Augen waren trocken, die Zunge klebte mir am Gaumen; ich habe für Mittagsschlaf nichts übrig. Ich hatte sonderbar und lebhaft geträumt, und es dauerte ein Weilchen, bis mir wieder einfiel, was Wirklichkeit war und was Fantasie. Hier saß Bertrand – und er war durchaus aus Fleisch und Blut –, und vorm Fenster waren die Lichter des Bahnhofs von Peterborough. Draußen war es schon dunkel. Auf unserem Weg nach Süden war der Schnee einem scheußlichen Schneeregen gewichen, der den Bahnsteig schimmern ließ.
    Ich hörte das Schlagen von Wagentüren und stapfende Schritte, dann sah ich das unverkennbare Dunkelblau einer britischen Polizeiuniform. Als ich den Bahnsteig überblickte, erkannte ich, dass es an diesem Bahnhof vor Polizisten nur so wimmelte. Wie sie dorthin gelangt waren, konnte ich mir im Augenblick nicht erklären, aber Sinn und Zweck ihrer Anwesenheit war nur allzu klar. Sie stiegen an jedem Ende des Zuges ein und bewachten jede Tür. Wir waren umzingelt.
    Ich hörte rennende Schritte und trat rasch auf den Gang, wo ich beinahe mit Mr. Andrews zusammengeprallt wäre. Seine Augen waren weit aufgerissen, seine Stirn schweißnass. Er schrie fast, als er auf mich zu rannte, doch dann zeichnete sich eine unmögliche Hoffnung in seinem Gesicht ab.
    »Können Sie mich verstecken?«
    »Ich weiß nicht –«
    »Sie müssen mir glauben, ich habe ihn nicht umgebracht. Ich liebte ihn. Sie begreifen das. Bitte helfen Sie mir. Ich habe ihn nicht umgebracht.«
    Stapf – stapf – stapf, waren die schweren Polizeistiefel auf dem Gang zu hören.
    Andrews’ Augen suchten unser Abteil nach möglichen Schlupfwinkeln ab – unter den Sitzen, oben auf den Gepäckträgern.
    »Bitte …«
    »Ich kann nichts für Sie tun. Was soll ich denn machen?«
    Ich wollte ihm helfen, aber ich war weder willens noch fähig, mich gegen die ganze Macht des Gesetzes zu stemmen.
    Sie waren beinahe bei uns. Andrews warf einen letzten, verzweifelten Blick auf unser Fenster, rechnete sich aus, dass seine Fluchtaussichten sich auf null beliefen, und entspannte sich auf einmal.
    »Schon gut«, sagte er, wieder er selbst. »Ich verstehe.« Er wühlte in seiner Jacketttasche und nahm ein kleines Stück Papier heraus. Die Polizei war an der Wagentür, und Andrews hatte keine Zeit mehr für lange Erklärungen. Er ließ das Papier hinter sich fallen und streckte den Polizisten die Hände entgegen.
    »William Andrews?«
    »Ja.«
    »Ich nehme Sie fest wegen Verdacht des Mordes an David Rhys.«
    Andrews wurden Handschellen angelegt, dann führte man ihn ab. Das Stapf – stapf – stapf der Stiefel zog sich zurück, wieder knallten Türen, dann kehrte Stille ein.
    Bertrand und ich schauten uns an, dann rannten wir ans Fenster, wo wir gerade noch sahen, wie Andrews’ blonder Kopf in einen bereitstehenden Polizeiwagen gedrückt wurde. Ich sah Peter Dickinson, makellos wie immer, wie er einem Kollegen in Uniform die Hand schüttelte, ehe die Glocke ertönte und der Zug startete.
    Die Lok qualmte und zischte, und wir waren wieder unterwegs. Dickinson blieb auf dem Bahnsteig. Ich sah ihn immer kleiner werden, während wir in Richtung London fuhren.
    Bertrand war in den Zettel versunken, den Andrews zurückgelassen hatte.
    »Was steht drauf?«
    »Eine Adresse in London.«
    »Wo?«
    Bertrand gab mir den Zettel – es war ein Ausriss von einem Briefkopf mit einer in geschwungenen Lettern gedruckten Anschrift.
    »The Rookery Club, 43 Russell Street«, las ich. »Warum hat er das wohl fallen lassen?«
    »Zufall?«
    »Das war kein Zufall, das war eine Botschaft. Sobald wir in London sind, gehen wir in den Rookery Club in der 43 Russell Street.«
    »Glaubst du denn nicht, dass er der Mörder ist?«
    »Nein.«
    »Aber warum?

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