Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)
Die Polizei glaubt es.«
»Irgendwas stimmt hier nicht.«
»Aber was?«
»Der Geruch.«
Bertrand wirkte perplex, und wieso auch nicht? Ich wusste ja selber kaum, was ich mir da zusammenreimte. »Irgendwas passt hier nicht zusammen. Warum sollte Andrews Rhys töten, den Mann, den er liebt?«
» Quoi? «
Ich erläuterte ihm kurz, was Andrews im Speisewagen gebeichtet hatte; Bertrand sah mich mit großen Augen an. »Vielleicht hast du ja doch recht, und alle englischen Männer sind so.«
»In diesem Zug scheint das jedenfalls so zu sein.«
»Aber dieser Monsieur Dickinson, er ist doch ein Detektiv, oder? Und er hat sicher seine Gründe dafür, wenn er Andrews für den Mörder hält .«
»Du selbst sagtest, dass du Dickinson nicht magst.«
» Pff . Ich mag die Polizei nicht. Das heißt aber nicht, dass sie nicht recht haben können.«
»In diesem Fall liegen sie aber falsch. Irgendwas geht hier vor sich, von dem wir nichts wissen. Der Geruch …«
»Immer dieser Geruch. Wovon redest du eigentlich?«
»Als Andrews nach dem Stromausfall zurück in den Speisewagen kam, roch er nach Zitrone, Limone oder so. Ein recht markanter Zitrusduft jedenfalls. Nur eine einzige Person in diesem Zug riecht ebenfalls so.«
»Dickinson.«
»Ach, das ist dir auch aufgefallen. Um so riechen zu können, musste Andrews vor dem Mord ziemlich eng mit Dickinson in Berührung gekommen sein. Und das erscheint mir verdächtig.«
» Bien , wenn das alles ist, dann gibt es noch andere in diesem Zug, die mit Dickinson in enge Berührung gekommen sind. Vielleicht hatten die beiden ja ebenfalls une liaison .«
»Das glaube ich nicht. Andrews war verzweifelt in Rhys verliebt. Er war bis nach Schottland gereist, um in seiner Nähe sein zu können – und er hatte sogar seine Familie bei sich. Wieso sollte ein derart verliebter Mann alles wegen eines kurzen Vergnügens mit Peter Dickinson aufs Spiel setzen?«
Bertrand schmollte. »Dir hat er jedenfalls gefallen.«
Das saß. Bertrand hatte recht: Ich selbst hätte mich liebend gern in une liaison mit Dickinson gestürzt.
Er legte mir den Arm um die Schulter. »Komm, lass uns über alle Details der Sache nachdenken. Wir werden die Wahrheit herausfinden, n’est-ce pas ?«
Ich bezweifelte das; ich hatte mich als durch und durch unwürdiger Ermittler erwiesen, der herumvögelte und Mittagsschläfchen hielt, während ein Unschuldiger für einen Mord festgenommen wurde, den ein anderer in diesem Zug begangen hatte.
»Als Erstes«, fing ich an, »hätten wir da Hugo Taylor, der einen Schlag auf den Kopf abbekam und mir nicht die ganze Wahrheit darüber erzählen wollte. Die Geschichte mit dem Getränkeschrank nehme ich ihm nicht ab. Zweitens hätten wir Daisy Athenasy, die aufgrund ihrer Rauschgiftsucht offenbar in eine Schmugglersache hineingeraten ist. Sie kostet das Studio Tausende von Pfund, sie betrügt ihren reichen, älteren Ehemann, der zugleich ihr Arbeitgeber ist, und sie liebt Diamanten, was sie in Zusammenhang mit David Rhys bringt.«
»Wenn der wirklich ein Diamantenhändler war«, warf Bertrand ein.
»Da ist was dran. Andrews sagte, er sei gar keiner gewesen. Zu Hugo Taylors Gefolge zählt außerdem Francis Laking, ein verarmter Aristokrat, der verzweifelt Geld braucht – womöglich wegen einer Erpressung; er ist so eindeutig eine Tunte, dass er mit Sicherheit diese Art von Aufmerksamkeit auf sich zieht. Er ist charmant, er ist witzig, er kennt jeden, aber kennt jemand wirklich ihn? Ist er der, der er zu sein vorgibt?«
»Kurz und gut: Du hast alle in Verdacht.«
»Schau dir nur mal Peter Dickinson an. Er stellt sich als Mitarbeiter der British-American Film Company vor, ist in Wirklichkeit aber ein Kommissar von Scotland Yard. Lady Antonia Petherbridge – allem Anschein nach eine exemplarische Vertreterin der englischen Oberschicht, doch laut Francis Laking ist sie eine gefährliche politische Radikale, die vermutlich dubiose Verbindungen ins Ausland hat.«
»Und ich?«
»Wie?«
»Was ist mit mir?«, fragte Bertrand misstrauisch. »Als Ausländer stehe ich doch sicher ebenfalls unter Verdacht. Ich reise ohne Fahrkarte, meine Kleider sind – comment dire, débraillé? – schäbig, alt und schmutzig. Vielleicht bin ich ja Anarchist mit einem Sprengsatz im Koffer.«
»Du hast gar keinen Koffer.«
»Und sieh nur, wie schnell ich mich mit dir angefreundet habe. Und was sagte Simmonds wirklich zu mir in der toilette ? Und wieso gab ich mich mit den Soldaten ab? Hein?
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