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Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)

Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)

Titel: Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lear
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über die Ereignisse des Tages plauderten: die Abenteuer des Babys im Kinderzimmer, Boys Aussichten auf eine wünschenswerte Beförderung.
    Ich versuchte, die jüngsten Entwicklungen in dem, was ich immer noch als »den Fall« bezeichnete, zu überdenken. Doch mit jedem verstreichenden Moment entglitt er mir. Ich hatte auf die Ereignisse ebenso wenig Einfluss nehmen können wie die Abertausenden, die morgen davon in der Zeitung lesen würden. Wenn heute Abend nicht irgendetwas ans Licht kam, dann wäre ich nichts als ein Statist, ein Zuschauer des Dramas, das sich vor meiner Nase abgespielt hatte. Im Grunde konnte ich es sein lassen, mich als Möchtegern-Detektiv aufzuspielen; ich sollte mich besser darauf konzentrieren, meinen Patienten ein guter Arzt und Vince ein guter Partner zu sein. Er hatte sich schon oft über meinen Spürnasen-Wahn amüsiert; über diese Geschichte würde er sich totlachen. Ein Mord, zwei Filmstars, Diamanten und Drogen, ein dubioser Polizeikommissar, eine schrullige Witwe – das hätte sich Agatha Christie persönlich nicht schöner ausdenken können. Alle Einzelteile waren da, und was hatte ich daraus gemacht? Das reinste Durcheinander, eine spermagetränkte Sauerei. Ich hatte es vermasselt, weil ich mich im kritischen Moment immer von meinem unersättlichen Schwanz ablenken ließ.
    Ich stöhnte.
    »Was ist los, altes Haus? Hast du Kopfschmerzen?«
    Ich lächelte und rief mich zur Fassung. »Nein, Boy. Ich muss nur über etwas nachdenken.«
    »Ach, Männer und ihre Geheimnisse«, sagte Belinda. »Und jetzt sputet euch. Wir sind da.«
    Die Charing Cross Road war von Verkehr verstopft, Fußgänger, Kutschen, Automobile. Die Fassade des Theaters war von elektrischem Licht erhellt, die Namen TALLULAH BANKHEAD und HUGO TAYLOR leuchteten in riesigen roten Lettern auf. Irgendwo erschienen die Worte Die Kameliendame in wesentlich kleineren Ausmaßen; niemand war wegen des armen Alexandre Dumas hier. Beinahe so hell wie die Lichter funkelten die Diamanten auf den Köpfen und an den Hälsen des Publikums, das in einer pelzumhüllten Schlange ins Theater strömte. Wir kamen gerade noch rechtzeitig und stellten uns an.
    Es klingelte bereits, für Drinks war keine Zeit mehr. Wir bahnten uns den Weg zu unserer Loge, wo Bertrand und Simmonds uns bereits erwarteten – in ihrer wild zusammengewürfelten Abendgarderobe sahen sie ziemlich unbeholfen aus. Bertrand trug ein Jackett, das ihm mehrere Nummern zu groß war; die Ärmel reichten ihm bis weit über die Hände. Wenigstens war sein Hemd sauber; das Geld war gut angelegt worden. Sie standen auf, als wir ankamen, und wollten in den hinteren Teil der Loge verschwinden, aber Morgan bat sie zu bleiben. Belinda war so bezaubernd wie immer; wenn sie irgendeine Ahnung von der Art meiner Freundschaft zu ihrem Mann oder den Leuten, mit denen ich verkehrte, hatte, dann behielt sie das für sich.
    Der Saal war gesteckt voll. In den obersten Rängen saßen die wahren Anhänger von Taylor und Bankhead, die Theaternarren, die das Geschäft am Laufen hielten, die sich mühten und plagten, um sich Eintrittskarten leisten zu können, und die den Stars auch noch ihre ganze Hingabe schenkten. Je näher man der Bühne kam, desto opulenter wurden die Roben und desto seltener die von begeisterter Vorfreude geprägten Gesichter. Im ersten Rang und am Orchestergraben blickte kaum noch jemand in Richtung Bühne. Hier waren alle viel zu sehr damit beschäftigt, mit Freunden zu plaudern, Bekannten zuzuwinken sowie Abendkleider und Schmuck zur Schau zu stellen. In den anderen Logen tranken die Menschen Champagner und aßen Sandwichs – auf uns warfen sie argwöhnische Seitenblicke. Frankie muss die Vorstellung entzückt haben, uns inmitten all dieser Adelstitel und Juwelen zu platzieren. Ich suchte nach bekannten Gesichtern in den Logen – und siehe, da saß der Premierminister höchstpersönlich. Ganz wie Frankie gesagt hatte, war er gerade in ein ernstes Gespräch mit einer Frau vertieft, die ungefähr hundert Jahre alt sein mochte und derart mit Edelsteinen behangen war, dass sie aussah, als würde sie eine Rüstung tragen.
    In einer anderen Loge ein weiteres vertrautes Gesicht unter einem Turban mit Federn und über einer ganzen Schatzkiste an Juwelen: Lady Antonia. Sie war also ebenfalls hier. Natürlich. Vor ihr gab es einfach kein Entkommen.
    Plötzlich wurde es still, viele zeigten mit dem Finger und verrenkten sich die Hälse, und das Orchester spielte die

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