Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)
kräftige Schultern. Die Zuschauer mögen kräftige Schultern, nicht wahr, Clive?«
»Ich denke schon.«
»Sehen Sie sich Clive an. Ein Bild von einem Mann, ein echter Kerl. Schauen Sie sich nur mal seine Schultern an. Stellen Sie sich gerade hin, Clive.«
Clive tat, wie ihm geheißen; er war gut 1,80 Meter groß und hatte die Statur eines Schwimmers.
»Genau, was wir brauchen«, sagte Waits, hielt die Zigarre zwischen den Lippen und drückte Clives Schultern mit beiden Händen. »Ein paar Muskeln. Könnt ihr Jungs da mithalten?«
»Klar«, sagte Sean und sprang auf. Ich war mir mittlerweile im Klaren darüber, welche Art von ›Schauspielerei‹ von uns erwartet wurde; bei Sean war ich mir da nicht so sicher. Er schien immer noch zu denken, dass es hier um eine Rolle in einem Abenteuerfilm ging. Nun, Abenteuer würde es sicherlich geben, da war ich mir sicher. »Diese Muskeln habe ich von der Arbeit auf der Baustelle; ich habe Ziegelsteine herumgeschleppt und Gerüste aufgebaut.«
»Beeindruckend, mein Sohn, sehr beeindruckend.« Sean spannte seinen Bizeps, und Waits betastete ihn bewundernd, während seine Lippen an der Zigarre sogen. Mir kam allmählich der Gedanke, dass Daisy Athenasys Untreue ihrem Mann womöglich gar keine schlaflosen Nächte bereitete.
»Dann kommen wir mal zur Sache.« Waits nahm wieder sein Notizbrett zur Hand. »Sie zuerst, Hanrahan. Ziehen Sie das Hemd aus.«
»Hier? Jetzt?«
»Ja. Kommen Sie schon. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Das hier ist vielleicht Ihre einzige Chance.«
»Ja, Sir.« Sean knöpfte das Jackett auf und warf es beiseite. Das Hemd zog er sich über den Kopf; es landete ebenfalls auf dem Boden.
Sein Körperbau war beachtlich, die Haut weiß wie Milch, Rücken und Schultern mit Sommersprossen gesprenkelt. Auf der Brust war ein kleines Büschel rötlicher Haare, und seine Brustwarzen waren so pink wie Rosenknospen. Waits leckte sich die Lippen – ganz wie ich.
»Gut. Wunderbar.« Er umkreiste Sean wie ein Sammler ein Kunstwerk bei einer Auktion – oder wie ein Metzger auf dem Fleischmarkt. »Wirklich sehr schön. Sie sind ziemlich fotogen. Heben Sie die Arme über den Kopf.« Sean tat das und enthüllte seine Achselhöhlen, die roten Haare leicht feucht von Schweiß. Waits atmete tief ein.
»In Ordnung, Mr. Sean Hanrahan. Sie sind an Bord.«
»Heißt das, ich habe den Job?«
»Sie haben die erste Runde genommen.«
»Wow.«
»Jetzt zu Ihnen, Mr. Mitchell.«
Ich folgte Seans Beispiel und machte meinen Oberkörper frei. Waits und Clive musterten mich genüsslich.
»Gut. Dunkel, recht behaart. Das gibt einen guten Kontrast ab. Ein arabischer Scheich zum Beispiel.«
»Oh Gott, Bertie, nicht noch eine Neuauflage von Liebeslied der Wüste –«
»Sie ziehen sich besser ebenfalls aus, Clive. Ich will sicherstellen, dass Sie sich in der Zwischenzeit nicht haben gehen lassen.«
»Ich dachte eigentlich, ich müsste nicht mehr vorsprechen.«
»Es geht mir um das Zusammenspiel, Clive. Ich muss sehen, wie ihr zueinander passt: Hauttönung, Körperbau, Gesichtszüge, die Chemie zwischen euch. Das wollen die Zuschauer: die Chemie zwischen euch.«
Clive seufzte und zog sich ebenfalls aus. Sein Körper war wohlgestaltet wie eine griechische Statue und ebenso glatt; seine Haut hatte einen ebenmäßigen, goldbraunen Schimmer. Er musste im Süden gewesen sein, dachte ich.
»Na bitte. Drei der feinsten Exemplare der Gattung Mann, die ich seit langer Zeit in Augenschein nehmen durfte.« Waits war entzückt und machte sich Notizen. »Lassen Sie mich überlegen. Ein junger Boxer – das sind Sie, Hanrahan – trainiert für einen großen Titelkampf. Können Sie zufällig boxen?«
Sean machte ein paar Fausthiebe; sie wirkten durchaus überzeugend.
»Das wird reichen. Sein Trainer – das sind Sie, Clive – prüft ihn auf Herz und Nieren und massiert ihn vor dem Kampf. Ein Dieb bricht in die Umkleide ein …« Er durchmaß den Raum mit geschlossenen Augen und sog sich absurde Szenen aus den Fingern. »Er stiehlt Ihre Shorts. Die Tat selbst müssen wir nicht sehen, nur die Entdeckung, dass die Shorts nicht mehr da sind. Wenn Sie Ihrem Gegner im Ring gegenübertreten, tragen Sie bloß Stiefel.«
Sean wirkte verwirrt und versuchte, die Handlung nachzuvollziehen.
»Und sein Gegner«, warf ich ein, »bin dann wohl ich.«
»Genau. Wir kündigen Sie als den ›Großen Effendi‹ an – ich weiß nicht, irgendwas Exotisches eben. Sie ziehen sich erst bis auf die Shorts
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