Der geheime Tunnel: Erotischer Krimi (Gay Erotic Mystery) (German Edition)
Leine ziehen?«
»Ich habe Ihnen gerade gesteckt, dass es einen Mordanschlag auf den Hauptdarsteller gab. Interessiert das Ihren Chefredakteur denn gar nicht?«
»Wir hörten, dass er fast umgekippt wäre. So was passiert doch ständig. Diese Schauspieler sind doch alle auf Drogen.« Der Reporter sah mich kaum an, die Augen auf die Menge fixiert. »Wir können darüber nicht schreiben. Anweisung von oben.«
»Dann muss ich meine Geschichte wohl anderen anbieten.«
»Viel Glück.«
Unhöflicher kleiner Scheißkerl! Am liebsten hätte ich ihn umgehauen. Aber ich hatte das Gefühl, dass er Dinge wusste, die mir noch nützlich sein könnten.
»Vielen Dank. Und morgen können Sie Ihrem Redakteur ja zu erklären versuchen, wieso Sie eine Story über Prinz Georg ausgeschlagen haben.«
Da merkte er auf.
»Was?«
»Prinz Georg. Hinter der Bühne in der Garderobe von Hugo Taylor. Er zeigte sich überaus besorgt. Und das war kurz nachdem Mr. Taylors Filmpartnerin Daisy Athenasy im Zusammenhang mit dem Mord an einem Mann im Flying Scotsman festgenommen wurde.«
»Sie machen Witze.«
»Ich wünschte, es wäre so.«
»Scott, knips weiter, ich habe hier einen Knüller.«
»Aber Connor, um Himmels willen –«
»Tu, was ich dir sage.« Connor, das kleine Wiesel von einem Reporter, nahm mich am Arm und führte mich zur Seite, während Scott weiter Bilder machte und gelegentlich böse Blicke in unsere Richtung warf.
»Erzählen Sie weiter, Mr. … äh …?«
»Mitchell. Edward Mitchell.« Er schrieb meinen Namen auf. »Kurz nachdem Sie in York den Zug verließen, wurde ein Mann ermordet …« Ich teilte ihm die ganze Geschichte mit, und er kritzelte in sein Büchlein.
Als ich fertig war, sagte er: »Sie wollen mir weismachen, dass dieser Klugscheißer, der uns aus dem Zug schmeißen ließ, wirklich ein verdeckter Ermittler war?«
»Ja. Fragen Sie in Ihrer Nachrichtenabteilung nach, vielleicht kennen ein paar ältere Reporter den Namen. Sie kümmern sich ja nur ums Showgeschäft –«
»Schon gut, schon gut. Sie müssen ja nicht gleich sauer werden. Aber kommen Sie, Kumpel. Selbst wenn er ein Bulle ist, können Sie doch nicht ernsthaft glauben, dass er irgendeinen Typen kaltmacht, nur weil der – was? Es mit einem anderen Kerl getrieben hat? Da müssen Sie sich schon ein besseres Motiv ausdenken. Was meinen Sie? Ein Eifersuchtsdrama? Ein schwules Dreiecksverhältnis?«
»Nein, ich glaube nicht, dass so etwas dahintersteckt.«
»Was dann? Kommen Sie, Sie vergeuden meine Zeit.«
»Ich glaube«, sagte ich und fing an, wild zu improvisieren, »dass David Rhys etwas über Hugo Taylor und Prinz Georg wusste.«
Ich sog mir das gerade so aus den Fingern, um Connor zu überzeugen, dass ich nicht aus einer Mücke einen Elefanten machte – doch auf einmal erschien es mir durchaus Sinn zu ergeben. Natürlich! Wenn Dickinson mit den Britischen Faschisten unter einer Decke steckte und versuchte, das Königshaus zu ›säubern‹ und Prinz Georg von unerwünschten Bekanntschaften zu befreien, dann wäre eine unbeabsichtigte Aufdeckung der Kavaliersdelikte des Königssohnes ein sehr gutes Motiv für den Mord.
»Und was hat Daisy Athenasy mit all dem zu tun?«
Und schon hatte er mich, aber ich würde einen Teufel tun und das zugeben. Sinnlos, ihm etwas über Daisys Drogenabhängigkeit zu erzählen; die war ja ohnehin allgemein bekannt. Einmal mehr suchte ich nach einem festen Tritt in dieser Schutthalde an Mutmaßungen.
Ich sagte: »Die British-American stellt Nacktfilme her –«
»Was Sie nicht sagen!«
»– um die Verluste durch ihre kommerziellen Misserfolge auszugleichen.«
»Erzählen Sie weiter.«
Ich wollte schon sagen: »Ich erzähle so schnell ich kann – es dauert schließlich seine Zeit, sich diesen Quatsch auszudenken!« – doch dann kam mir eine weitere Eingebung.
»Und sie wurden deswegen von Peter Dickinson erpresst.«
»Sie sagten mir doch, er würde für die arbeiten?«
»Das hat er auch. Aber jetzt verstehe ich alles. Sie stimmten zu, dass er sich als Angestellter der British-American ausgeben durfte, unter der Voraussetzung, dass er den Drogenhändlerring auffliegen lässt, der Daisy versorgte. Herbert Waits, ihr Ehemann, wollte sie von den Drogen abbringen –«
»Möglicherweise aber wollte er auch nur einen Beweis für ihre Sucht«, sagte Connor, der ganz eindeutig bestrebt war, die Klatschpresse hinter sich zu lassen und als investigativer Journalist zu arbeiten. »Auf diese Weise könnte
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