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Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen

Titel: Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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frage ich mich, wie es wäre, die Flasche über ihre wunderhü b schen Löckchen zu gießen.
    Ann will die Flasche weiterreichen, aber Felicity bleibt hart. »Trink oder du bist aus dem Klub raus. Du kannst a l lein nach Spence zurückgehen.«
    Anns Augen verdunkeln sich. Die verwöhnten Gören haben keine Ahnung, wie qualvoll es für Ann ist, gegen die Internatsregeln zu verstoßen. Die finden immer eine Mö g lichkeit, sich aus einer heiklen G e schichte herauszumogeln, aber für Ann könnte eine Übertretung das Aus bedeuten.
    »Lass sie in Ruhe, Felicity.«
    »Du wolltest, dass sie mitkommt – nicht wir«, sagt Fel i city gnadenlos. »Keine weiteren Zugeständnisse. Wenn sie dabei sein will, muss sie trinken. Das Gle i che gilt für dich.«
    »Also gut. Her damit«, sage ich. Die Flasche wird an mich weitergereicht.
    »Und dass du ’ s nicht wieder reinspuckst«, spottet Felic i ty.
    Der Geruch, der mir in die Nase steigt, als ich die Fl a sche an meine Lippen setze, ist süß und herb zugleich. Ein Duft, d er alles beinhaltet, was mit Macht, Magie und ve r botenen Dingen zu tun hat. Die Flüssigkeit rinnt brennend durch meine Kehle und nimmt mir den Atem, ich huste und spucke.
    »Ah, der Rebensaft des Lebens.« Felicity setzt ein teufl i sches Grinsen auf und alle lachen, sogar Ann. Wartet nur, das zahle ich euch heim.
    Nur mit Mühe würge ich hervor: »Was ist das?« Zumi n dest ist das kein Wein, wie ich ihn bei meinen Eltern g e kostet habe. Eher handelt es sich um etwas, was die Dienstboten zum Schrubben der Böden ve r wenden.
    Felicity strahlt, wie ich sie noch nie habe strahlen sehen. »Whiskey. Du hast zufällig Reverend Waites eiserne R e serve erwischt.«
    Die Schärfe des Alkohols treibt mir Tränen in die A u gen, aber wenigstens atme ich wieder. Eine übe r raschende Wärme durchströmt meinen ganzen Kö r per, macht meine Glieder angenehm schwer. Ich will mehr davon, aber Fel i city hat die Flasche schon geschnappt und zu Ann g e schickt, die wie ein braves Mädchen ihre Medizin schluckt, ohne eine Miene zu verziehen. Nachdem auch Felicity i h ren Schluck g e nommen hat, ist die Initiation vollzogen. Wozu, das ist mir noch immer nicht klar. Die Flasche geht noch ein paarmal im Kreis herum, bis wir alle wackelig auf den Beinen sind wie neugeborene Kälber. Ich habe das G e fühl zu schweben. Ich könnte tagelang so dahinschweben. Die wirkliche Welt mit ihren Kümmernissen und Enttä u schungen dringt nicht bis in unsere rauschhafte Trunke n heit vor. Die Wirklichkeit wartet irgendwo dort draußen, aber wir sind zu taumelig, um uns d arum zu kümmern. Während ich das Flimmern der Felswände beobachte, u n termalt vom leisen Gemurmel meiner neuen Freundinnen, frage ich mich, ob dieses Gefühl dem meines Vaters in se i nem Laudanumkokon gleicht. Keine Schmerzen, nur das ferne Anklopfen der Erinnerung. Der Geda n ke tut weh und erfüllt mich mit tiefer Traurigkeit.
    »Gemma, bist du in Ordnung?« Es ist Felicity, die sich aufsetzt und mich besorgt ansieht. Erst jetzt merke ich, dass ich weine.
    »Es ist nichts«, sage ich und wische mir mit dem Han d rücken über die Augen.
    »Sag nicht, dass du eine von denen bist, die vor Selbs t mitleid zerfließen, wenn sie betrunken sind.« Es ist scher z haft gemeint, aber die Tränen fließen daraufhin noch he m mungsloser.
    »Also für dich jetzt keinen Tropfen mehr. Da, iss e t was.« Felicity stellt die Flasche hinter einen Stein und gibt mir den nach wie vor unangebissenen Apfel. »Diese Party wird allmählich langweilig. Wer von euch hat eine gute Idee?«
    »Wenn das hier ein Klub ist, brauchen wir dann nicht e i nen passenden Namen dafür?« Pippa hat i h ren Kopf gegen einen Felsen gelehnt. Ihre Augen glänzen vom Whiskey.
    »Wie wär ’ s mit den Jungfrauen von Spence?«, schlägt Ann vor.
    Felicity zieht ein Gesicht. »Hört sich nach alten Jungfern mit schlechten Zähnen an.«
    Ich lache etwas zu laut, aber ich bin froh, dass die Tr ä nen versiegt sind, auch wenn ich noch ein bis s chen schluchze.
    »Das war nur mein erster Gedanke«, faucht Ann. Der Whiskey hat ihr Raubtierfänge wachsen lassen.
    »Sei nicht so bissig«, gibt Felicity scharf zurück. »Hier, trink noch was.«
    Ann schüttelt den Kopf, aber die Flasche bleibt in Felic i tys ausgestreckter Hand, also nimmt Ann mit offensichtl i cher Abscheu noch einen Schluck.
    Pippa klatscht in die Hände. »Ich hab ’ s –nennen wir uns die Ladys von Shalott!«
    »Heißt das, wir werden alle

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