Der geheime Zirkel 01 - Gemmas Visionen
e licitys Fingernägel zu ignorieren, die sich tief in meinen Arm graben.
Ithal bückt sich, um eine Blume vom Straßenrand zu pflücken. Singend springt er auf die Mauer und präsentiert Felicity die Blume, als wäre ich überhaupt nicht vorha n den. Die anderen bleiben stehen und drehen sich um, um zu sehen, was da los ist. Sie schnappen nach Luft und kichern, gleichermaßen schockiert und entzückt über die Szene. F e licity hält ihren Kopf gesenkt und starrt auf den Boden.
Miss Moore zeigt sich amüsiert. »Mir scheint, Sie haben einen Verehrer, Miss Worthington.«
Die Mädchen schauen zwischen Ithal und Felicity hin und her und warten gespannt, was passiert.
Ithal streckt ihr die Blume hin – rot und duftend. »Schönheit für Schönheit«, sagt er mit seiner dunklen, ra u en Stimme.
Ich höre, wie Cecily im Flüsterton »So eine Unve r schämtheit« sagt. Mit steinernem Gesicht schleudert Felic i ty die Blume zu Boden. »Miss Moore, können wir den Wald hier nicht von diesem Gesindel säubern? Es ist der reinste Abschaum.« Ihre Worte sind eine Ohrfeige. Sie hebt mit einer gezierten Geste ihre Röcke hoch, tritt auf die Blume, zer q uetscht sie mit ihrem Stiefel, rennt los und überholt die ganze Gruppe. Die anderen folgen ihr.
Ich kann mir nicht helfen, ich fühle mich für Ithal ged e mütigt. Er steht an der Mauer und blickt uns nach, und als wir die Abzweigung zur Schule erre i chen, steht er immer noch da mit der zerquetschten Blume in seiner Hand.
13. Kapitel
K u rz nach Mitternacht schleichen wir uns hinaus, huschen im Schein der Laterne durch den Wald und bis tief in den dunklen Bauch der Höhle hinein. Fel i city zündet Kerzen an, die sie aus einem Schrank gestohlen hat. In Minute n schnelle ist die Höhle erleuchtet und die Felszeic h nungen tanzen wieder an den Wänden. Die Köpfe der Morrigan drehen und wenden sich in dem gespenst i schen Licht wie lebendige Wesen, bis ich wegscha u en muss.
»Puh, es ist so feucht hier drinnen«, sagt Pippa, unb e haglich auf dem Höhlenboden hin und her rutschend. F e licity ist es gelungen, Pippa zum Mitkommen zu überr e den, die bis jetzt nichts anderes getan hat, als sich über alles und jedes zu beklagen. »Hat irgendjemand daran g e dacht, etwas zu essen mitzubringen? Ich bin am Verhu n gern.«
Ihr Blick fällt auf Ann, die einen Apfel aus der Tasche ihres Capes geholt hat. Der Apfel liegt in ihrer Hand, wä h rend sie mit sich kämpft, ob sie ihrem A p petit nachgeben oder sich beliebt machen soll. Nach einem quälenden M o ment der Entscheidung bietet sie ihn Pippa an. »Du kannst meinen Apfel haben.«
»Naja, besser als nichts«, sagt Pippa seufzend. Sie greift nach dem Apfel, aber Felicity kommt ihr z u vor.
»Halt, noch nicht. Wir müssen die Sache richtig machen. Erst wollen wir darauf trinken.«
Mit funkelnden Augen holt sie die Flasche mit dem Messwein hervor. Pippa bricht in ein Jubelg e schrei aus und wirft ihre Arme um Felicity. »Oh, Fee, du bist brillant!«
»Ja, das bin ich wohl, nicht wahr?«
Ich möchte sie daran erinnern, dass ich es war, die Kopf und Kragen, Seelenheil und Rausschmiss ri s kiert hat, um den Wein zu holen, aber ich weiß, es wäre sinnlos und ich würde mich nur lächerlich m a chen.
»Was ist das?«, fragt Ann.
Felicity rollt mit den Augen. »Lebertran. Was denkst du denn, was es ist?«
Die Farbe weicht aus Anns Gesicht. »Es ist kein Alk o hol, oder?«
Pippa fasst sich theatralisch an den Hals. »Um Himmels willen, nein!«
Ann wird klar, auf was sie sich da eingelassen hat. Sie versucht, das Beste daraus zu machen, indem sie den Spott auf jemand anderen abwälzt. »Meine D a men, meiden Sie alkoholische Getränke«, sagt sie, Mrs Nightwings morali n saure Stimme imitierend. Die Nachahmung ist perfekt und wir alle lachen. Ann ist so begeistert, dass sie den Spaß so oft wiederholt, bis es uns auf die Nerven geht.
»Jetzt hör schon auf«, sagt Felicity scharf. Ann versteckt sich wieder hinter ihrer Maske.
»Mrs Nightwing verzichtet abends bestimmt nie auf i h ren Sherry. Ach ; was sind sie doch alle für scheinheilige Heuchlerinnen. Prost«, sagt Pippa und nimmt einen kräft i gen, wenig damenhaften Schluck aus der Flasche.
Sie reicht die Flasche an Ann weiter, die mit der Hand die Öffnung abwischt und zögert.
»Komm schon, sie beißt nicht«, sagt Felicity.
»Ich hab noch nie Alkohol getrunken.«
»Wirklich? Ich bin schockiert.« Pippa kichert in gespie l tem Erstaunen und unwillkürlich
Weitere Kostenlose Bücher