Der geheime Zirkel 02 - Circes Rueckkehr
heiterer Stimme. Jetzt erst bemerkte ich die Anstec k nadel an seinem Rockaufschlag –ein kleines , mit einem T o tenkopf geschmücktes Schwert. Das Zeichen der Rakschana.
Aufgeregt antwortete ich mit den Worten , die er , wie ich wusste , erwartete: »Aber er leuchtet hell für jene , die ihn s u chen.«
Als Brüder der Rakschana reichten wir einander die rechte Hand , schlossen die Hände zur Faust und bedec k ten diese mit der linken.
»Willkommen , Novize , wir haben dich erwartet.« Er beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr: »Du hast viel zu erklären.«
Ich kann nicht genau sagen , was dann geschah. Ich sah noch , wie die Pastetenverkäuferin Münzen in die Tasche steckte. Dann fühlte ich einen scharfen Schmerz am Hinte r kopf und die Welt versank in schwarzer Finsternis.
Als ich wieder zu mir kam , blinzelte ich ins Licht zahlre i cher Kerzen , die rings um mich aufgestellt waren. Der Raum hinter den Flammen lag in tiefer Dunkelheit. Mein Begleiter war verschwunden. Ich hatte höllische Kop f schmerzen und nun , bei wachem Bewusstsein , packte mich das Entsetzen über das Unbekannte mit doppelter Macht. Wo war ich? Wer war jener Mann? Wenn er ein Rakschana war , warum dann der Schlag auf den Kopf? Ich horchte angestrengt auf Gerä u sche , Stimmen , irgen d einen Hinweis darauf , wo ich mich befand.
»Kartik , Bruder Amars , Novize der Bruderschaft der Ra k schana …« Die tiefe , kraftvolle Stimme kam von i r gendwo über mir. Ich konnte nichts sehen außer den Kerzen und d a hinter völlige Dunkelheit.
»Kartik« , wiederholte die Stimme , eindeutig auf eine An t wort drängend.
»Ja« , krächzte ich , als ich endlich wieder sprechen konnte.
»Das Tribunal ist eröffnet.«
Langsam konnte ich Konturen in der Dunkelheit ausm a chen. Ungefähr vier Meter über dem Fußboden lief ein G e länder rings um den kreisrunden Raum. Hinter dem Geländer konnte ich nur die bedrohlichen , dunke l roten Gewänder der ranghöchsten Mitglieder der Ra k schana erkennen. Das waren nicht die Brüder , die mich mein ganzes Leben lang geschult hatten , sondern mächt i ge Männer , die im Schatten lebten und wirkten. Um ein solches Tribunal zu verdienen , musste ich irgendetwas entweder sehr gut oder sehr schlecht gemacht haben.
»Wir sind sehr ungehalten über dein Versagen« , fuhr die Stimme fort. »Du hättest das Mädchen beobachten sollen.«
Also sehr schlecht. Ein neues Entsetzen packte mich. Nicht die Furcht , geschlagen oder von Straßenräubern überfallen zu werden , sondern die Angst , dass ich meine Wohltäter , meine Brüder , enttäuscht hatte und mich vor ihrem berüchtigten Gericht zu verantworten haben wü r de.
Ich schluckte schwer. »Ja , Bruder , ich habe sie be o bachtet , aber …«
Die Stimme nahm an Schärfe zu. »Du solltest sie beobac h ten und uns Bericht erstatten. Weiter nichts. War diese Au f gabe zu schwer für dich , Novize?«
Die Angst schnürte mir die Kehle zu.
»Warum hast du uns nicht sofort benachrichtigt , als sie das Magische Reich betreten hatte?«
»Ich – ich dachte , ich hätte die Dinge im Griff.«
»Und war es so?«
»Nein.« Meine Antwort hing in der Luft wie der dichte Rauch von den Kerzen.
»Nein , du hattest sie nicht im Griff. Und nun wurde die Grenze des Magischen Reichs durchbrochen. Das Undenkbare ist geschehen.«
Ich rieb meine schweißnassen Handflächen an den Knien , aber das half nichts. Der kalte , metallische G e schmack der Angst bahnte sich seinen Weg in meinen Mund. Es gab so vieles , was ich nicht wusste über diese Organisation. Und trotzdem hatte ich mich ihr voll und ganz verschrieben , mit bedingungsloser Treue , mit me i nem Leben selbst , wie mein Bruder es vor mir getan ha t te. Amar hatte mir Geschichten über die Rakschana und ihren Ehrenkodex erzählt. Über ihren Platz in der G e schichte als Hüter des Magischen Reichs.
»Wenn du uns sofort verständigt hättest , hätten wir die S i tuation retten können.«
»Mit Verlaub gesagt , das Mädchen ist anders , als ich erwa r tet hatte.« Ich machte eine Pause und dachte an das Mädchen , das ich zurückgelassen hatte –ein eigenwilliges Ding mit bestürzend grünen Augen. »Ich glaube , sie ist wohlmeinend.«
Die Stimme dröhnte. »Dieses Mädchen ist gefährlicher , als du denkst , Junge. Sie ist imstande , uns alle zu ve r nichten. Noch ist sie sich dessen nicht bewusst. Und nun wurde –zw i schen euch beiden –die magische Kraft freigesetzt. Das Ch a os
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