Der geheime Zoo 1
plötzlich wütend zu werden, als wäre ihm gerade etwas Wichtiges eingefallen. Er sprang über eine Reihe Kaninchen und schlängelte sich durch eine Gruppe von Pfauen – bunt gemischte Hindernisse auf seinem Weg. Dann verschwand er hinter einem rosa Vorhang, der unter einem Holzschild mit der Aufschrift SEKTOR 17 hing.
Als die beiden Scouts hinter dem Baum hervortraten, schwang sich ein Gorilla von einem Ast über ihnen und landete vor Richie und Ella, dass die Erde bebte. Sein Körper war riesig, muskulös und war mit glänzend schwarzem Fell bedeckt. Er beäugte die Kinder, schob seinen Kopf vor und zurück, hob die großen, haarigen Arme und grunzte fünfmal kurz hintereinander. Dann trommelte er sich mit den Fäusten gegen die Brust. Schließlich ließ er die Arme fallen und kam mit schwingenden Schultern und schlurfenden Füßen direkt auf Richie zu.
«Ähm … Ella?», machte Richie.
«Keine Angst. Er wird dir nichts tun.»
«Du hast leicht reden – ich bin ja derjenige, auf den er es abgesehen hat.»
Der Gorilla baute sich dicht vor Richie auf und beugte sich vor, sodass die Haare auf Richies Stirn von seinem Atem zurückgeweht wurden. Der Geruch wehte auch zu Ella herüber. Es roch nach verfaulten Bananen.
«Hey, Richie», witzelte Ella. «Endlich hat mal jemand noch schlimmeren Mundgeruch als du.»
Der Gorilla schnaubte und rümpfte seine flache Nase. Er öffnete den Mund und bleckte stolz die gelben Zähne.
Richie wich einen Schritt zurück, wobei seine Schuhe im Sonnenlicht funkelten. Auch der Gorilla sah das Glitzern. Er hockte sich hin und starrte wie gebannt auf die glänzenden Turnschuhe. Dann tippte er mit seinem Zeigefinger dagegen und zuckte zusammen. Besorgt blickte er von Richies Gesicht wieder auf seine Schuhe. Plötzlich machte er einen Satz, packte den Jungen um die Taille und warf ihn sich über die Schulter. Laut grunzend zog er ihm die Schuhe von den Füßen, ließ Richie dann einfach zu Boden fallen und stürmte davon. Die glitzernden Schuhe in der Hand, drängte er sich durch eine Straußenfamilie.
Richie setzte sich auf und sah sich verwirrt um. Sein Gesicht war ganz blass geworden.
«Was ist passiert?», murmelte er. Er streckte die Beine aus und wackelte mit den Zehen. «Meine Schuhe!»
Ella kicherte. «Ich habe ja schon von Handtaschenräubern gehört, aber noch nie von Schuhräubern.»
Die Präriehunde umringten Richie und stellten sich auf die Hinterbeine. Sie blickten verwirrt von seinem Gesicht zu seinen Füßen.
«Tut mir leid, Leute», sagte Richie und kramte in seinem Rucksack nach den anderen Schuhen. «Man hat mich beraubt.»
Die meisten Präriehunde drehten sich um und marschierten enttäuscht zu Sektor 62 hinüber. Die wenigen, die blieben, beschnüffelten Richies Füße.
«Vorsichtig, ihr Erdmännchen!», warnte Ella und kniff sich zur Verdeutlichung in die Nase.
«Ich kann es nicht glauben – ich wurde von einem Gorilla bestohlen», jammerte Richie, während er sich die Stiefel zuschnürte. «Das macht doch gar keinen –»
«Da sind sie!», rief eine Stimme.
Vor dem Vorhang von Sektor 17 stand Charlie Red und deutete mit zitterndem Finger auf die Scouts. Er hob ein Walkie-Talkie an seine dicken Lippen und schrie: «Alarmstufe rot vor Sektor 17! Eine Sicherheitslücke in der Stadt vor dem siebzehnten Sektor! Alle verfügbaren Polizeiaffen sofort kommen!»
Sofort schossen Dutzende von Affen aus dem dunklen Gang hinter Sektor 17. Einige galoppierten über die Straße, während andere von Baum zu Baum sprangen. Anders als die Affen, denen die Scouts zuvor begegnet waren, wirkten diese bösartig – beinahe tödlich. Sie rissen die Mäuler auf und fletschten ihre Zähne, als wären es Messer. Ihre Augen waren hart. Sie heulten und schrien:
«Uh! Uh! Uh!»
«Richie, LAUF !», schrie Ella.
Richie sprang auf die Beine, und die Scouts rasten die Straße hinunter.
Charlie Red brüllte weiter in sein Walkie-Talkie und verlangte nach Verstärkung. «Ich wiederhole: Wir haben eine Sicherheitslücke nahe Sektor eins sieben. Alle verfügbaren Einheiten sofort hierher!»
Beim Laufen sah Ella aus den Augenwinkeln einen Eisbären. Auf seinem Rücken saßen ein Pinguin und ein seltsam aussehender Junge in roter Schneehose und einer roten Mütze. Einen Augenblick lang dachte sie, der Junge käme ihr bekannt vor.
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33. Kapitel Ein Bär, ein Pinguin und ein Trupp Polizeiaffen
W ährend Blizzard durch die Stadt der Artenvielfalt
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