Der geheime Zoo. Auf der Jagd nach den Yetis
nachtaktive Tiere mit unglaublich guten Augen. Und sie leben auf Bäumen. Sie haben klebrige Finger, mit denen sie sich überall festklammern können. Ihre Hinterbeine sind total käftig – sie können ungefähr eineinhalb Meter hoch springen und sechs Meter weit. Also so was wie eine Mischung aus Känguru und Frosch.»
«Wahnsinn», sagte Ella und blickte Richie bewundernd an. «Dein Kopf ist wie ein kleiner Datenspeicher.»
Richie zuckte die Achseln. «Wissen ist mein Hobby.»
«Der Junge hat recht», meinte Tank. «Koboldmakis können nachts richtig weit gucken. Und sie hören praktisch alles. Als Wachen sind sie perfekt geeignet.»
«Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich sie niedlich oder gruselig finden soll», sagte Ella.
Noah drehte sich zu einem der Koboldmakis um. Mit seinen großen runden Augen und den knopfartigen Pupillen sah er süß und freundlich und beinahe erschrocken aus. Seine Augen waren beständig auf die Scouts gerichtet.
Mr Daby kicherte. «Es sind wirklich ungewöhnliche Tiere! Und wenn man bedenkt, dass wir nachts Hunderte davon in euren Bäumen postieren und niemand etwas davon bemerkt …»
«Das ist wirklich schwer zu glauben», meinte Megan. «All diese Tunnel unter unseren Häusern … und die Tiere in unseren Bäumen!»
Einer der Koboldmakis kletterte plötzlich an einem Ast über den Köpfen der Scouts entlang. Mit seinen langen Fingern klammerte er sich an die Rinde und bewegte sich wie ein Eichhörnchen. Etwa fünf Meter vom Tisch entfernt blieb er stehen und starrte Richie mit seinen wilden, hervortretenden Augen an. Blizzard reckte den Hals und nahm den fremden Geruch auf.
«Oh-oh», grinste Ella, «hat Richie etwa einen neuen Freund gefunden?»
Richie hatte sich gerade eine weitere Handvoll Erdnüsse in den Mund gestopft. Nun zuckte er auf seinem Stuhl zusammen und betrachtete nervös das kleine Tier. «Warum guckt der mich so an?», murmelte er mit vollem Mund. «So als wollte er mich gleich anspringen?»
«Entspann dich, Richie», meinte Ella kichernd. «Warum machst du dir ständig solche Sorgen? Das Tier da kann schließlich nicht …»
In diesem Moment sprang der Koboldmaki vom Ast ab. Er segelte fünf Meter durch die Luft und landete genau auf Richies Kopf. Dort verbiss er sich in den Bommel auf seiner Mütze. Richie schrie und spuckte dabei kleine Erdnussstückchen in alle Richtungen. P-Dog rannte auf dem Tisch im Kreis herum und schoss dann auf den Boden – jedoch nicht bevor er sich noch eine Erdnuss auf Vorrat in den Mund geschoben hatte.
«MACHT DAS WEG!», schrie Richie.
Der Koboldmaki drehte den Kopf in alle Richtungen und vergrub seine scharfen Zähne in der Wolle. Er stieß seine Hinterbeine gegen Richies Kopf, während er versuchte, den Bommel abzureißen.
Marlo sprang von Noahs Schulter, flog zu dem Koboldmaki und pickte mit seinem scharfen Schnabel in dessen pelziges Hinterteil. Der Koboldmaki sprang zurück auf seinen Ast und verschwand dann in den Bäumen. Richie fiel mit bleichem Gesicht auf seinen Stuhl zurück und schnappte keuchend nach Luft.
«Also», sagte Mr Darby und klopfte sich die Erdnussstückchen vom Samtmantel, «das war doch sehr … ungewöhnlich.»
«Richie?», fragte Ella. «Nee … der benimmt sich immer so.»
«Ich spreche von dem Koboldmaki.»
«Scheint jedenfalls kein Fan von Bommeln zu sein», sagte Ella.
«Er muss gedacht haben, es wäre ein Insekt», sagte Mr Darby. «Die essen sie nämlich.»
P-Dog stand neben Richies Stuhl auf den Hinterbeinen und kläffte seinen Freund an. Richie beugte sich zu ihm herab und klopfte ihn. «Gute Arbeit, P. Freut mich zu wissen, dass ich mich auf dich verlassen kann.» P-Dog sah ihn beleidigt an, kläffte noch einmal und hastete dann davon.
Noah drehte sich immer noch grinsend zurück zu den Bäumen. Er spähte in die Äste und hielt nach den kleinen Tieren Ausschau. Ihr hellbraunes Fell wirkte wie eine Tarnfarbe. Doch Noah konnte ihre Augen sehen – Hunderte davon starrten ihn an.
«Was machen die eigentlich?», fragte Noah. «Hier auf den Koboldmaki-Terrassen, meine ich.»
«Möchtest du es dir ansehen?», sagte Mr Darby. Der alte Mann stieß sich vom Tisch ab und ging hinüber zur steinernen Brüstung der Terrasse. Alle folgten ihm, selbst die Tiere. Durch eine große Lücke zwischen den Bäumen blickten sie hinab auf die belebten Straßen.
«Wonach suchen wir denn?», fragte Megan.
«Wir suchen gar nichts. Die Koboldmakis suchen etwas. Sie trainieren –
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