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Der geheime Zoo. Auf der Jagd nach den Yetis

Der geheime Zoo. Auf der Jagd nach den Yetis

Titel: Der geheime Zoo. Auf der Jagd nach den Yetis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Chick
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Silhouetten der künstlichen Felslandschaften erhoben sich vor einem sternenklaren Himmel, und nackte Zweige ragten empor, als wollten sie sich vom Mondlicht bescheinen lassen.
    Megan stellte sich neben Noah ans Fenster. «Jetzt, wo die Bäume so kahl sind, sieht man viel mehr Gehege.»
    Sie hatte recht. Noah zählte dreißig Stück. Ganz in der Nähe befanden sich die verschiedenen Iglos der Polarstadt. In der Ferne erhoben sich der Flugwald, der Pinguin-Palast und das SchlarAFFENland. Im Rhinorama stapfte Little Bighorn an der dunklen Grenze seines Geheges hin und her.
    Alle schwiegen. Die Zeit verging. Der vertraute Anblick beruhigte Noah. Er sah zu den anderen hinüber: Richie mit seinem «Strampelanzug», Ella mit ihren pinken Ohrenschützern, Megan mit ihren Zöpfen. Hier, zusammen mit den anderen in seinem Baumhaus, spürte Noah eine angenehme Distanz zum Rest der Welt. Er war mit seinen besten Freunden zusammen, die beinahe so etwas wie seine Familie waren.
    Richie riss ihn aus seinen Gedanken. «Leute! Habt ihr das gesehen?»
    «Ich habe es auch bemerkt!», sagte Ella. «Da ist was!»
    «Das sind bloß Polizeiaffen», sagte Hanna ruhig. «Die sind auf Patrouille.»
    Noah zog ein Fernrohr hervor. Zwei Häuser weiter bewegten sich die Äste eines Baumes, dann brach ein kleiner Zweig ab und fiel zu Boden. Zwei Affen wurden sichtbar. Sie sprangen und schwangen sich durch die Äste und näherten sich dem Haus. Dann ließen sie sich auf das Dach fallen, wo sie bis zum Giebel kletterten und sich in dem Schatten eines Schornsteins verbargen.
    Megan warf Noah einen Blick zu. «Siehst du?», meinte sie. «Was habe ich dir gesagt?»
    «Was?»
    «Affen auf den Dächern», meinte Megan. «Als all das hier begann, habe ich es dir doch erzählt, aber du hast mir nicht geglaubt.»
    «Oh», meinte Noah. «Ja – tut mir leid.»
    Die Scouts schwiegen und beobachteten das Dach. Die Affen blickten von dort auf den Zoo herab, den Rücken gegen den Schornstein gelehnt. Hinter ihnen stieg farbloser Rauch in die Luft. Hin und wieder schwang einer der Affen den Kopf herum, um alle Richtungen auszukundschaften.
    «Seht euch die an», sagte Ella. «Das ist total verrückt.»
    Sekunden später sprangen die Affen auf die Füße und hüpften vom Dach. Sie segelten durch die Luft, landeten auf dem nächsten Haus und versteckten sich erneut hinter einem Schornstein. Dort betrachteten sie ein paar Minuten lang die Umgebung, bevor sie wieder zum Rand des Daches liefen und sich in die Luft stürzten. Sie landeten auf dem nächsten Dach und verschwanden in der Dunkelheit.
    Mit leerem Gesichtsausdruck wandten sich die Scouts an Hanna. Die schob ihre wilden roten Ponyfransen zur Seite und sagte: «Alles bestens. Sie tun nur, was sie tun sollen.»
    Die vier Freunde warfen sich einen Blick zu und starrten dann wieder hinaus auf den Zoo. Die nächsten fünfzehn Minuten geschah nichts. Hin und wieder gingen Wachen vorbei, und Tiere wanderten hin und her. Noah erinnerte sich daran, was Tameron bei ihrem ersten Pendlertraining gesagt hatte, nämlich dass der geheime Zoo zwei Verteidigungslinien hatte. Die eine bestand aus Menschen, die andere aus Tieren. Diese beiden Linien waren für die Scouts gut zu erkennen.
    Gerade wollte Noah seine Freunde fragen, ob sie nicht wieder ins Haus gehen wollten, als eine Fledermaus vorbeischoss.
    «Habt ihr das gesehen?», fragte Richie. «Diese Fledermaus – sie patroulliert.»
    «Woher weißt du, dass es nicht einfach eine ganz normale Fledermaus war?», wollte Ella wissen.
    «Normale Fledermäuse halten um diese Jahreszeit Winterschlaf», erklärte Richie. «Womit ich wieder mal beweise, dass es sich lohnt, während des Unterrichts wach zu bleiben.»
    Ella zog eine Grimasse und funkelte ihren Freund an. «Mach nur so weiter, dann wird dich gleich meine Faust wach halten.»
    Eine zweite Fledermaus erschien. Dann noch eine und noch eine, jede etwa zehn Meter hinter der anderen. Anders als Vögel mit ihren sanften, anmutigen Bewegungen flogen die Fledermäuse im Zickzack von einem Punkt am Himmel zum nächsten. Man bekam den Eindruck, sie würden eine Parade abhalten und der Mond und die Sterne wären ihre Zuschauer.
    Die Scouts sahen ihnen zu, den Blick zum Himmel. Marlo trippelte auf Noahs Schulter hin und her und fixierte die Fledermäuse. Auch Podgy sah zu. Etwa zwanzig Fledermäuse schossen vorbei, bevor die Luft sich wieder beruhigte.
    Die Scouts wandten sich wieder dem Zoo zu. Ein paar Minuten verstrichen.

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