Der geheime Zoo. Auf der Jagd nach den Yetis
würde.
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31. Kapitel
Es wird dunkel
E lla rollte sich auf den Bauch. In ihren Ohren klingelte es, und Sterne blinkten vor ihren Augen. Sie hob sich auf die Knie und versuchte, scharf zu sehen. Die Fänge des Yetis bogen sich über seinen Lippen, und das Mondlicht glänzte auf seinen Klauen.
Ella wusste, dass diese Klauen jeden Augenblick auf sie niedergehen würden. Sie dachte, wenn sie die Augen schloss, wäre es vielleicht leichter zu sterben. Doch bevor sie den Yeti aus ihrem Blickfeld verbannen konnte, tat es jemand anderes. Die Lichter im Zoo von Clarksville gingen plötzlich aus. Immer fünf oder sechs Lampen gleichzeitig wurden schwarz – die Lampen der Straßenlaternen, die Gebäudebeleuchtungen und auch die Lampen in den Gehegen. Innerhalb von Sekunden war die Landschaft in Dunkelheit getaucht.
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32. Kapitel
Noch mehr Überraschungen
A ls die Lichter des Zoos erloschen, nutzte Noah das Mondlicht, um den Yeti ins Visier zu nehmen. Der Pinguin sauste dicht an ihm vorbei, und Noah streckte das Bein aus und trat mit seinem Fuß gegen die Stirn des Monsters. Mehrere Dinge passierten nun gleichzeitig: Der Yeti brüllte vor Schmerz auf, Podgy krachte zu Boden, und Noah wurde auf das schneebedeckte Gras geschleudert, wo er rutschte und sich herumkugelte, bis er endlich zum Liegen kam.
Noah rappelte sich auf und spähte in die Dunkelheit. Er sah den Yeti auf dem Rücken liegen und sich vor Schmerz winden und die schwache Silhouette von Megan und Sam, die einige Meter hinter dem Monster gelandet waren. Sam ließ Megan von seinem Rücken klettern und rannte dann auf den Yeti zu, wobei seine Flügel aufklappten wie Segel. Er machte einen Satz nach vorne und flog dicht über dem Weg. Als er den Yeti erreicht hatte, zog er die Beine an, und Krallen – oder etwas, das aussah wie Krallen – sprangen aus seinen Schuhen. Er packte das Biest am Bein und zerrte es in die Luft, während der Yeti strampelte und versuchte, sich zu befreien.
Der Descender trug den Yeti höher und höher. Noahs Blick folgte ihrer dunklen Silhouette gegen den helleren Himmel. In etwa zwanzig Metern Höhe öffnete Sam die Krallen, und sein Gefangener fiel strampelnd in die Tiefe. Er stürzte hinter eine Baumgruppe und krachte auf die Erde. Sam drehte in einer anmutigen Kurve ab, und seine Flügel schienen den sternenübersäten Himmel zu berühren.
Noah hastete hinüber zu Ella und Richie. Beide Scouts waren schwankend aufgestanden. Er packte Ella an der Schulter und sah besorgt in ihr Gesicht.
«Wie schlimm bist du verletzt?»
Ella war zu benommen, um zu sprechen. Mit zitternden Händen richtete sie ihre Ohrenschützer, zog ihren Pferdeschwanz fest und wischte sich die Nase, wobei sie sich das Blut über die Wange schmierte. Megan drückte Ella so heftig an sich, dass sie beinahe hinfielen. Noah stützte die beiden und suchte dann nach Richie.
«Richie – bist du okay?»
Alles an Richie war verrutscht: seine Mütze, seine Brille, seine Jacke, seine Haltung. Selbst seine Hose hatte sich verdreht. Noah ging zu seinem Freund hinüber und versuchte ihn wieder zu ordnen, indem er hier zupfte und da zog.
«Richie?», fragte er noch einmal.
Richie rieb sich die Augen und sah Noah an. «Ich …»
«Ja?», fragte Noah. «Was ist?»
«Ich weiß einen Witz», sagte Richie.
«Das meinst du nicht ernst.»
Richie nickte, dass der Bommel auf seiner Mütze wackelte. Mit zitternder Stimme sagte er: «Was … was ist der Unterschied zwischen einem Yeti und einer Steinmauer?»
«Ich hab keine Ahnung.»
«Es gibt keinen, wenn Ella in vollem Tempo dagegenfährt.»
Noah richtete Richies Brille und nickte. «Unter diesen Umständen lass ich dir den mal durchgehen.»
Sam landete in der Nähe und faltete seine massiven Flügel wieder auf dem Rücken zusammen. Die Spitzen der Flügel zog er hinter sich her wie einen Umhang. Im Schatten sah er beinahe unheimlich aus.
«Die Krallen», sagte Noah. «Wie …?»
Sam hob einen Fuß hoch, und Stahlhaken, die unter den Sohlen seiner Füße verborgen waren, klappten auf – drei an seinen Zehen und einer an seiner Ferse. Sie waren blutverschmiert. Als er den Fuß senkte, zogen sich die Haken wieder ein.
«Alles in Ordnung mit euch?», fragte Sam.
Sie nickten.
Marlo landete auf Noahs Schulter.
«Marlo», sagte Noah. «Wir brauchen Hilfe. Such Blizzard und Little Bighorn und bring sie her.»
Mit einem Zirpen hob sich Marlo in die Luft.
Podgy
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