Der geheime Zoo. Auf der Jagd nach den Yetis
vorfinden würden.
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27. Kapitel
Die Flügel des Descender
A ls Sam sah, dass Podgy in den Zoo flog, hastete er an Megan vorbei und zur Tür des Baumhauses hinaus.
«Wir gehen», sagte er.
Megan dachte nicht weiter nach und rannte hinter dem Descender her auf die Seilbrücken. Sam überquerte die wackeligen Planken und trat auf eine Aussichtsplattform auf einem anderen Baum. Dort hielt er an und drehte sich zu Megan um, die so plötzlich abbremste, dass die Brücke unter ihren Füßen schwankte.
Von der Brücke aus blickte sie zu Sam hinauf. Der Descender hatte den Mond im Rücken, sodass sein Gesicht im Schatten lag. Einen Moment lang tat Sam nichts, als sie anzusehen. Dann hob er die Arme über den Kopf, senkte sie wieder und ließ die Reißverschlüsse seiner Armgelenke auf die Schnallen an seinen Hüften krachen. Er riss die Arme wieder hoch, sodass sich die Metallzähne, die seine Jacke kreuzten, öffneten. Befreit aus ihrer ledernen Hülle, fielen silberne Federn von seinen Armen und sprossen aus seinen Seiten. Dünne Stäbe wuchsen aus den Enden seiner Ärmel und zogen die Federn in weitem Flügelbogen auseinander.
Der Descender stand mit ausgebreiteten Armen auf der Plattform, die Federn bewegten sich sanft im Wind, und der Mondschein beleuchtete seine Silhouette. Jeder Flügel breitete sich mindestens eineinhalb Meter über seine Arme aus. Als er einen Arm in Richtung Megan schwenkte, flatterten die Federn wie eine Fahne. Er winkte ihr mit dem Finger, näher zu kommen.
Instinktiv trat Megan einen Schritt zurück. Die Brücke schwankte.
«Megan, wir müssen.»
Der Klang ihres Namens aus Sams Mund half ihr, ihn wieder als Mensch zu betrachten. Megan ging einen Schritt vor, blieb dann aber stehen.
«Komm schon – dafür haben wir jetzt keine Zeit!» Er winkte sie mit seinem Arm herbei.
Megan zwang sich, die Brücke ganz zu überqueren. Auf der Aussichtsplattform stand ihr Sam gegenüber wie ein Wesen aus einem Tagtraum. Er wandte sich ab und schwenkte den Arm über Megan, sodass seine Federn über ihren Körper strichen. Mit dem Rücken zu ihr ging er auf die Knie und beugte sich vor, wobei er die Flügel senkte.
«Steig auf.»
Megan zögerte. «Aber ich denke nicht …»
«Denk nicht. Tu es einfach.»
Sie lehnte sich gegen Sam und legte die Arme um seine Schultern.
«Pass einfach auf, dass du nicht runterfällst, dann kümmere ich mich um den Rest.»
Er kauerte sich auf die Plattform und sammelte Kraft in den Beinen. Dann sprang er vom Baum. Seine riesigen Flügel breiteten sich aus und schlugen durch die Luft. Dann segelte er auf den Zoo zu, während Megans Körper auf seinen silbernen Federn hin und her gerollt wurde.
Megan spähte über Sams Schultern und sah die Betonmauer unter ihnen vorbeiziehen. Dann blickte sie zu den Häusern hinüber. Fast überall war es dunkel. Sie konnte nur hoffen, dass keine schlaflose Mutter am Fenster stand und sah, wie sie beide durch die Nacht flogen. Würde man sie in der Dunkelheit für einen großen Vogel halten? Würde diese Mutter glauben, dass ihre müden Augen ihr einen Streich spielten? Megan hoffte es.
Als sie über die Gehege flogen, starrten die Tiere zu ihnen hinauf. Megan erkannte die erstaunten Blicke von Bären und Wölfen. Selbst für die Tiere im magischen Königreich waren Megan und Sam ein außergewöhnlicher Anblick.
Sam trug Megan auf seinen breiten Schwingen tief in den Zoo hinein. Auch wenn sie nicht über ihre Absicht gesprochen hatten, wusste Megan, worum es ging. Sie waren auf der Jagd nach den Yetis, die aus dem Haus der Kriechtiere entkommen waren. Megans Ziel war es, sie zu fangen, doch sie wusste, dass Sam andere Absichten verfolgte.
Er wollte töten.
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28. Kapitel
Auf wilder Fahrt
E lla sauste an einem Stoppschild auf dem Phlox Drive vorbei und bog rechts in die Zinnia Street ein, aber da Richie auf dem Lenker saß, erwischte sie die Kurve nicht und raste in den Vorgarten der Hughes’. Sie schlitterte durch einen leblosen Blumengarten, dass die welken Blumenblätter durch die Luft stoben. Richies knochiger Hintern hüpfte wild auf der Metallstange hin und her.
«Auuu!», jaulte er. «Mein Hintern! Mein Hintern! Mein Hintern!»
Marlo, der immer noch auf Richies Mütze hockte, kämpfte mit dem wackelndem Bommel neben ihm. Dieser kippte ständig auf ihn, sodass der Eisvogel immer wieder wütend nach dem frechen Wollball hackte.
Ella merkte, dass sie Zeit sparen konnte,
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