Der Geheimnistraeger
gerade versucht, die Fahrzeuge von der Brücke zu schaffen. Einige Autos fuhren auf die Brücke, bevor jemand von den Ereignissen wusste und die Brücke auf der Fünenseite gesperrt wurde. Jetzt stehen offenbar Hunderte von Fahrzeugen auf der Brücke, die sich vom Brückenende in Korsør zurückstauen. Einigen der letzten Fahrzeuge ist es gelungen zu wenden und zurückzufahren, aber nach den ersten Nachrichten im Radio verließen die Leute in Panik ihre Fahrzeuge und flohen zu Fuß.«
»Die Brücke ist also gesperrt, weil sie mit stehen gelassenen Fahrzeugen zugestellt ist?«
»Tja, nur eine Fahrbahn. Die andere ist leer.«
»Haben sie vor, sie zu sprengen?«
Staatssekretär Knud Halsberg starrte auf die Tischplatte. Er sah unglücklich aus.
Der Ministerpräsident schielte wieder auf die Uhr. »Beruft die Sicherheitsdelegation ein. In zwei Stunden, um zwölf Uhr, das müsste gehen. Und seht zu, dass uns bis dahin ausführliche Berichte vorliegen.«
»Herr Ministerpräsident …« Eine der Frauen im Raum legte
eine Hand über die Sprechmuschel und sah Rasmus Falck Pedersen an. »Einer der Panzer hat einen Hubschrauber vom Ekstrabladet mit einem Journalisten und einem Fotografen an Bord abgeschossen.«
»Haben sie überlebt?«
Die Frau schüttelte den Kopf.
»Das ist ja wie in Bagdad da draußen«, murmelte Falck Pedersen.
Um zehn nach zwölf hatten sich alle im Sicherheitssaal der Regierungskanzlei eingefunden. Der Chef der Reichspolizei, der Oberbefehlshaber, der Verteidigungsminister, der Justizminister, mehrere Vorsitzende der im Folketing vertretenen Parteien und die Chefs der polizeilichen und militärischen Sicherheitsdienste. Der Ministerpräsident traf gemeinsam mit Knud Halsberg als Letzter ein.
Rasmus Falck Pedersen wandte sich an den Reichspolizeichef. »Könnten Sie bitte die Lage zusammenfassen.«
Thord Henning, der Reichspolizeichef, fuhr sich mit der Hand durchs Haar, ehe er begann. Was diese einfache Geste zu bedeuten hatte, war allen am Tisch klar: Die Lage war verzweifelt und vollkommen außer Kontrolle. Nicht einmal der Reichspolizeichef wusste, was zu unternehmen war.
»Gegen halb neun heute Morgen wurde das Panzerbataillon in Slagelse von einer großen, unbekannten Anzahl Männer überfallen«, sagte er. »Sie stahlen ein Dutzend Leopardpanzer und ließen den Rest in Flammen aufgehen. Der Oberbefehlshaber kann sich sicher selbst besser über die militärischen Verluste äußern.«
Er drehte sich ein wenig in Richtung des Oberbefehlshabers, holte kurz Luft und fuhr dann fort:
»Es hat den Anschein, als sei es ihnen dann gelungen, eine
regelrechte Besetzung Korsørs durchzuführen. Die Panzer stehen an allen Zufahrtsstraßen und im Zentrum von Korsør. Ziele in der Stadt sind mit Granaten beschossen worden. Im Augenblick gibt es keine Polizei vor Ort, die der Bevölkerung beistehen oder uns berichten könnte. Wir sind gezwungen, uns auf telefonische Berichte der Bevölkerung zu verlassen. Alle unsere Telefonzentralen sind überlastet, und es fällt uns nicht leicht, uns ein Bild des Hergangs zu verschaffen. Auch die Notrufnummer ist überlastet, und allein das stellt ein großes Problem dar.«
Er trocknete sich die Stirn mit dem Handrücken.
»Seit die Nachricht von der Besetzung über Radio bekanntgeworden ist, scheint sich niemand mehr auf den Straßen zu bewegen. Die Bewohner der umliegenden Dörfer sind geflohen, und es gibt Informationen, dass Leute aus ihren Häusern am Stadtrand von Korsør zu Fuß fliehen. Soweit wir wissen, sind im Hotel Kong Frederik im Zentrum der Stadt Geiseln genommen worden. Außerdem scheint man einen Streifenbeamten und zwei Sanitäter gefangen genommen oder schlimmstenfalls sogar ermordet zu haben, kurz bevor das Panzerbataillon überfallen wurde. Sie waren zu einem Tagungshotel südlich von Korsør gerufen worden. Ein Kollege, der dreißigjährige Streifenbeamte Olof Hansen, wurde heute Morgen erschossen in seinem Wagen aufgefunden. Das ist fürchterlich. Wir sehen einen Zusammenhang zwischen diesem Vorfall und der Besetzung von Korsør.«
Thord Henning schaute zu Boden. Die Mitteilung über den toten Kollegen bedrückte ihn.
»Ein Hubschrauber wurde abgeschossen«, sagte der Ministerpräsident, stellte dann aber keine Frage dazu.
»Es ist uns nicht gelungen, die Personen an Bord zu bergen«, erklärte der Reichspolizeichef. »Den Piloten und zwei Angestellte
von Ekstrabladet . Der Hubschrauber liegt in Schussweite der Panzer auf einem
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