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Der Geheimnistraeger

Der Geheimnistraeger

Titel: Der Geheimnistraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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reibungslos. Am Rand der Kaserne warteten zwei Lastwagen. Die Leopardpanzer rollten auf ihren Ketten heran und wurden mit Granaten und MP-Munition beladen. Dann ging es auf die Landstraße zur Autobahnauffahrt und auf die E 20. Die meisten Autos, die den Panzern in den Weg kamen, konnten ausweichen. Nur drei Personenwagen kollidierten mit den Stahlkolossen.
    Mit einer Geschwindigkeit von fast 70 Stundenkilometern erreichten sie den Stadtrand von Korsør in weniger als einer Viertelstunde. Die Geschwindigkeit hatte sich auch deswegen halten lassen, weil die Panzerfahrer den Verkehrsregeln in einem Punkt folgten: Sie fuhren rechts in Fahrtrichtung und nicht gegen den Verkehr.
    Aus der Luft oder auf einer Landkarte sah Korsør aus wie ein Schweineschädel im Profil. Ein Ober- und Unterkiefer in Form zweier Landzungen Richtung Westen. Dazwischen das Maul dieses Schädels, ein großer runder See, Korsør Nor. Abgesehen von ein paar kleinen Straßen auf der Nordseite gab es nur zwei große Zufahrtsstraßen aus östlicher Richtung in die Stadt. Die E 20 auf der Nordseite, der Oberkiefer, der Skovvej von der Südseite, der Unterkiefer. Sonst war die Stadt nur über das Wasser zu erreichen, von der Musholm Bugt im Norden,
vom Großen Belt im Westen und Süden und außerdem von der Belt-Brücke, die wie ein Schwert aus dem Rüssel des Schweins herausragte.
    Die ersten Panzer bogen etwa fünf Kilometer vor Korsør von der E 20 ab auf eine kleinere Landstraße in südwestlicher Richtung. Der erste Panzer hielt nach drei Kilometern an und beherrschte aus dieser Position die offenen Felder und Wiesen Richtung Osten. Der zweite Panzer hielt an der Kreuzung zum Skovvej und fuhr dann auf eine Anhöhe bei einer Berufsschule. Der Kommandant öffnete die Luke und schob seinen Oberkörper heraus. Von diesem Punkt aus kontrollierte sein Panzer alle Einfahrten in den südlichen Teil Korsørs.
    Zwei weitere Panzer hielten drei Kilometer weiter auf der E 20. Sie nahmen ihre Positionen bei Tjæreby ein, einer kleinen Ansammlung von Häusern in der Nähe eines Windkraftwerks. Ihre Geschütztürme versperrten effektiv die nördliche Einfahrt nach Korsør.
    Drei Panzer fuhren weiter zu einem strategischen Knotenpunkt, dem Ende der Belt-Brücke. Sie nahmen eine Position ein, von der sie nicht nur die Brücke beherrschten, sondern auch den Verkehr auf dem Großen Belt in nördlicher Richtung.
    Ein vierter Panzer bezog dazwischen auf der Autobahn bei einer Abfahrt Stellung, an der die eigentliche Stadt begann. Er richtete seine Kanone direkt nach Norden auf den Bahnhof Korsørs und auf die Musholm Bugt.
    Ein Panzer fuhr durch das Zentrum Korsørs zur Marina. Damit befand sich auch der gesamte Schiffsverkehr südlich der Brücke in Schussweite.
    Der letzte Panzer drang ins Zentrum der Stadt ein. Erstaunt starrten die Bewohner der Stadt, die bereits früh unterwegs waren, auf den ungewöhnlichen Besucher. Alle glaubten, es handele sich um ein Manöver. Diese irrige Annahme wurde jedoch
wenig später von dem Schützen revidiert, der mit zwei gezielten Schüssen ein Loch durch das weiße Gebäude des Polizeipräsidiums blies. Dieses war zum Verdruss der Bürger samstags geschlossen. Der Mangel an polizeilichen Dienstleistungen rettete wahrscheinlich einigen Beamten das Leben.
    Nach den Schüssen flohen die Menschen in Panik. Die Fußgängerzone wurde anschließend von drei Männern geräumt, die bewaffnet mit Sturmgewehren durchs Zentrum Korsørs marschierten. Mit einem Megaphon forderten sie die Bewohner der Stadt dazu auf, ihre Häuser nicht zu verlassen.
    Hinter den Gardinen standen die Menschen und starrten auf die Straße. Sie verstanden nicht, was in ihrer kleinen Stadt geschah. Die Telefonleitungen vibrierten von den vielen Gesprächen, das Mobilfunknetz war bald überlastet. Im Radio lief immer noch Musik, als sei nichts geschehen.
    Von einem Fenster im dritten Stock eines Hauses gegenüber dem Polizeipräsidium schaute eine Frau mit kurzem schwarzen Haar auf die Straße. Der Panzer hatte vor ihr gehalten, er wirkte wie ein Fremdkörper inmitten der Stadt. Sie wusste nicht, warum er dort war und warum er eine Granate auf das Präsidium abgefeuert hatte. Sie hatte die Männer mit den Sturmgewehren gesehen und ihre Aufforderung auf Englisch aus dem Megaphon gehört. Sie wusste nicht, wer genau sie waren, aber sie kannte sie doch: Es waren Männer, die eine tödliche Gefahr für sie und alle anderen darstellten.
    Lydia ging vom Fenster weg und

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