Der Geheimnistraeger
Verteidigungsstellung unschädlich zu machen. Man kann sie mit anderen Panzern angreifen, aber da braucht man dann schon ein Verhältnis von drei zu eins. Drei angreifende Panzer gegen einen verteidigenden.«
»Wäre das machbar?«, fragte der Staatssekretär.
Der Oberbefehlshaber schüttelte erneut den Kopf.
»Im Augenblick nicht. Sie haben alle vierzig Leopardpanzer eingeäschert, die sich noch im Regiment befanden. Wir besitzen noch weitere, aber alle in Jütland. Über die Brücke zu fahren wäre zu riskant. Denn dann würde man für sie eine ideale Zielscheibe abgeben. Wir werden die Panzer verschiffen müssen. Das dauert und erfordert ein großes Ausweichmanöver.«
»Rechnen Sie aus, wie lange das dauert«, sagte der Ministerpräsident. »Welche weiteren Methoden gibt es?«
»Eine andere Methode ist der Angriff mit Hubschraubern. Aber das ist ebenfalls sehr riskant. Sie sehen uns, noch bevor wir sie in Schussweite haben. Ein Panzerschütze, der weiß, was er tut, kann problemlos einen Hubschrauber abschießen. Dass sie dazu fähig sind, haben sie ja leider bereits bewiesen. Außerdem verfügen wir nicht über diese Kampferfahrung, keiner unserer Hubschrauberverbände ist je solche Angriffe geflogen. Ich kann die Verantwortung für einen solchen Angriff nicht übernehmen. Tatsache ist, dass wir nicht einmal über die nötigen Waffen verfügen, wir müssten uns mit solchen Waffen ausgerüstete Hubschrauber leihen.«
»Und die dritte Methode?«, fragte Knud Halsberg.
»Die Panzerfaust, die von einem einzelnen Soldaten abgefeuert wird. Die Reichweite von Panzerfäusten beträgt aber nur 800 Meter. Und der ideale Abstand beträgt nur 500 Meter.«
»Aber das muss doch wohl möglich sein!«, meinte der Chef einer der Oppositionsparteien. »Ein Mann kann sich doch wohl ziemlich nahe heranschleichen.«
»Deswegen stehen die Panzer ja so frei. Ihre Maschinengewehre erledigen einen Soldaten auf einen Abstand von 1600 Metern.«
»Und nachts?«, wandte der Parteichef ein.
»Dann benötigen wir Nachtsichtgeräte«, antwortete der Oberbefehlshaber, »und sie sehen uns trotzdem.«
Der Parteichef verstand das nicht richtig, ging aber davon aus, dass der Oberbefehlshaber wusste, wovon er sprach.
»Es gibt noch eine vierte Methode«, meinte der Oberbefehlshaber. »Wir können sie mit Hilfe von AWACS bombardieren. Unsere Kampfflugzeuge können so was. Mit Hilfe der AWACS lässt sich der genaue Standort des Panzers bestimmen. Aber
dann müssten wir in dicht besiedelten Gegenden und in der Nähe der Brücke Bomben abwerfen. Die Intelligenz der smarten Bomben wird leider immer übertrieben.«
»Und worin besteht ihre Schwäche, militärisch gesehen?«, fragte der Ministerpräsident.
»Dass sie so verstreut sind. Sie würden an jeder Position mindestens drei Leopardpanzer benötigen, um sich relativ sicher fühlen zu können.«
»Warum haben sie dann nicht mehr Panzer mitgenommen, als sie die Gelegenheit dazu hatten?«
Der Oberbefehlshaber zuckte mit den Achseln. »Für jeden Panzer braucht es vier Mann Besatzung. Vielleicht hatten sie nicht genügend ausgebildete Leute, um mehr als zehn Panzer bedienen zu können.«
»Können wir sie nicht einfach hinhalten?«, meinte Knud Halsberg. »Sie müssen schließlich schlafen, essen, sch… ja, beliebig lang können sie einfach nicht durchhalten.«
»Stimmt«, sagte der Oberbefehlshaber, »aber wir wissen immer noch nicht, wie viele es sind oder welche Pläne sie haben. «
»Das Fazit lautet also, dass sie uns in der Hand haben?«, sagte der Ministerpräsident.
Der Oberbefehlshaber kratzte sich am Ohr. »Das ist natürlich alles nur eine Zeitfrage. Sie kommen damit auf Dauer nicht durch.«
»Und bis dahin?«
»Rücken wir mit unseren Eliteeinheiten an, den Fallschirmjägern und den Kampfschwimmern. Die sollen zum richtigen Zeitpunkt angreifen.«
»Einen Augenblick«, meinte Reichspolizeichef Thord Henning. »Wie gesagt ist das hier eine polizeiliche Angelegenheit. Wir haben unsere eigene Elitetruppe. Wir nehmen gerne Ihre
Hilfe in Anspruch, aber das muss unter unserer Leitung geschehen. «
»Mit Verlaub«, sagte der Oberbefehlshaber. »Aber die Polizei ist doch wohl kaum im Kampf mit Panzerwagen ausgebildet?«
»Wie gesagt, wir nehmen Ihre Hilfe gerne in Anspruch.«
Der Ministerpräsident hob die Hände. »Das hier ist nicht der richtige Zeitpunkt, um über Formalitäten zu streiten. Henning hat sicher recht, aber das gilt nur für die Lage jetzt. Ehe wir uns
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