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Der Geheimnistraeger

Der Geheimnistraeger

Titel: Der Geheimnistraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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über die Befehlshierarchie einigen, müssen wir herausfinden, worum es überhaupt geht. Wie stellen wir das an?«
    Am Tisch wurde es still. Die ohnehin schon große Verwirrung nahm noch weiter zu.

34. Kapitel
    Vincent war mit Ausnahme des Linate-Flughafens zwei Tage zuvor nie in Mailand gewesen. Obwohl Samstagnachmittag war, herrschte dichter Verkehr. »Santa Maria Nascente«, sagte Gaetano Gandini. »Das hier ist das Zentrum«, fuhr er fort.
    Sie fuhren durch einfachere Stadtviertel, bogen in eine Seitenstraße ein und hielten vor einem Tor, das so massiv war wie die Tür eines Geldschranks. Gandini sagte ein paar Worte in eine Wechselsprechanlage, und das Tor hob sich lautlos. Gandini fuhr eine Tiefgaragenrampe hinunter. Zwei Stockwerke unter der Erde stiegen sie aus. Eine Frau und ein Mann, beide Anfang vierzig, erwarteten sie. Die Frau führte sie in ein Büro.
    »Wir haben uns sagen lassen, dass Sie ein Kollege vom Sicherheitsdienst sind«, sagte die Frau auf Englisch an Christian gewandt. Obwohl sie nicht lächelte, waren ihre spitzen Eckzähne zu sehen.
    »Das stimmt«, antwortete Christian. »Ich gehöre zum PET. Kommissar Paulsen kommt von der Kriminalpolizei. Wir arbeiten beide in Kopenhagen.«
    »Ich heiße Maria Morale. Ich bin Capitano der ROS, der Raggruppamento Operativo Speciale hier in Mailand. Die ROS ist die Abteilung der Carabinieri , die den Terrorismus bekämpft. Das hier ist Maresciallo Carlis, mein nächster Mitarbeiter.«

    »Wir haben die bemerkenswerte Entwicklung in Dänemark heute im Verlauf des Tages verfolgt«, fuhr Maria Morale fort. »Was diese Vorfälle angeht, haben wir im Augenblick nichts zu sagen. Aber der Chef der Kriminalpolizei in Bologna meinte, dass wir Ihnen trotzdem behilflich sein könnten. Offenbar geht es um die Rolle von Paolo Rocca in dieser Angelegenheit.«
    »Wir sind dankbar für alle Informationen, die wir bekommen können«, sagte Christian.
    Maria Morale drehte sich mit ihrem Bürostuhl und nahm eine Mappe von dem Schreibtisch hinter ihr. Die Mappe war sehr dick.
    »Das hier ist Paolo Roccas Akte, einschließlich der Ausdrucke des neueren Materials, das sich in den Datenbanken befindet. So viel lässt sich gleich sagen, Rocca ist ein Mann, den wir gerne fassen würden. Wir können uns also vielleicht gegenseitig helfen.«
    »Möglicherweise befindet er sich bereits in sicherem Gewahrsam«, meinte Vincent. »Im Leichenschauhaus. Wir hegen nämlich den Verdacht, dass er in Kopenhagen ermordet worden ist.«
    »Ach so«, meinte Maria Morale. »Sie sind sich aber nicht sicher? «
    »Das Mordopfer ist bislang nicht identifiziert«, sagte Vincent und berichtete von dem bei einer Explosion ums Leben gekommenen Mann. Morale und Carlis hörten zu, ohne bei den blutigen Details auch nur eine Miene zu verziehen.
    »Wir würden den Mord gerne aufklären, aber dazu müssen wir natürlich erst einmal die Identität des Mordopfers ermitteln«, fuhr Paulsen fort. »Außerdem glauben wir, dass der Mord mit den momentanen Ereignissen in Korsør zusammenhängt. Diese Behauptung können wir zwar nicht beweisen, aber die Gewalt und die Methode, Sie verstehen schon.«

    »Wenn man bedenkt, wer Paolo Rocca ist oder genauer gesagt, wer er war, falls er jetzt tot sein sollte, klingt das nicht ganz unwahrscheinlich«, meinte Maria Morale. »Die Methode lässt wirklich an ein Terrorattentat denken. Maresciallo Carlis ist der verantwortliche Ermittler. Er soll Ihnen den Fall Rocca erläutern.«
    Sie reichte ihrem Kollegen die Mappe. Carlis war ein kleiner Mann mit dicken runden Brillengläsern. Die Linsen vergrößerten seine Augen auf groteske Art. »Wir sammeln jetzt seit fünfzehn Jahren Informationen über Paolo Rocca«, sagte er in ausgezeichnetem Englisch. »Vor einem guten Jahr riss dann aber der Kontakt zu ihm vollkommen ab. Das geschah unter Umständen, die unser Interesse nur noch verstärkt haben.«
    Fünfzehn Jahre. Paulsen schien auf eine Goldgrube gestoßen zu sein.
    »Rocca war wahrscheinlich Chef einer Organisation, die wir lange infiltrieren wollten. Schließlich gelang uns das auch«, fuhr Maresciallo Carlis fort. »Ich sage wahrscheinlich, weil wir nie nahe genug an ihn herangekommen sind. Die Organisation besteht aus kleinen Zellen aus fünf Personen, die untereinander keinen Kontakt haben. Nur der Chef der Zelle hat einen Kontakt nach oben. Unser Mann wurde ein untergeordnetes Mitglied einer Zelle hier in Mailand.«
    Maresciallo Carlis deutete auf die Mappe.
    »Ein

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