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Der Geheimnistraeger

Der Geheimnistraeger

Titel: Der Geheimnistraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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in die weißen Fassaden. Betonsplitter schneiten auf die grünen Rasenflächen. Die Granaten durchschlugen die Häuser und ließen die Blutspuren der Gewalttäter zurück.
    Dann kehrte der Panzer zu weiteren Häusern der Stadt und feuerte erneute Salven ab. Anschließend fuhr er zu der Anhöhe bei der Kreuzung zurück.
    Wenig später wurden vier Personen aus dem Hotel Kong Frederik geführt und auf der Straße erschossen. Die Leichen ließ man liegen.

    In einem der Hotelzimmer saß Espen Krogh. Er hörte die Schritte auf den Korridoren und wenig später die Schüsse. Jetzt hielt er seine Überlebenschancen für gering. Bislang hatte niemand über die Freilassung George Woods’ verhandeln wollen, und solange nicht verhandelt wurde, besaß er für die Besetzer auch keinen Wert. Er war einfach nur eine weitere Geisel, die, falls erforderlich, geopfert werden konnte.
    Eine Mitteilung über die Vergeltungsaktion wurde per E-Mail an die Polizeiführung in Kopenhagen und an eine Nachrichtenagentur versandt. Die Verlautbarung glich der vorhergehenden: Wir rächen das Blut unserer vier Märtyrer.
    In Kopenhagen wurde die Nachricht von dem Granatfeuer und von den vier weiteren Morden mit Entsetzen aufgenommen. In der Führungsgruppe herrschte große Verwirrung. Laut der telefonischen Zeugenaussagen hatte der Panzerwagen ohne scheinbaren Grund zu brennen begonnen. Niemand hatte den Vorfall von Anfang an beobachtet. Merkwürdiger war jedoch, dass angeblich eine Person aus einem Fenster heraus das Feuer auf die Panzerwagenbesatzung eröffnet hatte. Niemand wusste, wer den Angriff durchgeführt und damit die Racheaktion ausgelöst hatte. Die Informationen waren unklar, und viele aus der Führungsgruppe bezweifelten ihren Wahrheitsgehalt.
    Der Oberbefehlshaber sprach sich für eine sofortige Stürmung durch die Elitetruppen aus. Der Reichspolizeichef wollte noch warten, bis die eigenen Panzer eingetroffen waren, um verlustreiche Angriffe auf die Einwohner Korsørs oder die Orte in der Umgebung zu vermeiden. Der Oberbefehlshaber meinte, dass sich Soldaten mit Panzerfäusten in den Kämpfen einsetzen ließen, auch wenn das riskant sei. Diese Truppen befanden sich bereits an den Straßensperren und auf den Getreidefeldern dazwischen. Korsør war umzingelt. Die Flotte wartete auf
dem Großen Belt, allerdings außer Schussweite der feindlichen Panzer. Der Reichspolizeichef behauptete, man riskiere mit einer übereilten Aktion, eine Brückensprengung zu provozieren. Die Lastwagen, die die Besatzer auf der Brücke aufgestellt hatten, waren vermutlich mit großen Mengen Sprengstoff beladen. Keine Truppe würde rasch genug eingreifen können, um die Terroristen von der Durchführung derartiger Pläne abhalten zu können. Außerdem sei es immer noch nicht zu spät, eine Lösung mittels Verhandlung herbeizuführen. Der Oberbefehlshaber wollte daraufhin säuerlich wissen, an welche Verhandlungen der Reichspolizeichef denke, und meinte, die Situation sei inzwischen unhaltbar.
    Ein definitiver Beschluss wurde nicht gefasst. In der Praxis bedeutete das, eine Entwicklung abzuwarten, die von den Besatzern gesteuert wurde. Die Polizei fuhr mit ihren beharrlichen Bemühungen fort, eine Verbindung zu den Besatzern im Hotel herzustellen. Von dort kam jedoch keine Antwort.
     
    Vincent Paulsen und Preben Møller hatten gerade die ersten Ergebnisse der Spurensicherung erhalten. Sie saßen in Vincents Büro im zweiten Stock des Polizeipräsidiums. Møller fand, Paulsen wirke abwesend, zerstreut, unkonzentriert.
    Møller hingegen war optimistisch. Der wiedergefundene Kinderwagen glich jenem in dem japanischen Touristenvideo in jeder Hinsicht. Die Überprüfung des Inhalts, des Lakens und der Decke, war jedoch noch nicht abgeschlossen. Es ließ sich auch nicht sagen, ob der Kinderwagen mit Sprengstoff in Berührung gekommen war. Am Handgriff gab es nur Fingerabdrücke eines Polizisten und einer weiteren Person. Es zeigte sich, dass diese von derjenigen stammten, die den Kinderwagen beim Fundamt abgegeben hatte.

    An der Puppe, die die Größe eines Neugeborenen hatte, fanden sich verschiedene Fingerabdrücke. Drei Abdrücke waren nicht zu identifizieren, der vierte stammte laut der Datei von Europol von einer Frau namens Iman Amin oder Jeanne Anoud, einer Französin algerisch-französischer Abstammung, die in einer Kleinstadt bei Marseille aufgewachsen war. Keine Vorstrafen, aber in das Register von Europol aufgenommen, nachdem sie am 1. Mai 2002 bei

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