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Der Geheimnistraeger

Der Geheimnistraeger

Titel: Der Geheimnistraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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Raubüberfall
handeln?«, fragte Vincent nach einer Weile. »Ein Raubüberfall, der als Terrorangriff getarnt ist?«
    Skov lächelte.
    »Vielleicht, Paulsen. Vielleicht. Ich weiß nicht. Das hier übersteigt meinen Horizont. Ich bin nur ein kleiner Mensch mit einem begrenzten Blickfeld.«
    »Und unser armer, kopfloser Paolo? Was hat er mit der ganzen Sache zu tun?«
    »Keine Ahnung. Alles ist sehr undurchsichtig. Ich wage nicht einmal, Mutmaßungen darüber anzustellen, wie das alles noch enden mag.«

52. Kapitel
    Derselbe Mann, der Espen ins Gesicht geschlagen hatte, betrat das Zimmer. Espen saß auf seinem Stuhl. Aus purem Überdruss war er ein wenig eingedöst. Geisel zu sein war ermüdend. Irgendwelche Erwartungen daran, wozu dieser Besuch führen könnte, besaß er nicht. Die Initiative war ihm genommen.
    Der Mann nahm ihm gegenüber Platz.
    »Ein Amerikaner«, sagte der Mann. »Das kostet richtig Geld. Fünf Millionen Dollar. Im Voraus. Eingezahlt auf ein Konto.«
    »Meine Auftraggeber müssen diese Summe genehmigen«, erwiderte Espen. »Das ist viel Geld.«
    »Das hier ist keine Verhandlung. Das ist ein Ultimatum. Sonst töten wir Woods. Das Geld muss in zwei Stunden auf unserem Konto sein.«
    »Warum diese Eile?«
    »Ich glaube nicht, dass Sie so naiv sind, Mr. Krogh. Sie wissen genauso gut wie ich, dass die NATO uns ziemlich bald angreifen wird.«
    »Die NATO? Das hier ist Dänemark.«
    »Das ist dasselbe.«
    Nein, dachte Espen. Das ist nur manchmal dasselbe. Die Dänen werden diese Sache selbst lösen wollen.
    »Wir haben das Ungeheuer tief in seinem Inneren getroffen«,
sagte der Mann. »Wir haben bereits bewiesen, dass die USA ihre vitalen Teile nicht schützen können.«
    »Haben Sie Korsør deswegen angegriffen?«, fragte Espen.
    »Sehen Sie doch nur, wie schwach das Imperium ist! Sehen Sie, welche Ratlosigkeit jedes Mal ausbricht, wenn es angegriffen wird! Sie werden hysterisch, wenn in Manhattan zwei Hochhäuser einstürzen. Ein paar Bomben in Zügen in Madrid, und das Imperium zerfällt. Spanien zieht sich mit eingeklemmtem Schwanz aus dem Irak zurück. Die sogenannte Demokratie des Imperiums zeigt ihr wahres Gesicht, wenn sie Freiheitskämpfer ohne Prozess foltert und einsperrt. Sehen Sie doch nur, wie die verrückte imperialistische Wirtschaft ins Wanken gerät. Die ganze Welt sieht, dass das Imperium auf tönernen Füßen steht.«
    »Das Geld«, sagte Espen. »Ich muss Kontakt zu meinen Auftraggebern aufnehmen. Ich schlage vor, zweieinhalb Millionen sofort und weitere zweieinhalb, wenn Woods und ich Korsør verlassen.«
    »Nein«, erwiderte der Mann. »Fünf Millionen innerhalb von zwei Stunden. Sonst stirbt er. Wir haben nichts zu verlieren.«
    »Das Einzige, was ich tun kann, ist, Ihre Forderung weiterzugeben. Entscheiden kann ich das nicht. Ich brauche einen Internetzugang.«
    Der Mann öffnete die Tür und zwei bewaffnete und maskierte Männer entfernten das Klebeband von Espens Handgelenken. Sie führten ihn nach unten in die Lobby. Espen schrieb eine E-Mail und bat um etwas zu essen. Er bekam ein Stück Brot und eine Tasse Tee. Nach fünfundvierzig Minuten traf die Antwort ein. Das Geld würde ausgezahlt werden. Espen fragte die Kidnapper nach der Kontonummer und mailte sie. Nach weiteren fünfzehn Minuten traf die Bestätigung ein, dass fünf Millionen Dollar auf das Konto überwiesen worden seien.

    Einer der maskierten Männer zog Espen von seinem Stuhl hoch und umwickelte seine Handgelenke erneut mit Klebeband.
    »Jetzt haben Sie das Geld«, sagte Espen. »Jetzt können wir gehen.«
    Der Mann, der die Forderung gestellt hatte, schlug Espen ins Gesicht. »Schwachkopf«, zischte er. »Woods. Wir wissen, wer er ist. Einer der großen Waffenlieferanten des Imperiums! Er wird nie lebendig von hier wegkommen.«
    Espen wurde die Treppen hochgeschleift, aber dieses Mal in den vierten Stock. Er wurde in Zimmer 409 gestoßen, das Nachbarzimmer von Woods. Dann schloss sich die Tür hinter ihm. Auf dem Bett lag eine Frau. Sie sah Espen mit leeren Augen an. Doris fehlte die Kraft, sich zu erheben oder den Eintretenden um Hilfe zu bitten.

53. Kapitel
    Um vier Uhr nachmittags wurde Iman Amin alias Jeanne Arnaud international zur Fahndung ausgeschrieben. Das dänische Fernsehen zeigte die drei Fotos von Amin, die von der Polizei stammten: das Passfoto, die Frau und der Mann mit dem Kinderwagen auf dem Rådhuspladsen und das retuschierte Passfoto von Amin mit einer Frisur, die jener der Frau mit dem

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