Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
Vom Netzwerk:
sich zwischen die Mädchen. Einen Arm legte er locker um Cardinia und tätschelte ihre Schulter. Er sah in ihren Augen, dass sie ihn erkannt hatte. Cardinia, die Tochter von Amarina und einstige Lieblingsschülerin Helenes. »Wer weiß, was die Mädchen ansonsten aushecken, während wir vorne ahnungslos miteinander plaudern. Es wären nicht die ersten Kinder, die mir aus dem fahrenden Wagen springen.« Als hätte er ihren Plan auf Rettung durchschaut, ließ Cardinia plötzlich den Kopf hängen und stützte ihn auf die Handballen. Ihr Körper zitterte in lautlosem Schluchzen. Miller schloss schnell beide Türen und hob zum Abschied die Hand.

    Es war bereits dunkel, als sie Townsville erreichten, doch Gottfried hatte Glück. Die Fähre nach Palm Island lag noch im Hafen. Er seufzte erleichtert auf. Der Gedanke, eventuell die Nacht mit den Kindern in Townsville verbringen zu müssen, hatte ihn die ganze Fahrt über gequält. Allein die Suche nach einem passenden Zimmer für die Mädchen … Es müsste von außen abzuschließen sein und im oberen Stockwerk liegen, damit die Mädchen nicht durchs Fenster ausbüxen konnten. Das größere Problem wäre jedoch die Schreierei, die sich sofort erheben würde, sobald die Kinder das Automobil verließen, denn die Knebel musste er ihnen auf dem Weg zum Zimmer abnehmen. Diese effektive Methode war zwar gesetzlich erlaubt, wurde aber in der Öffentlichkeit nicht gerne gesehen; in einem solchen Fall hätte es passieren können, dass man ihn am Empfang wieder wegschickte und er sich noch spät am Abend nach einem anderen Hotel umsehen musste. Um den Ablauf der Dinge nicht unnötig zu erschweren, wäre es also notwendig gewesen, die Kinder noch im Wagen zu betäuben, und das tat Gottfried nur sehr ungern. Manchmal dauerte es nämlich eine halbe Ewigkeit, ehe die Betäubten wieder erwachten. Manchmal kam es auch vor, dass sie sich übergaben, ohne dass das Zeug genügend Zeit gehabt hätte, um zu wirken. Er griff in seine Rocktasche und befühlte das Döschen mit den Schlaftabletten.
    Doch heute war diese unangenehme Maßnahme überhaupt nicht erforderlich, und er atmete befreit auf, dass er die Kinder nicht zur Einnahme zwingen musste. Es war alles andere als eine Freude, die Pille mit dem Daumen in die kleinen Rachen zu stopfen. Alle Kinder würgten, manche bissen zu. Ihnen danach Mund und Nase zuzuhalten, bis sie schließlich schlucken mussten – das war belastend, zumal die Kinder ja nicht still hielten, im Gegenteil: Sie zappelten und strampelten wie gefangene Tiere im Netz, die nicht verstanden, dass dies alles nur zu ihrem Besten geschah. Früher oder später würden sie dankbar sein, wenn sie mit einigem Abstand erkannten, wie er ihr Leben zum Guten gewendet hatte.
    Gottfried atmete erneut auf. Heute hatten sie es jedenfalls rechtzeitig geschafft, sie waren auf der Fähre – trotz der Pausen, die sie notgedrungen einlegen mussten, damit die Kinder vom Brot aßen, das er noch schnell in Innisfail gekauft hatte. Er achtete darauf, dass sie nicht zu gierig vom mitgebrachten Wasser tranken. Sie hatten keine Zeit, jede Stunde zu halten, damit sie sich erleichtern konnten. Doch jetzt stand der schwarze Polizeiwagen sicher geparkt zwischen zwei Fuhrwerken, und Gottfried stellte befriedigt fest, dass die Mädchen tief und fest schliefen.
    Er selbst fühlte sich überhaupt nicht schläfrig, obwohl es ein langer und anstrengender Tag gewesen war. Im Gegenteil, er fühlte sich geistig klar und körperlich wie erfrischt. Zu wissen, dass er im Besitz von Amarinas und Helenes Töchtern war, verlieh ihm ein bislang unbekanntes Hochgefühl, das er auszukosten gedachte.
    Dieses Kind – es sah seiner Mutter so ähnlich, dass es Gottfried in der Brust weh tat. Den ganzen Tag über hatte das Mädchen kein einziges Wort gesprochen und dies, obwohl er ihr auf Deutsch eine Süßigkeit angeboten hatte. Ob die Kleine aus Trotz schwieg oder ob die Angst ihr die Sprache verschlagen hatte, konnte er nicht sagen, und es kümmerte ihn auch nicht. Auch so wusste er, wer sie war. Ihr Name spielte keine Rolle, sie würde ohnehin bald einen neuen tragen. Wiederum verblüffte ihn ihre Ähnlichkeit mit Helene. Die gleichen Locken, die Augen, die schlanken Glieder. Den kleinen Körper zusammengerollt, hatte sie den Kopf auf dem Schoß eines der Orta-Mädchen gebettet, deren Namen Gottfried ebenfalls nicht kannte. Die Kleine war als Letzte eingeschlafen. Gottfrieds Blick wanderte zu Cardinia, deren Kopf ans

Weitere Kostenlose Bücher