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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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Entführung verantwortlich war. Er soll aus dem Süden gewesen sein. Wie gesagt: Beweisen kann ich nichts, aber leider hat sich auch meine Kirche in jenen Zeiten nicht eben mit Ruhm bekleckert.«
    »Ja, das habe ich schon gehört. Denken Sie, Helen hat das gewusst?«
    »Das hat sie. Ich glaube, dass sie ihn von früher kannte.« Er seufzte, als er Nataschas Hand schüttelte.
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen weiterhelfen konnte, aber nun wissen Sie alles. Gott schütze Sie, mein Kind. Leben Sie wohl.«
    »Leben Sie wohl, Pastor.«

Innisfail, 8. März 1911,
1 Uhr mittags
    G ottfried schob den Vorhang zur Seite und sah gerade noch, wie das schwarze Automobil von der Hauptstraße abbog, ehe es aus seinem Gesichtsfeld verschwand. Es war so weit. Seit mehr als zwei Stunden saß er nun schon am Fenster und wartete. Endlich. Er klappte die Bibel zu, die er auf dem Schoß hielt, und legte sie auf den Nachttisch zurück. Dann stand er auf, griff nach seiner Reisetasche und verließ das Zimmer, das er bereits am Morgen bezahlt hatte.
    Der Wagen der Polizei hielt, wie besprochen, am Hintereingang des Hotels. Gottfried beugte sich nach vorne, um ins Wageninnere sehen zu können. Äußerst beengt saß dort Constable Barnes zwischen vier Mädchen, die er sich mit den Ellbogen einigermaßen vom Leibe zu halten versuchte. Sein mürrischer Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, wie wenig ihm seine augenblickliche Lage gefiel. Die Mädchen trugen viel zu große Kleider, die ihnen halb von den Schultern rutschten, weil sie nur notdürftig zugeknöpft waren. Sergeant Miller, der am Steuer saß, kurbelte die Scheibe herunter. Er nickte Gottfried zu.
    »Hat länger gedauert als erwartet. Wir mussten den Kratzbürsten nach dem Ankleiden erst noch die Hände zusammenbinden, so wild haben sie um sich geschlagen. Und ein Gefauche sag ich Ihnen. Wie ein Wurf wilder Katzen.« Zur Untermalung des Gesagten hielt er sich die Ohren zu und verzog den Mund in gespieltem Schmerz. »Nur die Kleinste war mucksmäuschenstill.« Er drehte sich zum Rücksitz um und deutete mit dem Daumen auf Nellie, die sich nun so tief in die Ecke drückte, als wolle sie ganz darin verschwinden. Ihre vor Schreck geweiteten Augen glitten von Gottfried zum Sergeant und suchten schließlich im Blick der anderen Mädchen nach Halt, doch Cardinia und die beiden Orta waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich gegen ihre Zwangslage zur Wehr zu setzen. Gottfried kümmerte sich nicht um die größeren Kinder und den genervten Polizisten in ihrer Mitte, seine Augen ruhten allein auf Nellie.
    »Solange wir es auf die Fähre schaffen, soll es mir recht sein«, sagte er, ohne den Blick von dem völlig verängstigten Mädchen abzuwenden.
    »Also dann, verschwenden wir keine Zeit.« Sergeant Miller stieg aus. Er lief um den Wagen herum, um Gottfried die Beifahrertür zu öffnen. »Constable Barnes wird Sie fahren. Ich sage Ihnen hier schon Goodbye. Kann es mir nicht leisten, meine Leute auf der Station so lange ohne Aufsicht zu lassen. Außerdem will ich da sein, wenn die zeternden Abos mit ihren Weibern auftauchen, weil sie ihre Kinder zurückhaben wollen.« Cardinia, die die Worte des Sergeants verstand, wand sich mit aller Kraft im Sitz, doch der Constable stieß ihr den Arm in die Seite. Ein Laut wie ein Jaulen drang aus der Kehle des Mädchens. Tränen liefen ihm übers Gesicht und versickerten im schmutzigen Knebel.
    »Ja«, sagte Gottfried so leise, dass der Sergeant einen Schritt auf ihn zuging, um ihn besser zu verstehen. »Da wäre ich auch gerne dabei«, fuhr er fort und dachte an Helene. Der Sergeant runzelte die Stirn.
    »Was sagten Sie da gerade?«
    »Ach, nichts«, wehrte Gottfried ab. Er riss sich von Nellies Anblick los und reichte dem Sergeant mit einem Lächeln die Hand. »Danke für Ihre Unterstützung, Sergeant Miller. Ich bin mir sicher, der HERR wird es Ihnen danken. Meine Gemeinde wird sich ohnehin erkenntlich zeigen.«
    » No worries. Was immer in meiner bescheidenen Macht steht, um die Wilden irgendeinem Nutzen zuzuführen, tue ich gerne.« Barnes hatte sich in der Zwischenzeit aus dem Rücksitz geschält und saß nun sichtlich erleichtert hinter dem Steuer.
    »Sollen wir los, Pastor?«, rief er ihm durch die offene Beifahrertür zu. Gottfried stimmte mit einem Nicken zu.
    Miller wies mit der Hand ins Wageninnere, doch Gottfried lehnte ab: »Danke, aber wenn es Ihnen recht ist, nehme ich lieber hinten Platz.«
    Er öffnete die Hintertür und quetschte

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