Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)
»Espresso« verstanden hatte, hob fragend die Augenbrauen.
»Nein danke«, entschied Natascha für sie beide. »Die Rechnung bitte.« Fahrig begann sie, in ihrer Handtasche nach dem Portemonnaie zu kramen.
»Lass nur, du bist natürlich eingeladen«, sagte Alan und reichte dem Kellner seine Kreditkarte.
»Kommt überhaupt nicht in Frage. Erst der teure Flug hierher. Warum auch immer. Und nun auch noch …«
»Warum auch immer?«, unterbrach Alan sie, und der schneidende Klang ließ sie aufhorchen. Sie sah ihn an.
»Alan. Was zum Teufel willst du hier?«
»Kapierst du es denn noch immer nicht? Wie stur kann man denn sein? Ich will dich, damn it! « Er war aufgesprungen und hatte dabei seinen Stuhl umgeworfen. Natascha fuhr zusammen.
»Ich bin in dich verliebt, so sehr, dass ich an nichts anderes mehr denken kann. Ich bin in den letzten Wochen vor Sehnsucht fast verrückt geworden.« Natascha saß nun kerzengerade auf ihrem Stuhl. Alan legte die Hände auf den Tisch, die Arme durchgestreckt, um den nach vorne gebeugten Oberkörper aufzustützen. Natascha hielt immer noch die Luft an. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, dass nicht nur der Kellner die Szene verfolgte, sondern das ganze Lokal.
»Ich will dich nicht für ein paar Wochen, ich will keine Affäre, ich will mit dir zusammen sein.« Er schlug auf den Tisch, Natascha zuckte zurück.
» Bloody hell, Natascha, come on! Ich will, dass wir es miteinander probieren, und erzähl mir jetzt nicht, dass das unmöglich ist. Natürlich ist es das nicht, oder glaubst du etwa im Ernst, wir wären das erste Paar, das mit dieser Entfernung fertig werden müsste? Es ist nur so schön bequem, alles auf die Distanz zu schieben, oder? Dabei ist das eigentliche Hindernis nur in deinem verdammten Kopf.« Er tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
Natascha schwieg. Alan schniefte nun und rieb sich die Nase. Es schien, als hätte er alles gesagt und warte nun auf ihre Reaktion. Eine Pause entstand, während der Natascha am Kragen ihrer Bluse nestelte und sich räusperte.
»Ich glaube nicht, dass dies hier der richtige Ort ist, um dieses Thema zu diskutieren«, sagte sie in verhaltener Lautstärke und hoffte, sachlich zu klingen. Dann rückte sie mit dem Stuhl zurück, um aufzustehen. Als sie nach ihrer Tasche griff, ging er um den Tisch herum und hielt sie bei den Armen.
»Ich bitte dich Natascha, geh jetzt nicht!«
Sie befreite sich mit einer entschlossenen Bewegung aus seinem Griff.
»Nicht hier, Alan.« Sie hatte ihre Stimme gesenkt und versuchte, ihn mit einem Blick auf ihr Publikum hinzuweisen, doch Alan wandte den Blick nicht von ihr.
»Gibt es denn einen richtigen Ort? Du rennst doch überall vor deinen Gefühlen davon. Ob im Pub in Cairns oder hier. Es ist doch völlig egal, wo ich mit dir rede. Du bist sowieso schon längst wieder auf der Flucht vor dir selbst.«
Natascha griff nach Alans Kreditkarte, die der Kellner an den Tisch zurückgebracht hatte, und steckte sie in Alans Hosentasche.
»Komm, lass uns endlich gehen.«
Alan sah sie verdutzt an, als sie ihn mit einer Hand in Richtung Ausgang schob und mit der anderen nach ihren Jacken angelte.
»Ich hätte es wissen müssen, ich Idiot.« Er sah Natascha von der Seite an, doch die blickte geradeaus. »Wenn es dir nichts ausmacht, komme ich noch kurz mit nach oben, meinen Rucksack holen.«
»Macht mir nichts aus.«
Alan zog den Reißverschluss bis zum Kinn hoch und schlang bibbernd die Arme um seinen Oberkörper.
»Nun übertreib mal nicht. Wir sind nicht in Sibirien.« Als sie die Straße überquerten, beschleunigte Natascha ihre Schritte, schloss rasch die Haustür auf und hastete die Treppen hinauf, bis sie endlich vor ihrer Wohnung im zweiten Stock angelangt waren.
»Du scheinst es ja sehr eilig zu haben.« Er hatte seine Hände in den Hosentaschen vergraben, und seine Stimme klang kalt.
»Allerdings.« Natascha hielt ihm die Tür auf. Zögernd folgte er ihrer Geste und ging an ihr vorbei in den Flur. Als hinter ihm krachend die Tür ins Schloss fiel, fuhr er erschrocken herum. Natascha stand jetzt dicht vor ihm und fummelte am Reißverschluss seiner Jacke.
»Was machst du denn da?« Natascha sah das Erstaunen in seinem Gesicht und ließ sich nicht beirren.
»Ich mache das, was ich schon längst hätte tun sollen. Was ich schon tun wollte, als du heute Morgen vor meiner Tür gestanden hast und erst recht heute Abend. Ich will dich, und ich will keine einzige Sekunde länger warten.«
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