Der geheimnisvolle Highlander
unterdrücken. Diese Freimütigkeit war verflucht erfrischend. Er kannte die Wahrheit bereits, doch er hatte nicht erwartet, dass sie sie auch zugeben würde. Jamie Campbell war nur allzu begierig darauf gewesen, Alex über den Grund ihrer Anwesenheit bei Hofe in Kenntnis zu setzen. Vermutlich wollte er dadurch ein mögliches Interesse, das Alex an dem Mädchen haben könnte, im Keim ersticken. Jamie hatte ihre Lage recht deutlich geschildert. Sie war an den Königshof geschickt worden, um einen Ehemann zu finden, der ihren Bruder unterstützen sollte. Eine Notwendigkeit, die durch die kürzliche Erkrankung ihres Vaters höchst dringlich geworden war. Während er auf Dunvegan gewesen war, hatte Rory Alex von der plötzlichen Erkrankung des Chiefs der Mackinnons erzählt, doch Alex hatte vergessen, dass Megs Bruder einfältig war. Er erinnerte sich daran, wie schnell sie Lizzie beigestanden hatte, und vermutete, dass dies etwas war, das sie recht oft tat.
Laut Jamie war Meg dazu erzogen worden, die Ländereien des Clans zu verwalten. Ein enormes Unterfangen für jemanden, der so jung war, erkannte Alex. Kein Wunder, dass
das Mädchen müde aussah. Sie trieb sich selbst zu sehr an. Irgendwann würde es zu viel für sie. Und nun sollte sie sich auch noch selbst einen Ehemann suchen? Dass ein Vater seiner Tochter ein solches Mitspracherecht in der Wahl des Gemahls einräumte, sprach selbstverständlich für ihren klugen Verstand. Doch Alex vermutete, dass dies auch zu dem hohen Maß an Besorgnis beitrug, das er in ihrem Verhalten bemerkte.
Trotz seiner politischen Meinungsverschiedenheiten mit Jamie Campbell musste Alex zugeben, dass sie es weit schlechter treffen könnte als mit Jamie.
Meg Mackinnon, so verführerisch sie auch sein mochte, war nicht für ihn bestimmt. Das sollte er besser nicht vergessen.
»Also ist es an der Zeit, einen Ehemann zu finden?«
Sie beobachtete aufmerksam seine Reaktion. »Ich fürchte, ja.«
»Warum erzählt Ihr mir das? Das geben junge Damen üblicherweise ungern zu.«
Ein trockenes Lächeln kräuselte ihre Lippen. »Es ist nicht gerade ein Geheimnis. Wozu etwas verbergen, was ohnehin allgemein bekannt ist?« Sie senkte verschwörerisch die Stimme. »Ich finde, es hilft dabei, die ungeeigneten Bewerber auszusortieren.«
Das kann ich mir vorstellen. »Eine praktische Vorgehensweise.«
Sie strahlte. »Genau!«
Meg war so völlig anders als die spröden, abgestumpften Damen bei Hofe. Sie war wie ein frischer Wind, wie die warme, salzige Brise, die über Dunvegan wehte. »Habt Ihr jemand gefunden, der sich eignet?«, fragte er mit mehr Interesse an ihrer Antwort, als er zugeben wollte.
Die feinen Linien erschienen wieder zwischen ihren Brauen. »Die Entscheidung ist komplizierter, als ich erwartet hatte.«
Sie wirkte so entmutigt, dass Alex sich bei dem Wunsch ertappte, ihre Sorgen zu lindern. Er wollte sie zum Lachen bringen. Dieses Gefühl hatte er schon sehr lange Zeit nicht mehr gehabt.
Er beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte ihr ins Ohr: »Ach, aber Ihr habt eines auf Eurer Seite, das Euch garantiert zum Erfolg verhelfen wird.«
»Und was wäre das?«
»Mit Eurer hilfreichen Mutter glaube ich nicht, dass Ihr Euch wegen irgendetwas Sorgen machen müsst.«
Meg lachte. Er zog sie auf. Dieser gewaltige, furchteinflößende Krieger versuchte, sie zum Lachen zu bringen. Als er zurücklächelte, sie richtig anlächelte, wurde Meg etwas sehr Beunruhigendes bewusst. Sie konnte sich in diesem Mann verlieren.
Der reine Zauber dieses sinnlichen Lächelns traf wie ein Pfeil geradewegs in ihr Innerstes. Einen quälenden Augenblick lang war Meg unfähig wegzusehen, unfähig, das kleine, aufgeregte Flattern ihres Herzens zu unterdrücken. Seine Anziehungskraft war nicht zu leugnen.
Die Musik hörte auf, und sie bemerkte, dass seine Hand immer noch an ihrer Taille lag. Er hätte sie loslassen sollen. Stattdessen presste er die Hand fester an sie, zog sie unmerklich noch näher zu sich. Sie hielt den Atem an. Er strich mit dem Daumen über ihren Rücken. Sie sollte sich ihm entziehen, doch sie konnte sich nicht bewegen.
Ihre Blicke verschmolzen miteinander, gegen besseres Wissen tat ihr Herz unwillkürlich einen Satz. Es war derselbe
Blick, mit dem er sie auf dem Schlachtfeld angesehen hatte. Ein Blick voller Verlangen. Als er sich näher zu ihr beugte, schnappte Meg nach Luft, da sie glaubte, dass er sie küssen wollte, mitten auf der Tanzfläche. Vor hunderten von Leuten.
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