Der geheimnisvolle Kreis (German Edition)
geredet werden. Ein Wort sprechen wurde mit einem Peitschenhieb bestraft.
Aber während deren kurzen Unterhaltung hatte Kalim mir von seiner Familie erzählt. Er war ein armer Getreidebauer. Er hatte eine Frau und zwei Söhne. Alle halfen auf dem kleinen Bauernhof mit. Ihre Existenz hing von einer guten Ernte ab. Tag und Nacht arbeiteten sie unermüdlich während der Erntezeit auf dem Feld und beteten täglich zu ihrem Gott, dass das Wetter es gut mit ihnen meinte und ihr Gott ihnen eine gute Ernte schenkte. Wenn die Ernte gut ausfiel, hatten sie genug Geld, um sich Lebensmittel kaufen zu können. Es reichte auch für Kleidung für die ganze Familie. Letztes Jahr hatte sich seine Frau ein schönes grünes Kleid gegönnt. Beim Gedanken an seine Frau weinte Kalim. Er vermisste sie sehr.
Er führte ein glückliches Leben bis zu dem Tag seiner Entführung.
Die Soldaten des Königs stürmten nach Ägypten. Sie suchten in allen Ländern in der Umgebung nach Arbeitern für den Tempelbau. Alle Männer ab fünfzehn Jahre aufwärts wurden verschleppt. Es geschah eines nachts und keiner hatte etwas davon mitbekommen. Sie stürmten in die Häuser und zerrten die Männer hinaus. Sie wurden in Käfige auf Wagen gesteckt. Ängstlich schauten Hunderte von Augenpaaren durch die Gitterstäbe. Keiner hatte Ahnung wie ihm geschah. Frauen und Kinder weinten. Kalim sagte seiner Frau und den Söhnen Lebewohl.
Bei diesen Worten wurde Kalim wieder sehr traurig. Seitdem hatte er seine Familie nicht mehr wieder gesehen. Keiner weiss, ob sie gesucht wurden oder nicht. Aber wohl kaum. Ein Menschenleben war in Ägypten nicht viel wert.
„Kalim, das tut mir sehr leid.“ sagte Aron zu ihm.
„Danke mein Freund. Wenn wir hier in zwei Monaten wieder frei kommen, stell ich dich meiner Familie vor.“ erwiderte Kalim tapfer.
„Aber jetzt erzähl mir wie du hier hergekommen bist.“
„Tja, es waren sehr komische Umstände. Ich war Gefangener des Zauberers Gondur. Eines nachts hörte ich laute Stimmen und schwere Schritte. Ich war in einem Käfig gefangen und hing zwei Meter über dem Boden. Aber ich merkte trotzdem die schweren, dumpfen Schritte am Boden. Mein Käfig schwankte. Alles war dunkel um mich herum. Ich konnte nichts erkennen. Nur hören.
Es gab lautes Geschrei vor meinem Gefängnis. Ich hörte Gondurs gebieterische Stimme:
„Verlasst sofort mein Haus. Ich habe keine Arbeiter für euch. Wenn ihr nicht geht, verzaubere ich euch in Ratten!“
Erst lachten die anderen, dann sah ich durch den Türspalt Funken fliegen und anschließend hörte ich nur noch Gefiepse. Denke, er hatte seine Drohung war gemacht und die ungebetenen Gäste in Ratten verwandelt. Aber das war nicht das Ende. Tage später geschah dasselbe Spiel.
Ich hörte wieder schweres Getrampel vor der Gefängnistür und lautes Gerede. Gondur war diesmal aber still. Ich weiß nicht, was mit ihm los war. Es gab Gebrummel und eine heftige Diskussion. Ich hörte etwas schweres auf den Boden fallen.
Plötzlich ging die Gefängnistür auf und Gondur kam mit einer leuchtenden Laterne auf mich zu. Ich konnte kaum sehen, da ich so geblendet wurde. Er kam näher zu mir und sagte:
„So mein Freund. Ich leih dich mal für kurze Zeit aus. Benimm dich anständig, damit mir keine Klagen kommen. Wir sind hier noch nicht fertig mit dir. Nach zwei Monaten hol ich dich wieder zu mir.“
Ich verstand gar nichts. Sein Diener ließ meinen Käfig ruckartig runter und ließ mich aus dem Käfig. Mir wurden Hand-und Fußfesseln angelegt und ich musste aus dem Gefängnis zum Gang laufen. Und da standen sie. Fünf dieser Gestalten gafften mich an. Der eine Aufseher packte mich am Arm und riss mich hinter sich her. Ich sah eine Kiste Gold auf dem Gang stehen.
„Leider kann ich mir Gold nicht zaubern.“ rief mir Gondur nach.
„Ich wurde also verkauft. Oder vielmehr verliehen gegen eine kleine Gebühr.
Seitdem warte ich auf meine Rückkehr, weil wir wirklich noch nicht fertig miteinander waren.“
Mit diesem Worten schliefen Aron und Kalim auf dem schmutzigen Lehmboden ein.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Gefängnisses ging dagegen ein grübelnder Aufseher auf und ab. Er konnte nicht schlafen. Ihn beschäftigte etwas. Nicht etwas. Einer!
Kapitel
„Wir sind zu spät?“ wollte Marvilla wissen. Der Baum nickte.
„Wir haben ihn im Stich gelassen? Oh das werde ich mir nie verzeihen.“ jammerte sie.
„Nicht nur ihn, auch sie. Es hat sich noch eine junge Frau hier her
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