Der geheimnisvolle Kreis (German Edition)
Erleichterung und irgendwie eingeschüchtert. Eine schwere Zeit würde auf sie zukommen, wenn sie ihre Gedanken im Zaum halten müsste. Der Zauberer war leicht zu erzürnen und sehr ernst. Seine Gesichtszüge entspannten sich wieder und dennoch zeichneten sich tiefe Falten in seinem Gesicht ab. Er war nicht sehr alt, aber verbittert und unzufrieden. Höchstwahrscheinlich totunglücklich. Zufriedenheit und Glück kann man sich einfach nicht herzaubern.
Gondur lehnte sich in seinem Stuhl zurück und dachte über sein Leben nach.
Er war ein kleiner aufgeweckter Junge namens Klaus. Blond, etwas klein für sein Alter und mager. Alle nannten ihn Gnom. Er wurde gehänselt und alle machten sich über ihn lustig.
„He Gnomi, musst du wieder heim zu Mama und Brei essen?“ rief einer der Jungen.
Er hasste sie. Eines Tages werde ich mich rächen. An allen.
Der Junge rannte auf Klaus zu. Klaus wollte ausweichen, doch er war zu langsam. Mit einem Schlag lag er am Boden. Ihm taten alle Knochen weh und er unterdrückte die Tränen, die am liebsten über seine Wangen gerannt wären.
„Heul doch, heul doch!“ lachten die Jungen.
Sie rannten um ihn herum und schupsten ihn, sobald er versuchte aufzustehen. Sie waren furchtbar gemein.
Bei diesen Gedanken überkam Gondur wieder die Wut. Er nippte an sein Glas und stellte es wieder an die reich gedeckte Tafel. Marla schaute ihn irritiert an. Sie bemerkte, dass er in Gedanken war und das es keine schönen waren.
„Hatte ich denn keine Freunde?“ überlegte Gondur laut.
„Kann ich mir gut vorstellen.“bemerkte Marla.
Bei ihren Worten erschrak sie. Sie wollte sich doch beherrschen und zurückhalten. Gondur warf ihr einen abwertenden Blick zu und holte sich die Szene von Klaus wieder ins Gedächtnis.
Doch. Er hatte einen Freund. Aber ihn hatte er aus dem Gedächtnis gestrichen und wollte auch nicht mehr an ihn denken. Kein einziger Gedanken war er mehr wert.
Irgendwann hatten die Jungen dann von ihm gelassen. Sie machten sich daran, einen Hund zu verjagen, Omas die Zunge rausstrecken und Steine gegen Laternen zu werfen.
Klaus schnappte sich seinen Schulranzen und rannte nach Hause. Er war traurig und verängstigt.
Er rannte den ganzen langen Heimweg und kam völlig außer Atem zu Hause an. Seine Mutter war in der Küche und kochte. Sie drehte sich um und eine alte hässliche Hexe mit Warzen im Gesicht schaute ihn an.
„Huch!“ Gondur erschrak bei seinen Gedanken.
Doch es war anders. Eine schöne junge Frau mit braunen langen Haaren drehte sich lächelnd zu ihm um und sagte: „Hallo mein Schatz. Wie war es in der Schule?“
Gondur schmunzelte bei dem Gedanken an seine schöne liebliche Mutter.
„Zum Kotzen. Alle ärgern und schupsen mich. Warum lassen die mich nicht in Ruhe?“ schluchzte Klaus.
„Du bist eben anders. Das stört sie. Aber tröste dich. Aus dir wird noch was ganz besonderes. Glaube mir.“
Gondur schaute zufrieden zu Marla. Ja, aus mir ist was besonderes geworden. Ich bin Herrscher über alles und jeder muss mir gehorchen. Und wer nicht spurt, wird bestraft.
„Aber wann Mutter. Wann? Ich halte das nicht mehr aus.“
„Im nächsten Frühjahr.“
Der Winter war kalt und lang. Klaus konnte es nicht mehr erwarten bis endlich Frühjahr wurde.
Er fing schon an, Schneeflocken zu zählen und verfluchte jeden einzelnen Tag.
Endlich kam das Frühjahr.
„Klaus. Mein Sohn. Setz dich mal auf meinen Schoß.“
Sie nahm ihren Sohn liebevoll in den Arm und hob ihn auf ihren Schoß. Sie saßen in der gemütlichen warmen Küche. Sie wohnten sehr einfach. Nach dem Tod von Klaus` Vater, hatten Sie nicht mehr genug Geld. Sie zogen in den Wald in eine alte verlassene Hütte aus Holz. Das Haus bestand nur aus einer kleinen Küche mit Holzofen. Darin wurde immer köstlicher Kuchen gebacken. Klaus liebte Kuchen. In dem Haus standen noch zwei einfache Betten. Die Matratze bestand aus Stroh über das eine alte, von Motten zerfressene Decke lag. Aber es war das gemütlichste Bett, dass Klaus sich je vorstellen konnte. Und das wärmste noch dazu.
Seine Mutter wirkte traurig.
„Was ist Mutter?“
„Du musst fort. Damit aus dir was besondere werden kann, muss ich dich fortschicken.“
„Nein, ich lass dich nicht alleine. Ich habe es Vater versprochen.“
„Und ich habe ihm versprochen, dass es dir einmal besser gehen wird. Also muss ich dich fortschicken. Ohne Widerrede. Du gehst in die Stadt auf ein Internat. Du
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