Der geheimnisvolle Kreis (German Edition)
verirrt.“ erzählte der Baum.
„Eine Frau? Ach ja, der Nebel hat es mir geflüstert. Aber wir waren so mit unserer Vorbereitung des Sommerfestes beschäftigt, dass wir die Hilferufe überhört haben.“
„Wo sind die beiden?“
„Gondur hat sie abgeholt. Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen.“
„Gondur? Oje oje. Ich werde den Rat zusammenrufen.“
„Beeilt euch. Die Zeit läuft gegen euch.“
Marvilla eilte los.
„Lira! Lira! Wir müssen uns beeilen. Ruf alle zusammen. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Wir müssen handeln.“
„Immer mit der Ruhe und eins nach dem anderen. Was ist passiert und red´ gefälligst langsamer.“ ermahne Lira ihre jüngste Schülerin.
Marvilla japste nach Luft und rief:
„Gondur hat den Mann und jetzt auch noch eine Frau! Und wir haben nicht geholfen. Oje oje. Wie konnte das passieren?“
„Wir müssen endlich den Einstieg finden und ihn verschließen.“
„Einstieg? Welchen Einstieg?“
„Ein anderes Mal. Der Herr kommt. Verbeuge dich.“
Ein Mann in einem weißen langen Gewand schritt auf die Feen zu. Er schritt so langsam und bedacht, als ob er durch tiefes Wasser waten würde. Alles staunte über sein Auftreten. Selbst die Vöglein hielten mit Pfeifen und Zwitschern inne. Magie lag in der Luft.
„Wir werden die beiden finden und zurück in ihre Heimat schicken.“
„Aber woher wissen.....“
„Sei still Marvilla! Du bist so schrecklich vorlaut. Dafür schreibst du fünf Seiten der Feenordnung ab.“ flüsterte Lira.
„Lass sie nur Lira. Marvilla ist eine gute Fee. Aufgeweckt und neugierig. Sie muss zwar noch einiges lernen, aber dafür hat sie ein gutes Herz. Du wirst sie auf den richtigen Weg bringen. Du bist eine geduldige und liebevolle Mentorin.“
Lasmo wusste, dass Lira oft streng und impulsiv auf ihre Schülerin reagierte. Aber sie war von Grund auf eine herzensgute Fee. Sie hatte schon viele hervorragende Feen ausgebildet, die nun in allen Gegenden tätig waren. Lira war eine tolle Fee. Das Alter sah man ihr nicht an. Sie wirkte immer noch jugendlich mit ihren langen schwarzen, wehenden Haaren. Ihr geschmeidiger Körper zeichnete sich unter dem seidenen Stoff ihres Kleides ab. Die Haut war wie eh und je weiß und zart. Sie war elegant und graziös.
Marvilla dagegen war ein Wirbelwind. Jung und ungestüm. So manches Mal tollpatschig und plump, aber sie hatte ein Herz für zwei. Sie würde am liebsten die ganze Welt auf einmal ändern. Losstürmen und hinterher darüber nachdenken, was sie nun schon wieder angestellt hatte. Eine Chaotin mit Herz eben. Sie musste noch viel lernen und es machte Spaß, ihre Entwicklung zu beobachten.
Und dann diese zwei Menschen. Sie machten mir Sorgen. So kurz hintereinander sind sie in unser Reich gekommen. Ob das was zu bedeuten hatte? Meine Kugel hatte mich vorgewarnt. Wir waren zu leichtsinnig mit dem Einstieg. Ich hoffe nicht, dass noch mehr kommen. Und was hat Gondur mit ihnen vor? Sicher will er von ihnen lernen, um sich noch mehr Wissen und somit Macht anzueignen. Dieser Mistkerl.
Ich werde heute noch den Ältestenrat einberufen und die Kugel zu Rate ziehen.
Lasmo zerbrach sich den Kopf, wie er die beiden retten könnte.
„Erst mal herausfinden, wo sie sind.“ dachte er laut vor sich hin.
„Soll ich mich gleich auf den Weg machen?“ wollte Marvilla wissen.
„Nein!“ riefen Lira und Lasmo gleichzeitig.
Marvilla schlenderte durch das Baumenland. Ihr war langweilig. Langweilig vor warten. Sie durfte noch nicht an dem Ältestenrat teilnehmen. Sie musste erst noch die Feenprüfung abschließen. Und für diese Prüfung musste sie erst noch richtig pauken.
„Aber ich würde so gerne endlich was richtig vernünftiges tun. Menschen und Tiere in Not retten, das Böse vertreiben und Gondur das Handwerk legen.“ sagte sie zu dem Baum.
„Warte Kindchen, deine Zeit wird kommen. In der Ruhe liegt die Kraft. Unbedachte Handlungen können sehr schnell eine kleine Fee wie dich vom rechten Weg abbringen und Schaden anrichten. Abwarten und Sonnenwasser trinken.“
„Aber wie lange muss ich denn noch warten? Der Rat beratschlagt sich schon so lange. In der Zeit kann den beiden doch so viel passieren! Und nur weil wir zu spät kamen. Ich mach mir solche Vorwürfe.“ schluchzte Marvilla.
„Hör auf, dir Vorwürfe zu machen. Du kannst nicht überall gleichzeitig sein und allwissend bist du auch nicht. Du kannst ihnen immer noch helfen. Und merk dir eins. Egal was passiert. Mach nicht
Weitere Kostenlose Bücher