Der geheimnisvolle Kreis (German Edition)
gefiel der Flug langsam. Wenn er das seinen Freunden erzählen würde. Freunde? Er hatte keine Freunde, fiel ihm ein. Er war immer nur bei seiner Mutter im Waldhaus. Seine Freunde waren die Tiere im Wald. Eine kleine Eule kam jeden Abend auf dieselbe Tanne geflogen und schaute zu ihm hinunter. Er sprach zu der Eule. Erzählte ihr von seinen Erlebnissen des Tages und von seinen Träumen. Die Eule tat so, als verstünde sie ihn. Drehte den Kopf nach ihm und blinzelte mit den Augen. Es war eine sehr schöne Eule. Sie war schneeweiß mit dunklen Augen. Klaus vermisste sie auch. Er wurde wieder schwermütig und traurig. Was würde ihn jetzt auf dieser Burg erwarten? Würde er von der Hexe gefressen?
„Klaus, wir sind da. Mach dich bereit zur Landung“.
Wenn er gewusst hätte, was sie damit meinte, hätte er sich besser festgehalten. Das Monster stürzte zu Boden, stolperte und Klaus flog im hohen Bogen über den Kopf der Hexe hinweg. Er landete hart auf dem Boden.
„Autsch!“ jammerte er, als er aufschlug. Die Hexe lachte:
„Lektion eins: Achte immer genau auf das, was ich sage. Lektion zwei: Hör auf, dummes Zeug zu denken. Ich seh zwar nicht sehr schön aus, aber deswegen fresse ich noch lange keine kleinen Jungen. Lektion drei: Nenn mich zukünftig Meisterin. Ich mag das Wort Hexe nicht besonders. Verstanden?“
„Ja“, sagte Klaus kleinlaut.
„Ja Meisterin!“ fauchte sie.
„Ja Meisterin.“
Die Hexe schaute zufrieden. „Komm, ich zeige dir dein Zimmer.“
Sie stiegen eine lange steinerne Treppe empor. Die Eingangstür war gewaltig. Sie war aus Holz mit dicken Eisenscharnieren. Vor dem Eingang standen links und rechts Löwen aus Stein. Sie schauten beide unfreundlich auf die Gäste. Die ganze Burg war gewaltig groß. Sie was aus riesigen Steinbrocken gebaut worden. Kleine Fenster verzierten die Wände. Sie bestand aus zwei Türmen. Auf den Türmen thronte eine Spitze aus Holz und auf jeder Spitze saß ein Hahn aus Eisen. Sie drehten sich im Wind. Die Türme waren mit einer Mauer verbunden. Auf dieser Mauer saß eine Schar von schwarzen Raben. Sie krächzten, als sie Klaus sahen.
„Ist gut meine Lieben. Er gehört jetzt zu uns. Passt gut auf ihn auf.“
Die Raben waren die Späher der Hexe. Sie bewachten die Burg vor Eindringlingen und vor Flüchtlingen aus der Burg. Keiner hatte jemals die Burg verlassen, wenn er darin mal gefangen genommen wurde.
Klaus kam aus dem Staunen nicht mehr raus. So was hatte er noch nie gesehen. Die Burg war beindruckend. Er war neugierig auf den Rest der Burg. Gab es auch noch ein Verlies?
„Natürlich gibt es ein Verließ. Und Du könntest zur Abwechslung ruhig mal laut Fragen stellen und Dich mit mir unterhalten, anstelle immer nur zu denken.“
„Ok.“
Die Hexe schaute ihn böse von der Seite an.
„Ähm ja Meisterin“.
„Na also geht doch. Du bist ein schlaues Kerlchen. Lernst schnell. Wir werden eine Menge Spaß miteinander haben.“
„Was haben Sie mit mir vor? Warum bin ich hier?“
„Eins nach dem anderen. Habe Geduld, mein Junge“
„Ich will zu meiner Mutter. Ich vermisse sie schrecklich. Lassen sie mich bitte wieder nach Hause.“
„Nein, dass hier ist dein neues zu Hause. Damit musst du dich abfinden.“
„Ich will meine Mutter sehen. Ich will sofort zu ihr.“
„Du wirst sie sehen, ich verspreche es dir. Aber alles an der Zeit.“
„Ich will sie sofort sehen!“ schrie Klaus und stampfte auf den Boden. Er war wütend und gleichzeitig den Tränen vor Schmerz nahe. Vor lauter Wut schmiss er eine große Blumenvase um, die krachend zu Boden stürzte. Dabei schrie er immer wieder:
„Ich will nach Hause. Ich will zu meiner Mutter. Ich will sie sehen!“
„Halt. Sei sofort still. Komm, ich zeige sie dir. Und höre auf zu wüten, sonst verzaubere ich dich in eine Kröte und schmeiß dich da draußen in den Teich.“
Sie zeigte zum Fenster hinaus. Man konnte einen wunderschönen Garten erkennen. Schöne Bäume, Sträucher und blühende Blumen glänzten in der Sonne. Vögel zwitscherten um die Wette. Klaus heulte aus Leibeskräften. All der Frust und die Trauer brodelten nur so aus ihm heraus. Die Welt war so ungerecht.
„Komm zu mir Klaus. Ich zeige dir deine Mutter.“
Sie hob ihm die Hand entgegen. Zu seinem Erstaunen war diese weich und zart. Auch die Stimme der Hexe war auf einmal lieblich und freundlich. Nicht mehr so krächzend wie vorher. Und, oh du meine Güte, sie schaute aufeinmal aus wie seine Mutter. Klaus freute sich
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