Der geheimnisvolle Kreis (German Edition)
wird dort ein eigenes Zimmer haben, immer genug zu essen und ein Dach über dem Kopf, bei dem es nicht ständig reinregnet.“
In der Tat, durch dieses Dach regnet es ständig. So viele Töpfe und Eimer hatten wir nicht, um unter jedes Loch in der Decke einen Eimer stellen zu können. Aber er liebte das Haus und besonders seine Mutter.
„Mutter, ich will aber bei dir bleiben?“
„Nein, mein Entschluss steht fest. So schwer es mir fällt, Klaus. Aber habe bitte Verständnis. Es ist das beste für dich.“ Seine Mutter war den Tränen nahe.
„Wann?“
„Morgen.“
„Was schon? Warum hast du mir es nicht früher gesagt?“
„Um den Abschied kurz zu halten.“
Klaus schluchzte und drückte sich fest an seine Mutter. Seine Mutter schluchzte auch. Und so saßen sie eine ganze Weile und heulten.
Es war die letzte Nacht in diesem Haus. Die letzte Nacht bei seiner geliebten Mutter.
Aber er würde sie besuchen, da war er sich sicher.
Am nächsten morgen sprachen sie kaum ein Wort. Die Mutter packte alles zusammen. Sie hatten nicht viel. Eine kleine Tasche in der ein weiteres Hemd und eine Hose zum Wechseln gepackt wurde. Ein Stück Brot und Käse fanden auch noch Platz darin.
„Pass auf dich auf mein Junge. Mach das beste aus deinem Leben, weil es wertvoll ist. Ich liebe dich und werde immer an dich denken.“
„Ich liebe dich auch Mutter.“ Bei diesen Worten fiel er der Mutter um den Hals und schluchzte in ihre Schürze. Sie küsste ihn auf die Stirn.
Klaus hörte vor dem Haus ein tiefes Schnauben, wie das eines Pferdes. Aber es war kein Pferd.
Er ging neugierig vor die Tür. Er erschrak zu Tode. Was er da sah, versetzte ihm einen Schock.
Vor der Tür stand ein Monster. Es war eine Mischung aus Wolf mit Bärenkopf und Pferdeschwanz. Es hat sechs Beine. Auf ihm saß eine alte hässliche Hexe, die ihn mit ihrem zahnlosen Mund angrinste. Ihr Gesicht war mit Warzen übersät.
Auch die Mutter erschrak zutiefst und traute ihren Augen nicht. Soll sie der Hexe ihren Sohn mitgeben? Sie musste.
„Komm mein Junge. Nimm Platz!“
„Nein, niemals.“
Klaus hatte Angst. Er schaute verängstigt zur Mutter. Doch sie nickte ihm freundlich zu.
„Geh mein Junge. Pass auf dich auf und sei artig.“
Sie warf ihm eine Kusshand zu und winkte.
Klaus nahm auf dem Monster Platz. Er war wie in Trance. Konnte das sein? Warum schickte ihn die Mutter mit einer Hexe fort? Warum nur? Seine Gedanken flogen wirr durch seinen Kopf.
„Sie muss. Sie hat ein Versprechen einzulösen“ sprach die Hexe.
Klaus schaute die Hexe entsetzt an. Sie konnte seine Gedanken lesen.
Sie ritten lange und wirr durch den Wald. Klaus war traurig und vermisste seine Mutter.
Er traute sich aber nicht, an sie zu denken, da die Hexe seine Gedanken lesen konnte. Das verängstigte ihn sehr. Die Hexe sprach kein Wort. Sie sang auf einer unverständlichen Sprache.
„Horiohhhh!“ schrie sie und Vögel flogen aufgeregt von dem Bäumen. Er saß hinter der Hexe. Solle er einfach vom Monster springen und einfach davon rennen?
„Du willst doch deine Mutter nicht enttäuschen. Du hast es ihr versprochen.“
Mist, er hatte gedacht und sie hat es natürlich gehört. Er musste keine Antwort geben. Sie konnte seine Gedanken ja eh hören.
„Nein, es ist noch nicht soweit. Ich kann dir noch nicht von dem Versprechen erzählen. Alles zu seiner Zeit, mein Junge.“
Bei diesen Worten lächelte und grunzte sie gleichzeitig. Sie war so schrecklich hässlich. Wie eine Hexe eben so aussieht. Alt, bucklig, hässlich. Das Gesicht mit Warzen übersät und sie hatte nur faulige Zähne im Mund. Nur der Besen fehlte.
„Wo bringen Sie mich hin?“
„In dein neues zu Hause.“
„Und wo ist das?“
„Gleich da vorn“.
Sie ritten noch ein Stück durch den tiefen dunklen Wald. Kamen dann schließlich auf eine Lichtung. Vor ihnen erstreckte sich ein kahler grauer Berg. Ein schmaler Pfad führte am Fuße des Berges zu einer Burg, die auf der Mitte des Berges trotzte. Plötzlich rannte das Monster los. Klaus fiel beinahe nach hinten runter. Er konnte sich gerade noch an der Schürze der Hexe festhalten. Die Hexe jauchzte und lachte. Das Monster rannte immer schneller und hob dann vom Boden ab. Seitlich streckte es Flügel aus. Sie flogen über eine Wiese direkt auf den Berg zu. Klaus glaubte seinen Augen nicht. Er schaute nach unten und sah den Wald immer kleiner werden. Die Hexe jauchzte und schien sich prächtig zu amüsieren. Auch Klaus
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