Der geheimnisvolle Kreis (German Edition)
seiner Grundschulzeit. So sah er zumindest aus. Abgeschabt, ausgebeult und teilweise löchrig. Verdient man als Lehrer so wenig? fragte ich mich oft. Er tat mir fast schon leid, denn Mathe verstand er wirklich. Herr Schuster erzählte und erzählte und gestikulierte dabei mit Händen und Füßen. Sein mal weiß gewesener Rentierpulli fusselte und die Cordhose war an einigen Stellen abgenutzt und speckig. Aber es schien ihn nicht zu stören. Mathe war sein Element. Er wuselte im Raum umher und stellte zig Fragen zu Dreisatz, Ableitungen und so weiter.
Heute war wieder so ein Tag, der mich nervte. Ich tuschelte zu Betty:
„Bin ich froh, wenn die olle Prüfung vorbei ist.“
Sie nickte zustimmend. Herr Schuster schimpfte mir ein „Pst“ zu.
Immer und immer wurden wir an die immer näher rückende Abschlussprüfung erinnert und jeder Lehrer wollte das Beste aus uns rausholen.
So auch Herr Schuster. Er wiederholte sich schon zum zigten Mal und sagte:
„Diese Formel müssen Sie sich unbedingt merken. Ich muss mich daher wiederholen, um Sie auf die Wichtigkeit hinzuweisen. Und keineswegs will ich Sie langweilen.
„Schon passiert.“ rutschte mir raus.
Die Klasse lachte. Herr Schuster war entsetzt und schaute mich grimmig an. Ich wurde rot. Mir war es wirklich peinlich.
Gondur lachte. Ach ja, ich konnte mir jedes Wort sparen. Er hatte alles mitgehört.
„Ich finde das unfair. Ich will meine Gedanken für mich behalten. Wenn ich Ihnen was erzählen möchte, dann tu ich das schon laut.“ Aber immerhin hatte ich ihn zum Lachen gebracht.
„In meinem Reich behält niemand was für sich. Ich will und werde alles wissen. Erzähl mir mehr von deinem Leben. Es scheint wirklich sehr interessant zu sein.“
„So interessant ist es auch wieder nicht. Hier und da passieren einfach ganz normale Dinge. Aber mich würden auch mal Dinge aus Ihrem Leben interessieren. Bis jetzt haben Sie mir nur immer arrogante Dinge über ihr Reich erzählt. Wo haben Sie zaubern gelernt? Ist man von Geburt an Zauberer oder lernt man das auch in der Schule?“
„Man ist dazu berufen.“
Und wieder fiel Gondur wieder in seinen Gedankenstrudel.
Marla war sauer. Sie konnte sehen, dass er nachdachte, aber konnte ihm logischer Weise nicht folgen.
„Quak, quak.“
„So mein Lieber. Hoffe du merkst jetzt wer am längeren Hebel sitzt. Entweder du benimmst dich jetzt oder du landest dort im Teich und kannst ab morgen Fliegen fangen. Pass aber auf, dass dich kein Storch frisst. Ein Froschleben ist sehr gefährlich. Quak einmal für ja, ich benehme mich und zweimal für ein Leben als Frosch.“
„Quak.“
„Ok, dann verspreche mir, dass du mir immer gehorchen und treu sein wirst.“
„Quak.“
Die Hexe fuchtelte erneut wild redend umher und mit einem schwups saß Klaus auf dem Boden. Er schaute sich Hände und Beine an und war erleichtert, dass er keine Froschschenkel mehr hatte und auch seine Hände wieder normal waren. Er stand auf und schaute die Hexe beleidigt an.
„Komm, ich zeige dir jetzt deine Kammer.“
Das Wort Kammer war wirklich der richtige Ausdruck für den Raum. Klein und eng. Nur ein Bett, ein Schrank und ein Schreibtisch standen darin. Man konnte nicht umfallen.
„Du wirst hier weich schlafen können. Dreimal am Tag bekommst du was zu essen. Denke, du wirst dich an den Luxus bald gewöhnen.“ lachte die Hexe ironisch.
Klaus saß in seiner Kammer und schaute zum kleinen Fenster raus. Es regnete. Der Regen passte zur Stimmung von Klaus. Er war totunglücklich. Er wünschte sich Tausende Mal zurück in den Wald. Er öffnete das Fenster und sog Luft hinein, bis ihm beinahe schwindelig wurde. Er beobachtete einen Vogel, der auf die Burg zuflog. Der Vogel flog hin und her, als ob er was suchen würde. Da erkannte Klaus seinen Freund, die Eule. Er streckte die Hand aus und rief:
„Hier bin ich! Hier!“ er winkte.
Die Eule hatte ihn gehört und steuerte auf ihn zu. Sie landete auf seinem Arm. Ihre Krallen kratzen Klaus, aber das störte ihn nicht. Er freute sich so sehr. Sie war ein Stück von seinem zu Hause. Er streichelte sie liebevoll über den Kopf. Ihre Federn waren nass, aber dennoch weich. Sie drehte den Kopf und schaute Klaus an und nickte ihm zu. Es schien, als ob sie ihm Mut zusprechen wollte. Mut, durchzuhalten. Seine Mutter hatte ihm ja prophezeit, dass aus ihm eines Tages was besonderes werden würde. Er weinte bei dem Gedanken an seine Mutter.
Punkt achtzehn Uhr schlug eine
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