Der geheimnisvolle Kreis (German Edition)
Gesprächspartner hörte schon nicht mehr zu, sondern widmete sich seinem Handwerk, dem Schneidern.
Friedrich war frustriert. Er ging weiter. Er versuchte es bei einem Schuster.
„Entschuldigen Sie, kennen Sie einen fremden Jungen, der vor ein paar Tagen hier angekommen ist?“
Der Schuster hob nicht einmal den Kopf.
„Hallo. Haben Sie mich gehört?“ Friedrich wurde lauter.
„Der Schuster rührte sich nicht.
„Hallo?!“ schrie Friedrich.
Der Schuster blickte unfreundlich von seiner Arbeit auf.
„Wir mögen keine Fremden. Gehen Sie wieder!“
Friedrich wurde rot vor Wut und ging auf den Mann zu. Er packte ihm am Kragen und hob ihn von seinem Stuhl hoch. Der Mann starrte Friedrich an und schrie auf.
„Jetzt hören Sie mir mal zu. Ich will nicht in diesem verdammten Dorf bleiben. Ich habe Ihnen und Ihren Nachbarn freundlich eine Frage gestellt. Bis jetzt habe ich keine Antwort erhalten. Ich möchte jetzt ein klares Ja oder Nein hören. Verstanden?! Das kann nicht so schwer sein!“ schrie Friedrich.
Der Mann wurde bleich. Friedrich stieß ihn von sich weg in Richtung Stuhl. Der Schuster landete auf seinem Stuhl, flog aber durch zu viel erhaltenen Schwung rückwärts von diesem.
„Was ist hier los?“ mischte sich der Schmied ein. Er hielt noch sein heißes Eisen in der Hand. Er war durch den Schrei aufgeschreckt worden.
Friedrich drehte sich zu ihm um und funkelte ihn an.
„So, der nächste. Können Sie mir vielleicht eine klare Antwort geben?“
„Um was geht es?“
„Ich suche meinen Sohn, Martin. Er ist vor ein paar Tagen von zu Hause abgehauen. Ich suche ihn und dachte, vielleicht kam er hier vorbei.“
Er schaute sich entnervt um, als er merkte, dass sich eine Traube von Menschen um ihn versammelt hatte.
„Wir kennen ihn. Aber mehr Auskunft kann ich Ihnen nicht geben.“
„So, Sie können mir nicht mehr Auskunft geben?“ Friedrich merkte, wie es langsam in ihm kochte. Was meinten diese Primitivlinge eigentlich? Ich habe niemanden nach seinem Kontostand gefragt. Nun war es mit seiner Geduld zu Ende. Er griff in den Rucksack und holte sein Jagdgewehr raus. Die Menge um ihn herum erschrak und wich zurück. Der Schmied ließ sein Eisen fallen, als Friedrich ihm die Waffe auf die Nase drückte.
„So und jetzt schön von vorne. Wo ist Martin? Ich verstehe nun keinen Spaß mehr. Ihr kotzt mich alle an. Ich habe freundlich gefragt, aber ihr seid wohl alle unfähig, klare Aussagen zu machen.“
„Legen Sie bitte die Waffe runter und kommen Sie mit. Ich erzähle Ihnen alles.“ mischte sich der Müller ein.
Er hatte das Schauspiel beobachtet und hielt diesen Moment für den richtigen, um sich einzumischen.
„Kommen Sie bitte.“
Der Müller streckte Friedrich die Hand entgegen und winkte ihn zu sich.
„Folgen Sie mir.“
Friedrich nahm die Waffe von der Nase des Schmieds. Ein kleiner Abdruck zeichnete sich auf dessen Nase ab. Friedrich schaute sich grimmig um und folgte dem Müller.
Sie gingen – wie soll es auch anders sein-zu seiner Mühle.
Der Müller öffnete die Holztür und trat vor Friedrich ein. Dann drehte er sich um und sagte: „Kommen Sie rein. So habe ich es auch zu Martin gesagt, als er nach Arbeit fragte.“
„Martin war also hier?“
„Ja. Leider nur ein paar Tage. Er war sehr fleißig und ein netter Kerl.“
„War? Was ist mit ihm? Ist er etwa...?“ Friedrich stockte der Atem.
„Nein, oder ich weiß nicht. Ich muss Ihnen das in Ruhe erzählen. Kommen Sie. Wir gehen was bei meiner Frau Erna essen. Da können wir in Ruhe reden.“
Neugierig hatten sich bereits Menschen um die Mühle versammelt.
Ihre Neugierde siegte über die vorhandene Angst.
Seit dem Ereignis mit Martin waren sie Fremden gegenüber nicht mehr freundlich und hilfsbereit. Zu groß war der Schreck mit der Hexe. Er saß bei vielen noch tief in den Knochen. Sie waren sehr misstrauisch geworden und waren froh, wenn kein Fremder in ihr Dorf kam, geschweige nach Martin fragte.
„Erna, wir haben Besuch. Bring bitte was zu essen und zu trinken. Es ist der Vater von Martin.“
Erna ließ vor lauter Schreck eine Milchkanne fallen. Sie zerbrach in tausend Stücke.
„Martin musste wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.“ sagte Martin ironisch.
„Ja, hat er. Jetzt setzen Sie sich bitte und hören mir mal genau zu. Es ist eine unglaubliche Geschichte.
Friedrich hörte gespannt den Ausführungen des Müllers zu. Er freute sich, dass es ihm hier gut ging und er fleißig
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