Der geheimnisvolle Kreis (German Edition)
für sein Essen arbeitete. Er wurde zunehmend bleicher und sein Blick erstarrte, als der Müller von der Hexe erzählte.
„Aber das beste kommt noch: Martin war mit der Hexe und dem Drachen alleine in der Mühle. Er hatte zuerst höllische Angst. Später stolzierte er aus der Mühle und setzte sich freiwillig auf den Drachen und ging mit der Hexe mit. Wir waren alle schockiert. Ich weiß nicht, ob ihn die Hexe verzaubert hatte. Wir haben Martin nicht wieder erkannt. Seitdem fehlt jede Spur von ihm. Zugegeben, wir haben auch nicht nach ihm gesucht.“
Friedrich bekam langsam seine Fassung wieder.
„Er ist mit der Hexe mit? Freiwillig? Und ihr habt nichts unternommen?“
„Was sollten wir tun? Wir hatten alle Angst.“ sagte der Müller kleinlaut. Er hatte sich selbst schon Vorwürfe gemacht, dass er nicht eingegriffen hatte. Aber er hatte so Angst vor der Hexe, weil sie Erna in eine Kröte verwandelt hatte. Vermutlich hätte sie Erna nie wieder von diesem Zauber befreit.
„Ich bin also zu spät. Das werde ich mir nie verzeihen.“
„Sie hätten da auch nichts machen können. Hören Sie auf damit. Das bringt nichts.“
„Es ist aber mein Sohn.“ schrie Friedrich.
„Ja, ich weiß. Aber vielleicht geht es ihm ja auch gut bei der Hexe. Und wenn sie ihnen sowieso noch Geld schuldet, wird sie sicherlich noch mal bei ihnen vorbei schauen. Gehen sie morgen wieder nach Hause. Heute können Sie hier schlafen.“
„Danke für das Angebot. Ich weiß nicht, wo ich hin soll. Ich möchte nicht mehr nach Hause.“
„Gehen sie wieder nach Hause. Das ist besser. Vielleicht wartet dort eine positive Nachricht auf sie. Warten Sie´s ab!“ gab Erna dazu.
„Vielleicht haben Sie recht. Ich traue einfach mal ihrer weiblichen Intuition. Danke für das Angebot. Ich nehme es gerne an. Ich habe die letzten Nächte nicht geschlafen.“
Erna lächelte.
Friedrich konnte in dieser Nacht wieder nicht schlafen. Er grübelte, was aus ihm und Margret werden sollte. Am meisten plagten ihn aber die Sorgen um Martin. Gegen vier Uhr morgens schlief er vor Erschöpfung ein.
Kapitel
Marla öffnete leise die Türe und schaute um die Ecke. Die Luft war rein. Lira war plötzlich verschwunden. Doch Marla bemerkte sofort, dass sie über ihr flog. Niedlich so ein kleiner Marienkäfer, dachte Marla. Wie schnell der mit seinen Flügeln schlagen konnte. Marla schaute sich ihn genauer an. Er hatte einen roten Körper mit sechs schwarzen Punkten drauf. Marla grinste. Der Marienkäfer flog einen Bogen. Marla konnte förmlich die Verärgerung von Lira sehen. Wahrscheinlich sollte Marla ernster sein. Doch Marla störte das nicht. Sie schlich hinter Lira her. Bis jetzt lief alles gut. Die Gänge waren dunkel und menschenleer. Oder eher drachenleer. Doch sie kamen nicht weit. Sie hörten Hondur den Gang entlang schlurfen. Er sprach zu einem anderen Diener:
„Ich bin auf dem Weg zu Marla. Ich soll jede Stunde nach ihr schauen. So hat es Gondur befohlen. Das nervt vielleicht.“
Marla und der Marienkäfer schauten sich an, drehten sich um und eilten zurück in Marlas Zimmer. Sie konnte nicht rennen, da sie so leise wie möglich gehen sollte. Marlas Puls pochte in ihrem Hals. Sie war sehr aufgeregt. Ihr Vorhaben war mehr als gefährlich. Sie schlich den Gang und anschließend die Treppe hoch. Hondur war langsamer als Marla. Sie hatte es also geschafft. Da war ihr Zimmer. Sie öffnete die Türe und schloss sie entsprechend leise.
„Na, schon wieder da?“ sagte der Armleuchter trocken.
„Pst. Hondur ist im Anmarsch.“
Marla setzte sich aufs Bett und hoffte, dass sich ihr Puls schnell wieder normalisieren würde.
Es klopfte kräftig an ihrer Tür.
„Ja, wer stört?“
Hondur öffnete die Tür und trat ein.
„Willst du was zu essen haben? Ich habe Dir hier eine Kleinigkeit. Du musst heute alleine Essen. Gondur ist außer Haus.“
„Ach, wie schade.“ sagte Marla ironisch. „Aber du musst ihn hoffentlich nicht vertreten.“
„Nein, ich bin gerade noch davon gekommen.“
Marla grinste. Hondur hatte ja sogar ein Fünkchen Humor.
„Frage mich nur, wer von uns beiden jetzt mehr Glück hat, Du oder ich?“ erwiderte sie grinsend.
„Hm. Das überlass ich Dir. Wenn Du mich vermissen solltest, läute einfach nach mir. Also ich komme nachher noch mal.“ sagte Hondur grinsend.
„Ja, ich weiß.“
Hondur drehte sich mit einem fragenden Blick zu ihr um.
„Ich meine, das befürchte ich auch.“
„Ach so.“ Hondur schlurfte
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