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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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diesen Umstand sei. Ihre Figur war schön geformt, der
Leib schwach gerundet, und ihre Beine lang und schlank, mit zierlichen
Knöcheln.
      Sie war eine teuflische, hinreißende Frau; doch
ihr Gesicht verdarb den ersten, großartigen Eindruck völlig:
Es war sinnlich, grob und vulgär. Ihre Augen blickten kalt und
berechnend und zeigten viel Verschlagenheit. Ihr Gesicht war das eines
Raubtiers.
      Brady grinste. »Nein, wir kennen uns nicht; ich bin zum ersten Mal in Manningham.«
      Sie rutschte auf den Hocker neben ihn und enthüllte dabei ihr Bein noch weiter als vorher.
      »Das ist ulkig; ich hätte geschworen,
daß ich Sie schon irgendwo mal gesehen habe. Sie sind Amerikaner,
nicht wahr? Wir haben eine Menge Amerikaner hier. Nur drei Meilen von
der Stadt entfernt liegt nämlich ein
Luftstützpunkt…«
      »Ich komme in Geschäften von London
her«, erzählte er. »Morgen früh muß ich
wieder zurück. Da wollte ich mich heute abend noch ein
bißchen amüsieren.«
      »Na, da wollen wir einmal sehen, was sich tun läßt, nicht wahr?«
      Sie trank ihr Glas aus und glitt wieder vom Hocker
herunter. Dann strich sie das Kleid über ihren aufregenden
Hüften glatt und lächelte einladend.
    »Wollen wir tanzen?«
      Sie zwängten sich zwischen den Tischen hindurch,
da gerade jemand eine Münze in die Musikbox geworfen hatte und
eine sanfte, träumerische Melodie mit einem röhrenden
Saxophon im Hintergrund erklang.
      Wilma schmiegte sich in Bradys Arm, preßte ihren
geschmeidigen Körper eng an Brady und legte ihm ihren anderen Arm
um den Nacken. Während sie sich langsam um die winzige
Tanzfläche drehten, packte Brady sie fester und zog sie an sich.
    »He, Vorsicht! Ich bin zerbrechlich!« meinte sie lächelnd.
      Brady erwiderte ihr Lächeln. »Und glauben Sie etwa, ich bin aus Stein?«
    »Das müssen Sie beweisen…«
      Er hatte so lange Zeit ohne Frauen leben müssen,
daß es ihm nicht schwerfiel, seine Rolle zu spielen. Mit seiner
Hand streichelte er ihren Rücken und flüsterte dabei
leidenschaftlich: »Um Himmels willen, Wilma, gibt es denn hier
keinen ruhigen Platz, wohin wir verschwinden können?«
      »Doch, den gibt es«, erwiderte sie ruhig. »Aber das wird Sie eine Kleinigkeit kosten!«
    »Na, dann vorwärts«, entgegnete er.
      Sie ging voran, auf den Korridor hinaus und dann den
Gang entlang. Eine zweite Treppe führte in die Dunkelheit des
nächsten Stockwerks empor. Brady folgte ihr; sie öffnete oben
eine Tür und trat in einen hübsch eingerichteten Raum.
      Die Wände waren in einem matten Blau gehalten und
kontrastierten wirkungsvoll mit dem roten Teppich. Das Mobiliar bestand
aus einem großen Diwan, der an der Wand stand, und einem kleinen
Tisch daneben, auf welchem sich ein Telefon befand.
    Wilma drehte die Zimmerbeleuchtung aus,
und schaltete dafür eine indirekte Beleuchtung ein, die einen
zarten Dämmerschein im Raum verbreitete. Brady stand dicht neben
der Tür; Wilma schloß diese, drehte den Schlüssel im
Schloß um und legte ihm die Arme um den Hals.
      Was auch immer man von ihr sagen mochte, sie verstand
doch zweifellos ihr Handwerk. Während sie ihn küßte,
waren ihre Lippen schmachtend geöffnet, und ihm kroch ein Schauer
das Rückgrat empor. Er preßte sie an sich und erwiderte
leidenschaftlich ihren Kuß.
      Nach einer Weile befreite sie sich atemlos aus seinen Armen und lachte.
      »Legen wir mal eine Rauchpause ein«, meinte sie. »Wir haben es ja nicht so eilig.«
      Er reichte ihr eine Zigarette, und sie räkelte sich auf die Couch.
      »Je länger ich dich anschaue, desto mehr
bin ich davon überzeugt, daß ich dein Gesicht schon einmal
irgendwo gesehen habe«, meinte sie nachdenklich.
      Brady steckte sich eine Zigarette an und blies ein Rauchwölkchen vor sich hin.
      »Das überrascht mich nicht«,
erwiderte er ruhig. »In den Zeitungen war lange genug von mir die
Rede. Ich bin nämlich Matthew Brady.«
      Einen Augenblick lang herrschte tödliches Schweigen. Ihre Augen weiteten sich vor Bestürzung.
    »Brady!« flüsterte sie. »Aber das ist doch nicht möglich!«
      »Es tut mir leid, mein Engel, daß ich dich
enttäuschen mußte«, sagte er kalt. »Aber ich bin
es wirklich. Es ist noch keine Stunde her, daß ich aus dem Knast
hier in Manningham ausgebrochen bin.«
      Sie richtete sich auf, setzte die Füße auf
den Fußboden und drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus.
    »Was willst du, Brady?« fragte sie ruhig,

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