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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sollten:
Sie haben in der letzten Zeit Fett angesetzt«, sagte Brady ruhig.
»Es würde gar nicht einfach sein, an Ihnen
vorbeizuschießen.«
      »Wenn ich Sie wäre, würde ich das tun,
was er will«, fiel Mrs. Soames eilig ein. »Er meint jedes
Wort, wie er es sagt, glauben Sie mir!«
      Skiros seufzte, legte seinen Federhalter nieder und
holte einen Schlüsselbund aus der Schublade. »Ich beuge mich
Ihrer Scharfsichtigkeit, werte Freundin. Sie werden verstehen,
daß die Bedingungen für unser nächstes kleines
Geschäft einer neuen Regelung bedürfen. Es müßte
mich wenigstens für den jetzigen Verlust, dem entgangenen Profit
und für die beträchtliche Unruhe, die Sie mit sich brachten,
entschädigen.«
      Er ging auf die Tür eines kleines Verschlages in
seiner Kabine zu und schloß sie auf. »Komm heraus!«
sagte er scharf und trat zur Seite.
      Anne Dunning erschien in der Tür. Ihre Schultern
waren gebeugt; sie wirkte wie an Leib und Seele gebrochen. Ihr Gesicht
war beschattet, so daß die Knochen deutlich hervortraten, die
Augen lagen tief in ihren Höhlen, und ihre Hand, mit der sie eine
Haarsträhne zurückstrich, zitterte leicht.
      Dann erblickte sie Brady, und der Schock, den sie
dadurch erlitt, raubte ihr alle Kräfte. Sie stieß einen
langen stöhnenden Seufzer aus und taumelte vorwärts, in seine
Arme.
      Ihr zierlicher Körper begann unkontrolliert zu
zittern und zu zucken. Er hielt sie mit einer Hand fest und versuchte,
sie zu beruhigen. »Fassen Sie sich doch, Anne! Es ist ja alles
gut; kein Grund mehr zur Aufregung! Ich werde Sie hier
herausholen.«
    Sie nickte mehrmals, war jedoch unfähig zu antworten. Brady schaute kalt zu Skiros hinüber.
    »Was haben Sie mit ihr gemacht?«
      Zum erstenmal ließ Skiros so etwas wie Unruhe
erkennen. »Nichts haben wir mit ihr gemacht, das versichere ich
Ihnen, mein Freund. Niemand hat ihr auch nur ein Haar
gekrümmt!«
      »Ich gab ihr eine Spritze heute nachmittag, um
sie ruhig zu halten«, unterbrach Mrs. Soames. »Bei manchen
Leuten zeigt die Spritze gewisse Nachwirkungen. Es ist aber nichts
Ernsthaftes. Das einzige, was sie braucht, ist Schlaf!«
      »Ist das wahr, Anne?« fragte Brady.
»Hat dieser Verbrecher Sie bestimmt nicht angerührt?«
      Sie schüttelte schwach den Kopf. Brady wandte sich beruhigt an Mrs. Soames.
      »Also gut, wir wollen Ihrem Rat folgen. Sie
werden jetzt zuerst mit dem Mädchen hinausgehen. Skiros und ich
bilden die Nachhut. Wenn einer von Ihnen eine falsche Bewegung macht,
muß der Käpt'n es büßen. Habe ich mich
verständlich ausgedrückt?«
      Skiros zuckte resigniert die Achseln und griff nach seiner Mütze.
    »Wie weit müssen wir laufen?«
      »Nur bis zum Hafentor«, antwortete Brady. »Wir haben dort einen Wagen stehen.«
      »Ich sehe, Sie sind ein sehr vorsorglicher
Mann«, bemerkte Skiros, und auf seinem Gesicht erschien sogar so
etwas wie ein Lächeln.
      »Jawohl. Wenn wir uns schon an der Gangway
trennen würden, hätte ich Ihre Mannschaft auf den Fersen,
bevor wir nur die Mole halb hinter uns hätten! Das wissen Sie, und
ich weiß es auch. Aber genug der Rede; vorwärts!«
    Die Soames ging als erste und
stützte Anne leicht mit ihrem muskulösen Arm. Dann folgte
Skiros, und Brady machte den Schluß. Er hatte den Revolver in der
Manteltasche auf den Kapitän gerichtet und hielt den Finger am
Drücker; aber es zeigte sich, daß das nicht nötig war.
Während sie oben auf dem Deck durch die arbeitende Mannschaft
hindurchschritten, die Köpfe auf merkwürdige Weise hoch
erhoben, benutzte Skiros nicht die Gelegenheit, seinen Leuten ein
Zeichen zu geben. An der Gangway schlug er statt dessen dem Wachmann
auf die Schulter und lächelte ihm zu.
      »Keine Angst, ich gehe mit meinen Freunden nur
bis zum Tor da vorn. Weiter alles seeklar machen. Sobald ich
zurück bin, legen wir ab.«
      Anschließend sprach niemand mehr von der kleinen
Gesellschaft ein Wort, bis sie das Hafentor erreicht hatten. Brady gab
Mrs. Soames die Wagenschlüssel; sie schloß auf und setzte
Anne auf den Rücksitz. Als dies erledigt war, kletterte sie hinter
das Lenkrad und wartete.
    »Darf ich jetzt gehen?« fragte der Grieche.
    Brady nickte zustimmend. »Ich habe nichts mehr dagegen.«
      Skiros lächelte, und im Licht der Straßenlaterne nahm sein Gesicht einen fast freundlichen Ausdruck an.
      »Das Leben ist ein Karussell – es dreht
sich ununterbrochen im Kreise, mein Freund. Wir werden uns

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