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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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schienen von weit über dem
Wasser zu kommen. Trotzdem aber konnte er alles mit erschreckender
Klarheit um sich herum verstehen.
    »Wie geht es ihm?« fragte Mrs. Soames.
      Carl lachte bösartig auf. »Wenigstens noch für einige Stunden gut.«
      »Ich möchte wissen, was Sie eigentlich dann mit ihm vorhaben?«
      Ihre Stimmen verklangen, und die Tür wurde
geschlossen. Langsam öffnete Brady die Augen. Der Raum, in dem er
sich befand, schien ihm voller Spinnweben zu sein – ungeheurer
grauer Spinnweben, die sich von einer Wand zur gegenüberliegenden
erstreckten und bedächtig auf und nieder wogten.
      Er schloß die Augen wieder und holte tief Atem.
Die Furcht in sich versuchte er zu besiegen. Als er die Augen wieder
öffnete, waren die Spinnweben fast verschwunden.
      Er lag in einem schmalen Bettgestell, das an der Wand
des winzigen Zimmers stand. Eine abgedunkelte Lampe hing von der Decke
herab, und die Vorhänge an den Fenstern waren zugezogen.
    Vorsichtig hing er seine Beine über
den Bettrand und richtete sich für eine Weile erst einmal langsam
auf, bevor er zu stehen versuchte. Er hatte einen schlechten Geschmack
im Mund, und seine Zunge kam ihm ausgetrocknet und geschwollen vor. Was
auch immer in dem Kaffee gewesen war, er war gut gewesen – zu
gut.
      Einen Moment lehnte er sich noch an das Bett, dann
schlurfte er quer durch den Raum, stützte sich gegen die
gegenüberliegende Wand, drehte sich um und ging wieder langsam
zurück. Nach einer Weile verschwanden die Spinngewebe völlig,
und plötzlich erschien ihm alles um ihn herum wieder völlig
normal.
      Die Tür war sicher verschlossen, und es gab
nirgends ein Loch zum Entwischen. Er setzte sich wieder auf die
Bettkante und überdachte seine Situation. Er hatte nicht mehr viel
Zeit zur Verfügung, um sich zu schonen.
      Jetzt hatte sicher schon die Polizeifahndung nach ihm
in London begonnen. Er mußte unbedingt von hier fort. Doch dann
erinnerte er sich an Mrs. Soames, an das, was sie über Anne gesagt
hatte. Irgendeine Freundin in Port Said hatte sie erwähnt, die
ständig frische Talente brauchte.
      Er hatte zu lange im Mittleren Osten gearbeitet, um
nicht diese Bemerkung richtig zu verstehen, allein schon die Drohung
machte ihn wahnsinnig. Er ging zum Fenster und zog die Vorhänge
zurück. Die Schiebefenster konnte er leicht betätigen und
hinaussehen. Er befand sich im obersten Geschoß des Hauses, und
der Garten lag etwa zwölf Meter entfernt nach links und war
unmöglich zu erreichen.
      Er schloß das Fenster wieder, ging zum Bett
zurück und überdachte für einen Moment eine andere
Möglichkeit. Dann stellte er sich an die Tür und
hämmerte mit seinen bloßen Fäusten gegen sie.
    Nach einer Weile vernahm er eilige
Schritte den Korridor entlangkommen, und Carl rief ärgerlich:
»Lassen Sie das, Brady, oder ich werde hereinkommen und Sie ein
wenig massieren.«
      Brady hämmerte aber nur mit erneuter Wucht gegen
die Tür, und der Schwede schrie: »Gut, Sie wollen es nicht
anders haben.«
      Als sich der Schlüssel im Schloß drehte und
die Tür sich öffnete, stemmte sich Brady mit all seiner Kraft
gegen die Tür. Carl fluchte und drückte mit Wucht von der
anderen Seite dagegen. Für wenige Augenblicke hielt ihn Brady so
und sprang plötzlich zurück.
      Die Tür schleuderte schmetternd auf. Carl flog
durch den Raum und fiel mit dem Gesicht zu Boden. Der Revolver rutschte
über das Linoleum. Er versuchte sich aufzurichten, aber Brady
stürzte sich auf ihn und setzte ihm die Faust in den Magen. Mit
einem Stöhnen sank Carl in sich zusammen, Brady hob den Revolver
auf, verließ den Raum und schloß die Tür hinter sich.
      Er stürzte die Stufen bis zum nächsten
Treppenabsatz hinunter und fand sich dann auch sofort zurecht. Das
Büro von Mrs. Soames lag am anderen Ende. Einen Moment stand er
lauschend davor und drückte dann langsam die Klinke herunter.
      Sie las irgendwelche Papiere, und eine kleine Lampe
verbreitete ihren Schein über den Schreibtisch. Langsam schlich
Brady ein paar Schritte vor und stand dann, sie anstarrend, im
Schatten.
      Irgendein sechster Sinn mußte sie gewarnt haben.
Scharf blickte sie hoch und sah seltsam spröde in ihrer Hornbrille
aus.
    »Alle Achtung«, sagte er langsam.
      Sie legte ihren Federhalter nieder und fragte langsam : »Was haben Sie mit Carl getan?«
      »Oh, er fühlte sich etwas müde«,
antwortete Brady. »Da verließ ich ihn, damit er schön
und lange

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