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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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versperrt, aber
eine kleine Tür daneben ließ sich öffnen, und sie
traten hindurch.
    Das Häuschen des Portiers lag leer und dunkel vor ihnen.
    »Wo steckt der Kerl?« fragte Brady.
      Achselzuckend erwiderte sie: »Vermutlich dort,
wo er immer steckt. In der Kneipe am Ende der Straße. Er wird uns
nicht in die Quere kommen.«
      Als sie um die Ecke des ersten Kohlenschuppens bogen,
zog der Regen in einer dichten Wolke, vom Wind gejagt, über den
Fluß. Brady senkte den Kopf, um dem Schlimmsten zu entgehen, und
folgte ihr über die schwarzglänzenden Pflastersteine zu dem
Schiff, das am Ende der Mole vertäut war.
    Die »Kontore« lag hell
erleuchtet, vibrierte und summte leicht, vom Pulsschlag der tief im
Schiffskörper verborgenen Maschinen. Der Wachmann lehnte über
die Reling und starrte stumpfsinnig hinaus in den schweren Regen und
zog gemächlich an einer Tonpfeife.
      Mrs. Soames balancierte über die schlüpfrige Gangway, und Brady folgte ihr.
      »Wer zum Kuckuck seid ihr denn?« fragte der Wachmann ungnädig.
      »Ich bin eine Bekannte vom Kapitän«,
erklärte sie. »Ich muß ihn sprechen, bevor ihr
abfahrt. Es ist sehr dringend.«
      »Von mir aus – macht, was ihr
wollt«, brummte der Wachhabende achselzuckend. »Er steckt
in seiner Kajüte. Aber ihr müßt euch schon beeilen,
denke ich. In zwanzig Minuten lichten wir die Anker.«
      Das Deck war voller Seeleute, die eilig hin und her
liefen, Lukendeckel zuschlugen und das Schiff seefest machten. Unbeirrt
drängte sich Mrs. Soames durch die Männer, ohne sich um deren
rüde Bemerkungen und hämisches Feixen zu kümmern.
Entschlossen stieg sie zum nächsten Deck empor. Brady folgte ihr.
      Vor der Tür zur Kapitänskajüte blieb
sie stehen und wandte sich zu Brady um. »Was nun weiter?«
fragte sie.
      »Sagen Sie ihm, daß Sie es sich anders überlegt hätten«, befahl ihr Brady.
    »Gut, ich werde es versuchen.«
      Als sie die Tür öffnete, saß Skiros
gerade am Tisch in einer Ecke seiner Kajüte. Er drehte sich
langsam nach ihnen um; er war groß und fett, sein stattlicher
Bauch drängte sich gegen die Knöpfe seiner schon recht
schäbigen Uniform. Er hielt gerade einen Federhalter in der Hand.
Sein Gesicht mit dem Doppelkinn wirkte zunächst gutmütig und
lustig; dieser Eindruck wurde jedoch aufgehoben durch den scharfen,
stechenden Blick seiner kleinen Schweinsäuglein.
    Der späte Besuch schien ihn zu
überraschen. »Aber – mein liebes Professorchen, was
führt Sie denn so schnell zu mir zurück?« fragte er.
Sein Englisch war gut und besaß nur eine Spur Akzent.
      Mrs. Soames zwang sich zu einem Lächeln.
»Es hat sich etwas ereignet, Skiros«, erklärte sie.
»Etwas sehr Wichtiges! Ich fürchte, wir müssen unser
kleines Geschäftchen wieder rückgängig machen.«
      Das Lächeln im dicken Gesicht des Kapitäns verschwand noch nicht, aber seine Augen wurden kalt und hart.
      »Das ist unmöglich, verehrte Freundin. Das
Geschäft ist abgeschlossen; Sie haben von mir Geld bekommen, und
ich habe das Mädchen; also sollte jeder von uns zufrieden
sein.«
      »Nicht ganz«, unterbrach ihn Brady ruhig.
»Unsere liebe Professorin hat sich leider geirrt. Die Ware
gehörte nicht ihr; sie durfte sie nicht verkaufen.« Bei
diesen Worten holte er das Banknotenbündel aus seiner Tasche und
warf es auf den Tisch.
      Skiros begann zu lachen, wobei seine Augen fast hinter seinen Fettwülsten verschwanden.
      »Ihr Freund ist wirklich ein lustiger
Bursche«, sagte er krächzend zu Soames. »Glaubt er
etwa, ich würde das Mädchen für das gleiche Geld wieder
hergeben, für das ich es gekauft habe? Dann hätte ich ja bei
der Transaktion nicht das geringste verdient! In meiner Heimat
schließt man keine derartigen Geschäfte ab.«
      »Wir in unserer Heimat schließen
überhaupt nicht derartige Geschäfte ab. Wir sind an solche
Transaktionen, wie Sie sich auszudrücken belieben, nicht
gewöhnt, und deshalb müssen Sie mein schlechtes Benehmen
entschuldigen.« Brady holte bei diesen Worten den Revolver aus
der Manteltasche und spannte den Hahn.
    »Dieses Ding kann leider recht
leicht losgehen, Meister. Und es wird todsicher knallen, wenn Sie nicht
innerhalb von zehn Sekunden jenes Mädchen herbeischaffen.«
      Die Augen des Griechen wurden steinhart. »Sie
befinden sich auf meinem Schiff, umgeben von meinen Leuten«,
erwiderte er. »Sie werden alle das tun, was ich befehle.«
      »Falls Sie es noch nicht gemerkt haben

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