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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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in jene
Ecke. Brady nutzte diesen Augenblick, riß die Tür auf und
raste den Korridor entlang zur rückwärtigen Seite des Hauses.
      Hinter ihm wurde ein Wutschrei laut. Brady ließ
sich nicht aufhalten, sondern rannte in die große, altmodische
Küche und stürzte geradewegs zur zweiten Tür, die auf
der gegenüberliegenden Seite hinausführte. Zu seinem
großen Pech war die Tür verschlossen. Er rüttelte
verzweifelt am Schlüssel und hörte plötzlich das
vertraute, gedämpfte Husten der Schalldämpferpistole.
Über seinem Kopf fuhr eine Kugel splitternd ins Holz…
      Endlich hatte er die Tür aufgeschlossen und
stürzte, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe in den Garten
hinunter. Vor ihm tauchte der Schatten der hohen Mauer auf; dahinter
lag der Friedhof.
      Als er das kleine Pförtchen erreicht hatte und
stehenblieb, war Haras bereits hinter ihm auf der Hälfte des Weges
angekommen. Brady hob den Fuß und trat zweimal gegen das
Pförtchen. Das morsche Holz splitterte und gab ein Loch frei, und
als die Pistole von Haras wieder blaffte, war Brady bereits durch die
Öffnung gekrochen und rannte zwischen den Grabsteinen hindurch.
      Aus den großen Kirchenfenstern drang noch immer
Licht heraus und warf auf den dichter werdenden Nebel bunte Farben.
Brady sprang schließlich hinter einen hohen, mächtigen
Grabstein und blieb lauschend stehen. Kein Geräusch war zu
hören. Nach einer Weile schlich Brady weiter, tief gebückt
und immer im Schatten der Grabsteine. Er erreichte den Turm, ging um
ihn herum und blieb abermals stehen.
    Die Orgel spielte jetzt wieder, und ihre
Töne drangen schwach und leise aus der Kirche heraus. Brady
fühlte den Schweiß auf seinem Gesicht herunterrinnen. Vor
ihm lag der breite Hauptweg; das Tor zur Straße stand weit offen.
Als er sich endlich entschlossen hatte, in dieser Richtung
weiterzugehen, trat Haras plötzlich hinter einem etwa zehn Meter
entfernten Strebepfeiler hervor. Wieder spiegelte sich das Licht der
Laterne auf seinen Brillengläsern in glitzernden Reflexen.
      Offensichtlich hatte der Ungar die Kirche von der
anderen Seite umgangen. Als er seine Pistole erhob und zielen wollte,
sprang Brady wieder zurück in den Schatten des Turmes und begann,
eilig das Stahlgerüst emporzuklettern.
      Innerhalb weniger Augenblicke hatte ihn der Nebel
aufgesogen. Er kam gut voran und schwang sich gewandt und erfahren von
einer Strebe zur anderen. Wenige Minuten später zog er sich auf
einem schmalen Steg hoch, der um den Turm herumlief, und mußte
feststellen, daß es nun nicht mehr weiterging.
      Lauschend blieb er stehen und spannte sein Gehör
aufs äußerste an, damit ihm auch nicht das leiseste
Geräusch entging. Zunächst war alles still; lediglich ein
kalter Wind fuhr durch den Nebel und ließ Brady erschauern und
mit der Zeit erstarren. Er entschloß sich, auf dem Steg
weiterzugehen, doch plötzlich knarrte ein Brett, und Haras rief
leise: »Ich weiß, daß Sie hier stecken, Brady!«
      Die Pistole blaffte wieder; die Kugel zwitscherte an
Brady vorbei in die Nacht hinein, so daß er unwillkürlich
einen Schritt zurücktrat. Zugleich streifte er hastig seinen
Regenmantel ab…
      Während er noch durch diese Tätigkeit in
Anspruch genommen war, stieß sein Fuß plötzlich gegen
ein Stück Eisenrohr, das zur Seite rollte und über die Kante
des Steges hinweg in die Dunkelheit fiel.
    Mit ausgestrecktem Arm stürzte Haras
herbei. Er feuerte wieder einen Schuß ab, doch die Kugel prallte
an einem stählernen Träger ab. Brady benutzte die
Gelegenheit, um seinen Mantel dem andern ins Gesicht zu schleudern. Der
Ungar stieß einen gedämpften Schreckensschrei aus, taumelte
rückwärts und trat über den Rand des Stegs ins Leere.
Einen schrecklichen Augenblick lang schien er in der Luft zu
hängen, doch dann verschluckte ihn der Nebel, und er fiel in die
Nacht hinein.
      Bradys Hände zitterten; sein Hemd war feucht von
Schweiß. Ohne zu zögern trat er jedoch an den Rand des
Steges und begann, an den Sprossen hinabzuklettern.
      Haras lag, etwa zehn oder zwölf Meter von der
Basis des Turms entfernt, mitten auf dem Weg. Der alte Pfarrer kniete
neben ihm. Als Brady herantrat, schaute der Alte auf.
    »Ist er tot?« fragte Brady.
    Der alte Pfarrer nickte. »Ich fürchte, ja.«
      Die Augen des Ungarn waren verdreht; blicklos starrte
er nach oben, an Brady vorbei. Aus seinem Mund rann ein dünner
Blutfaden.
      »Es ist erst wenige Minuten her, daß
dieser

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