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Der gehetzte Amerikaner

Der gehetzte Amerikaner

Titel: Der gehetzte Amerikaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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freundlich. »O bitte,
es ist mir ein Vergnügen gewesen, mich mit Ihnen zu unterhalten.
Es tut mir nur leid, daß Sie keine Zeit mehr haben, morgen noch
einmal zurückzukommen!«
      Nachdem er sich verabschiedet hatte, schritt Brady
schnell den Weg zum Tor entlang. Hinter ihm ging die Kirchentüre
auf und wurde dann wieder geschlossen. Als er auf den Edgbaston Square
einbog, fiel der Regen wieder sanft und stetig im trüben,
gelblichen Schimmer der Straßenlaternen. Brady stieg erneut die
Stufen zum Haus Nr. 2 empor, drückte den Klingelknopf und wartete.
      Von innen schlurften Schritte über den Korridor,
und durch die Milchglasscheibe konnte er einen Schatten sich
nähern sehen. Die Türklinke wurde heruntergedrückt, die
Tür öffnete sich ein paar Zentimeter, und eine alte Frau
schaute heraus und musterte ihn.
    Ihr Haar war in einem festen,
altmodischen Knoten zurückgebunden. Das Gesicht war runzlig und
wirkte uralt; auf jeder Seite hingen lange Ohrringe herunter. Er hatte
dieses Gesicht schon einmal gesehen, wie es hinter der Tür im
Erdgeschoß des Hauses von Marie Duelos hervorspähte, in
jener Nacht, als Marie angeblich ermordet wurde.
    Brady blieb zunächst noch im Schatten stehen.
    »Madame Rose?« fragte er.
      Sie nickte zustimmend. »Das bin ich.« Ihre
Stimme war alt und merkwürdig leblos, wie trockenes Laub, in dem
abends der Wind flüsterte.
      »Könnten Sie vielleicht ein paar Augenblicke Ihrer kostbaren Zeit für mich erübrigen?«
    »Möchten Sie die Sterne befragt haben?«
      Er nickte und erwiderte: »Ja, das möchte
ich. Man hat mir gesagt, daß Sie das Horoskop stellen.«
      »Ich nehme nur Kunden an, die auf Empfehlung
kommen, junger Mann«, erwiderte sie. »Ich muß
vorsichtig sein. Die Polizei ist in diesen Dingen sehr streng.«
      »Aber ich bin nur zu einem kurzen Besuch in
London«, erklärte er. »Ich muß morgen wieder
weiterfliegen! Bitte, Madame Rose, erübrigen Sie für mich
eine kurze Zeit.«
      Seufzend meinte sie: »Also gut, kommen Sie
herein. Ich kann aber nur eine halbe Stünde für Sie
aufbringen; ich erwarte nämlich Besuch.«
      Die Eingangshalle war düster und
eichengetäfelt. Er wartete, bis sie die Tür geschlossen
hatte. Als sie sich umdrehte und ihn ansah, wurde sie stutzig.
»Ihr Gesicht kommt mir merkwürdig bekannt vor. Haben wir uns
schon irgendwo einmal gesehen?«
      »Ich glaube nicht«, erwiderte er. »Ich bin Amerikaner und zum erstenmal in England.«
    »Dann muß ich mich wohl irren.«
    Sie ging ihm voran den Korridor entlang,
schob einen dunklen Samtvorhang beiseite und öffnete eine schwere
Tür. Der Raum, den sie anschließend betraten, war von der
Straße durch schwere Vorhänge isoliert und dadurch
gedämpft. Eine einzige Lampe auf einem kleinen Tischchen spendete
mattes Licht. Im Kamin brannte ein imitiertes elektrisches Holzfeuer,
und die Temperatur im Raum war unangenehm warm. Brady knöpfte
seinen Mantel auf und setzte sich dann an den Tisch.
      Die alte Frau nahm ihm gegenüber Platz. Neben
ihrem Ellbogen lag ein Stapel Bücher, vor ihr ein Bogen
weißen Papiers. Sie ergriff einen Bleistift und forderte ihn auf:
»Sagen Sie mir Ihr Geburtsdatum, den Geburtsort und die genaue
Zeit. Besonders der genaue Zeitpunkt Ihrer Geburt ist wichtig; deshalb
seien Sie bitte so genau wie möglich.«
      Er machte die von ihr gewünschten Angaben und
blickte über ihre Schultern in die Schatten, die aus den Ecken
herankrochen und gegen den Lichtkreis ankämpften, der von der
kleinen Lampe ausgestrahlt wurde. Krampfhaft überlegte Brady, was
er wohl als nächstes sagen solle, entschloß sich dann jedoch
zu warten, bis sie ihm einen Anhaltspunkt bot. Sie sah in verschiedenen
Büchern nach, machte sich einige schnelle Notizen auf dem Bogen
Papier und grunzte schließlich befriedigt.
    »Glauben Sie an Astrologie, junger Mann?«
      »Ich wäre doch nicht hier, wenn ich nicht
daran glaubte.« Sie nickte zufrieden. »Sie sind mit beiden
Händen gleich geschickt? Ich meine, Sie sind Rechts- wie
Linkshänder?«
      Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, und er
erwiderte mit einiger Verblüffung: »Ja, das stimmt. Woher
wußten Sie das?«
      »Viele von den Menschen, die im Zeichen des
Skorpions geboren sind, besitzen diese Eigenart«, erwiderte sie
und betrachtete ihre Notizen. »Das Leben ist für Sie oftmals
ein Schlachtfeld… Sie nehmen es sehr schwer!«
    »Das kann man wohl sagen«,
bestätigte Brady. Sie nickte ruhig. »Ihr

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