Der Geist der Liebe - Miles, C: Geist der Liebe - MacGowans's Ghost
Tränen der Freude und der Angst zugleich. Allie hatte versprochen, sie noch einmal anzurufen, wenn sie wieder an Land zurück war.
Gabe hatte Jake in der Schule entschuldigt, und mit Hilfe von Jeff, dem Fährmann, hatte fast die gesamte Bevölkerung von Sealladh na Mara auf der Fähre Platz gefunden, mit der sie dann zu der Stelle gefahren waren, an der Kait ertrunken war. Die Sonne kam hinter den Wolken hervor und schien so hell, dass das Wasser funkelte und glitzerte. Bruder Digby hatte eine kleine Predigt gehalten und für Kaits Seelenfrieden gebetet, und der kleine Jake hatte einen Brief vorgelesen, den er seiner Mom geschrieben hatte. Nach einem weiteren Gebet hatten sie Blumen auf das Wasser gestreut; Jake hatte seinen Brief in eine Flasche gesteckt, sie verkorkt und dann ins Wasser geworfen.
Allie hatte Gabe beobachtet, dessen Gesichtsausdruck unergründlich war - außer für sie. Sie spürte, dass er Kaits Verhalten und ihre Fehler zu akzeptieren gelernt hatte - und nicht nur ihre, sondern auch die seinen. An diesem Tag verzieh er nicht nur seiner Frau, sondern auch sich selbst.
Und dass es so war, ließ Allies Herz höher schlagen.
Nach der Trauerfeier nahm die Fähre wieder Kurs auf Sealladh na Mara, wo die Leute zu ihren Geschäften zurückkehrten und das Leben weiterging wie an einem ganz normalen Freitagmorgen.
Nur nicht für den Fährmann Jeff. Der blieb wartend am Kai stehen und rauchte eine Pfeife.
Es lag noch etwas in der Luft, das spürte Allie deutlich. Sie hätte nur nicht sagen können, was.
Wieder im Odin's, übernahmen Wee Mary und Laina die Küche. Gabe grinste, als er Allie ihre Jacke brachte und sie zur Tür zog. »Meine Tante und meine Mom werden sich heute um das Mittagessen kümmern.«
»Und wo gehen wir hin?«, fragte Allie lachend.
Gabe blieb stehen, half Allie in ihre Jacke und sah ihr dabei in die Augen. »Du wirst schon sehen, Allie Morgan.«
Langsam knöpfte er ihre Jacke zu, und am Kragen hielten seine Finger inne, sein Blick wurde ernster, und seine grünen Augen verdunkelten sich ein wenig. Für einen Moment beugte er sich zu ihr vor und küsste sie sehr liebevoll. Als er sich von ihr löste, schlug Allies Herz ihr bis zum Hals.
»Lass uns gehen.«
Gabe nahm ihre Hand und führte sie rasch die Straße hinunter. Vor der Bäckerei wartete Leona auf sie und reichte Gabe zwei weiße Papiertüten mit irgendetwas darin, drückte ihnen zwei Thermosflaschen mit irgendetwas und bedachte sie dann mit einem Lächeln, in dem irgendetwas Wissendes lag. Mit ihren Tüten und Thermosflaschen gingen sie weiter.
Am Kai nickte Jeff, der Fährmann, ihnen zu und führte sie zu dem kleinen Pier, an dem die Fähre ankerte. Allie warf Gabe einen fragenden Blick zu, doch er lächelte nur, zuckte die Schultern und führte sie an Bord. Auf dem Schiff ging er mit ihr geradewegs zum Bug, brachte ihren Snack in einer kleinen Kühlbox unter und zog Allie in seine Arme.
Sie lehnte sich an seine Brust, er legte den Kopf auf ihre Schulter, und die leichte Rauheit seines Kinns an ihrem veranlasste Allie, sich noch enger an ihn zu schmiegen. Sie konnte spüren, dass er lächelte. »Fällt dir irgendetwas auf, Allie?«
Allie seufzte. »Ja, Bruder Digby ist nicht hier, um uns im Auge zu behalten.«
Gabe küsste sie aufs Ohrläppchen. »Genau.«
Allie bekam ganz weiche Knie.
Das Signalhorn tutete ein paar Mal, und die Fähre setzte sich in Bewegung.
Obwohl es noch immer sehr kühl war, warf die Sonne warme Strahlen durch die vereinzelten Wolken, und der Wind fühlte sich ziemlich frisch auf Allies Haut an. Doch umgeben von Gabes Wärme war ihr überhaupt nicht kalt.
Und wenn er ihren Nacken küsste, wie er es jetzt gerade tat, wurde ihr sogar richtiggehend heiß.
So heiß, dass sie schier zu verbrennen drohte.
Die Fährte fuhr an der Küste entlang in Richtung Norden, und Allie war fasziniert von der atemberaubenden Landschaft, die an ihnen vorbeizog. Gabe zeigte ihr verschiedene Sehenswürdigkeiten, wie einen Kreis uralter Menhire auf der Spitze eines Kliffs, und versprach, sie einmal dorthin zu bringen.
Sie konnte es kaum erwarten.
»Dreh dich um, Allie.«
Sie tat es und lehnte sich mit dem Rücken an die Reling. Als sie aufblickte, wunderte sie sich über die Intensität in Gabes Blick, sein angespanntes Kinn und seine Augen, die viel dunkler als gewöhnlich waren. Verwundert legte sie den Kopf ein wenig schief. »Was ist denn, Gabe?«
Er blickte auf sie herab und sah sie eindringlich an.
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